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Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI

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Abschlussbericht „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />

„Das ist dieser gesellschaftliche Druck <strong>und</strong> ich habe mich auch vor mir selber geschämt.<br />

Das ist nicht gesellschaftstypisch, das wird nicht gemacht, das ist falsch, das ist verkehrt,<br />

das macht man nicht. […] Und natürlich ist da e<strong>in</strong>e Scham da. Man ist anders. Ich<br />

me<strong>in</strong>e, man schämt sich immer wenn man anders ist als alle anderen. Und ich war anders<br />

als alle anderen. Also natürlich habe ich mich geschämt. Ja. Man gehört nicht mehr<br />

dazu. Das Problem ist immer, dass uns vorgelebt wird, wir müssen zu e<strong>in</strong>er Herde gehören.<br />

Wenn man nicht dazu gehört, das ist ja <strong>in</strong> der Tierwelt schon so, dann ist man<br />

anders <strong>und</strong> wird ausgestoßen. Das ist das Problem, man hat e<strong>in</strong>fach immer Angst, dass<br />

man als Außenseiter endet <strong>und</strong> verstoßen wird. Und viele dieser Frauen, die das eben für<br />

sich unterdrücken so wie ich, haben eben e<strong>in</strong> ähnliches Problem.“ (F1, 165)<br />

Für e<strong>in</strong>e Interviewteilnehmer<strong>in</strong>, die sich nach Bekanntwerden ihrer Personendaten<br />

für die offizielle Adoptionsfreigabe ihres K<strong>in</strong>des entschieden hatte,<br />

waren die von ihr befürchteten gesellschaftlichen Reaktionen auf e<strong>in</strong>e<br />

Adoptionsfreigabe belastend.<br />

„Also die Frau bei der Geme<strong>in</strong>de, die hat mir richtig nochmal <strong>in</strong>s Gewissen geredet, was<br />

ich denn da vorhabe <strong>und</strong> ob ich mir denn sicher b<strong>in</strong>, das war eigentlich die e<strong>in</strong>zige, die<br />

mal schlecht drüber gedacht... weil die hat das ja nun rausbekommen, hat auch das Jugendamt<br />

irgendwie noch kontaktiert <strong>und</strong> wollte mir dann auch noch weiterhelfen, <strong>und</strong> da<br />

hatte ich auch überhaupt ke<strong>in</strong>e Lust <strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e Nerven dazu <strong>und</strong> die war die e<strong>in</strong>zige,<br />

die so negativ war.“ (F 6, 109)<br />

Für zwei Interviewteilnehmer<strong>in</strong>nen, deren Herkunftsfamilien e<strong>in</strong>en Migrationsh<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

hatten, waren Ängste <strong>und</strong> Sorgen, die sich aus religiösen<br />

<strong>und</strong> kulturellen Differenzen ergaben, belastende Faktoren. Gleichwohl waren<br />

diese Ängste nicht alle<strong>in</strong>e ausschlaggebend für die Nutzung des Angebotes.<br />

„Außerdem, was erschwerender Weise h<strong>in</strong>zu kommt, me<strong>in</strong>e Eltern kommen aus e<strong>in</strong>er<br />

anderen Glaubensrichtung <strong>und</strong> <strong>in</strong> unserer Glaubensrichtung ist e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> wilder Ehe,<br />

auch noch mit e<strong>in</strong>em Christen, quasi sowas wie die Dolchstoß-Legende. Ja, das ist nicht<br />

machbar. Also war nochmal so e<strong>in</strong> Punkt, der alles noch e<strong>in</strong> bisschen schlimmer gemacht.“<br />

(F1, 45)<br />

„Vor allen D<strong>in</strong>gen, weil me<strong>in</strong>e Eltern jetzt me<strong>in</strong>en Mann nicht akzeptieren, die Kultur<br />

nicht.“ (F2, 24)<br />

In ke<strong>in</strong>em Fall wurde von den befragten Frauen e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziger Gr<strong>und</strong> als isoliertes<br />

Motiv, das zur Geheimhaltung der Schwangerschaft geführt hatte,<br />

genannt. Vielmehr handelte es sich bei allen Frauen um e<strong>in</strong>e Vielzahl von<br />

Gründen, die sie dazu veranlassten, die Schwangerschaft zu verheimlichen.<br />

6.4 Strategien der Geheimhaltung<br />

Strategien der Geheimhaltung gegenüber dem Partner<br />

Vier Interviewpartner<strong>in</strong>nen lebten zum Zeitpunkt der Feststellung der<br />

Schwangerschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er festen Partnerschaft. Die Geheimhaltung gegen-<br />

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