Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI
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Abschlussbericht „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />
Nach dem Gespräch mit ihrer Tante teilte die Interviewteilnehmer<strong>in</strong> ihren<br />
Eltern mit, dass sie Großeltern geworden waren.<br />
„Dann guckt sie mich wieder an <strong>und</strong> dann habe ich es ihr halt erzählt, wie das war <strong>und</strong><br />
sie fand es ganz schlimm, dass ich ihr das nicht erzählt habe oder me<strong>in</strong>en Eltern nicht<br />
erzählt habe. Hast du ke<strong>in</strong> Vertrauen <strong>in</strong> uns?“ (F4, 210)<br />
Fünf M<strong>in</strong>uten, nachdem die Frau mit ihrer Mutter gesprochen hatte, wurde<br />
sie von Mitarbeiter<strong>in</strong>nen des Trägers zu Hause aufgesucht. Diese sprachen<br />
ebenfalls mit der Mutter. Der Vater erfuhr am gleichen Tag, dass er Großvater<br />
geworden war.<br />
„Und nachmittags habe ich es halt me<strong>in</strong>em Vater erzählt, als der von der Arbeit kam<br />
<strong>und</strong> der war total geschockt. Also der war total fertig, der me<strong>in</strong>te auch, warum hast du<br />
nichts gesagt?“ (F4, 210)<br />
Für e<strong>in</strong>e Interviewpartner<strong>in</strong> war der weitere Verbleib des K<strong>in</strong>des noch nicht<br />
geklärt, als sie sich entschied ihrem Ex-Mann <strong>und</strong> den älteren K<strong>in</strong>dern von<br />
dem Baby zu berichten.<br />
„Und da musste ich ja dann oder habe dann mit me<strong>in</strong>em Noch-Mann dann, ich habe<br />
ihm gesagt, dass e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d da ist. […] Er war natürlich total überfordert damit, klar,<br />
geschockt. Me<strong>in</strong>e K<strong>in</strong>der oder me<strong>in</strong>e Tochter zum<strong>in</strong>dest hat sich natürlich riesig gefreut,<br />
e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Bruder zu haben. Dann hat sie gesagt was ich machen will, was ich vorhabe.<br />
Dann habe ich gesagt, ich gebe ihn ab, ich gebe ihn zur Adoption frei. Dann hat sie<br />
erst mal geheult. Und dann hat sie aufgelegt. Und dann kam später e<strong>in</strong>e SMS: Egal<br />
Mama, was Du tust, wir stehen h<strong>in</strong>ter Dir.“ (F5, 157)<br />
Reaktion des sozialen Umfeldes<br />
Alle Frauen hatten ihre Schwangerschaften auch dem sozialen Umfeld gegenüber<br />
geheim gehalten. Im Lauf der Zeit, nachdem sie sich über den<br />
Verbleib der K<strong>in</strong>der klar geworden <strong>und</strong> diese zu den leiblichen Müttern<br />
zurückgekehrt waren, erfuhren Fre<strong>und</strong>/<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Bekannte von dem Baby.<br />
„Ja, am Anfang war es so, me<strong>in</strong>e beste Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> war sehr enttäuscht, dass ich es ihr<br />
nicht gesagt habe, dass ich damit gelebt habe, mit dieser Bürde quasi <strong>und</strong> ihr nichts gesagt<br />
habe, wobei sie es eher nachvollziehen kann <strong>und</strong> eher versteht.“ (F1, 106)<br />
„Also, so wenn ich jetzt me<strong>in</strong>en Fre<strong>und</strong>en gesagt hab das ich e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d habe, die jetzt<br />
aber nicht wissen, dass es <strong>in</strong> der Babyklappe war, die haben natürlich gesagt, ich soll<br />
aufhören sie zu verarschen. Also, die wollten es mir nicht glauben. Aber dann hab ich<br />
gesagt, ja doch, ich hab e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> das ist jetzt drei Monate oder so. Aber es war<br />
positiv.“ (F2, 157)<br />
„Die Sache g<strong>in</strong>g schnell: Das me<strong>in</strong> Mann das erfahren hat, am nächsten Tag me<strong>in</strong>e<br />
Schwiegereltern <strong>und</strong> dass dann irgendwie, das ist hier e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Stadt <strong>und</strong> me<strong>in</strong>e<br />
Schwiegereltern wohnen seit über 30 Jahren hier, die kennen auch viele Leute. […] Es<br />
gibt Leute, da merke ich schon, die s<strong>in</strong>d sehr abweisend. Das s<strong>in</strong>d so Leute, mit denen<br />
b<strong>in</strong> ich jetzt nicht so eng, wo ich sage, die s<strong>in</strong>d mir so wichtig. Leute, die mir wichtig<br />
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