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Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI

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Abschlussbericht „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />

6.7 Aufgabe der Anonymität<br />

Zeitpunkt <strong>und</strong> Gründe für die Aufgabe der Anonymität<br />

Die Personenstandsdaten aller leiblichen Mütter wurden nach der Nutzung der<br />

anonymen Angebote bekannt. In fünf Fällen gaben die Frauen nach der anonymen<br />

<strong>Geburt</strong> bzw. der anonymen Abgabe der K<strong>in</strong>der ihre Anonymität auf.<br />

Im sechsten Fall wurden die Personendaten der Mutter durch e<strong>in</strong>en Zufall, den<br />

sie nicht weiter beschreiben wollte bekannt <strong>und</strong> sie sah sich gezwungen, die<br />

Anonymität ebenfalls aufzugeben.<br />

Die Interviewpartner<strong>in</strong>, die ihr K<strong>in</strong>d anonym zur Welt brachte <strong>und</strong> deren<br />

Fre<strong>und</strong> bei der Entb<strong>in</strong>dung zugegen war, gab die Anonymität gegenüber dem<br />

Träger im Rahmen des <strong>Geburt</strong>sverlaufes auf. Sie holte ihr K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Woche<br />

nach der <strong>Geburt</strong> ab. Für sie hatte immer außer Frage gestanden, das K<strong>in</strong>d<br />

anonym abzugeben. Ihr Wunsch bestand dar<strong>in</strong>, geme<strong>in</strong>sam mit dem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />

Leben außerhalb ihres bisherigen familiären <strong>und</strong> sozialen Umfeldes zu führen.<br />

„Ne<strong>in</strong>, das blieb alles anonym bis zum Freitag, an dem Tag an dem ich ihn abgeholt habe.<br />

Das bleibt anonym, bis man ihn mitnimmt.“ (F1, 92)<br />

Die zweite befragte Frau, die e<strong>in</strong>e anonyme <strong>Geburt</strong> <strong>in</strong> Anspruch genommen<br />

hatte, kontaktierte im Verlauf der folgenden Zeit den Träger <strong>und</strong> besuchte<br />

zwei Wochen nach der Entb<strong>in</strong>dung ihr K<strong>in</strong>d, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Pflegefamilie untergebracht<br />

worden war. Als das K<strong>in</strong>d drei Monate alt war, fand nochmals e<strong>in</strong><br />

Treffen statt.<br />

„Das zweite Mal kam er glaube ich ohne Pflegeeltern. Und ja, ich war hier mit ihm <strong>und</strong><br />

ich musste nur noch we<strong>in</strong>en, ihn <strong>in</strong> den Arm nehmen <strong>und</strong> es war für ihn, ich hatte noch<br />

so e<strong>in</strong>en roten Nagellack <strong>und</strong> er hat die ganze Zeit da drauf geguckt. Und ich habe noch<br />

so e<strong>in</strong> paar Bilder gemacht von ihm <strong>und</strong> das war hart. Ich wollte ihn gar nicht mehr<br />

loslassen. Ich wollte auch gar nicht mehr gehen.“ (F3, 130)<br />

Die telefonischen Kontakte wurden mit der Zeit weniger. Da die Interviewpartner<strong>in</strong><br />

ihre Telefonnummer h<strong>in</strong>terlassen hatte, suchten Mitarbeiter<strong>in</strong>nen des<br />

Trägers die Frau acht Monate nach der <strong>Geburt</strong> ihres K<strong>in</strong>des zu Hause auf. 148<br />

„Ja, die standen e<strong>in</strong>es morgens vor me<strong>in</strong>er Haustür, weil sie mich nicht mehr erreichen<br />

konnten, weil ich mit diesem Thema e<strong>in</strong>fach, ich hatte immer noch vor, das niemandem<br />

zu erzählen aus Angst. Ganz alle<strong>in</strong>, die Zeit g<strong>in</strong>g immer, je mehr Zeit verg<strong>in</strong>g, umso<br />

mehr kriegte ich immer Angst, jetzt kannst du es erst recht nicht sagen. Jetzt ist es zu<br />

spät. Das K<strong>in</strong>d wird immer älter. Die standen vor me<strong>in</strong>er Haustür, me<strong>in</strong> Mann war<br />

auch zu Hause. Ich habe mich kurz umgezogen, wir s<strong>in</strong>d rausgegangen auf den Spielplatz.“<br />

(F3, 114)<br />

148 In e<strong>in</strong>em nachträglichen Gespräch mit e<strong>in</strong>er Mitarbeiter<strong>in</strong> wurde diesbezüglich noch e<strong>in</strong>mal<br />

nachgefragt. Die betroffene Frau hatte demnach ihre Adresse im Büro des Trägers h<strong>in</strong>terlas-<br />

sen. Daraufh<strong>in</strong> wurde sie zuhause aufgesucht, da der Träger davon ausg<strong>in</strong>g, dass e<strong>in</strong>e Ano-<br />

nymität nicht mehr möglich sei, sobald die Personenstandsdaten bekannt waren.<br />

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