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Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI

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Abschlussbericht „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />

der Frauen bzw. ihr Verhältnis zum Erzeuger des K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> vielen Fällen als<br />

<strong>in</strong>stabil, wenig gleichberechtigt <strong>und</strong> kompliziert beschrieben wurde <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

anonyme Abgabe des K<strong>in</strong>des möglich bzw. nötig machten. Diese Geme<strong>in</strong>samkeiten,<br />

Verantwortungsübernahme für Schwangerschaftsverhütung <strong>und</strong><br />

komplizierte Beziehungsdynamiken, lassen sich als e<strong>in</strong> verb<strong>in</strong>dendes Merkmal<br />

der Frauen, die e<strong>in</strong>e Beratungsstelle, wenngleich nicht unbed<strong>in</strong>gt zum<br />

Zweck e<strong>in</strong>er anonymen K<strong>in</strong>desabgabe, aufsuchen, def<strong>in</strong>ieren.<br />

Informationswege zur anonymen Abgabe<br />

Fünf Interviewpartner<strong>in</strong>nen nutzen das Internet, um sich über Hilfsmöglichkeiten<br />

zu <strong>in</strong>formieren, wobei <strong>in</strong> drei Fällen gezielt nach Angeboten zur<br />

anonymen K<strong>in</strong>desabgabe gesucht wurde. Zwei Frauen haben Schwangerschafts(konflikt)beratungsstellen<br />

kontaktiert. In e<strong>in</strong>em Fall hielt e<strong>in</strong>e dieser<br />

Beratungsstellen e<strong>in</strong> Angebot zur anonymen K<strong>in</strong>desabgabe vor, im anderen<br />

Fall wollte sich die Interviewteilnehmer<strong>in</strong> nach der alle<strong>in</strong>e durchgeführten<br />

<strong>Geburt</strong> darüber <strong>in</strong>formieren, wo sich die nächste Babyklappe befand. Als<br />

Alternativen zu den anonymen Angeboten waren lediglich Abtreibung,<br />

Pflegschaft <strong>und</strong> die offizielle Freigabe zur Adoption bekannt. In ke<strong>in</strong>em<br />

dieser Angebote sahen die befragten Frauen e<strong>in</strong>e adäquate Lösung. Abtreibung<br />

wäre, auch im Falle e<strong>in</strong>er rechtzeitigen Entdeckung der Schwangerschaft,<br />

für die Mehrheit der Frauen aus ethischen, moralischen oder religiösen<br />

Gründen nicht <strong>in</strong> Frage gekommen. Das Internet als Informationsquelle<br />

wurde von den Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen von Trägern <strong>und</strong> Jugendämtern übere<strong>in</strong>stimmend<br />

als Hauptzugangsweg bestätigt. Nachdem sich die befragten<br />

Frauen für e<strong>in</strong> Angebot zur anonymen K<strong>in</strong>desabgabe entschieden hatten,<br />

holten sie ke<strong>in</strong>e weiteren Informationen über alternative Unterstützungsmöglichkeiten<br />

e<strong>in</strong>. Lediglich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall handelte es sich bei der Abgabe<br />

des K<strong>in</strong>des über e<strong>in</strong>e Babyklappe um e<strong>in</strong>e spontane, ungeplante <strong>und</strong> unvorbereitete<br />

Handlung. Die betroffene Frau wurde nach eigenen Aussagen<br />

nach e<strong>in</strong>er negierten Schwangerschaft von der <strong>Geburt</strong> überrascht <strong>und</strong> suchte<br />

nach der Entb<strong>in</strong>dung, die sie alle<strong>in</strong>e zuhause durchführte, im Internet<br />

nach der nächsten Babyklappe. In den fünf anderen Fällen fand die anonyme<br />

Abgabe geplant <strong>und</strong> nicht reflexartig oder spontan statt.<br />

Strategien der Verheimlichung<br />

Bis zur <strong>Geburt</strong> verheimlichten die Interviewpartner<strong>in</strong>nen die Schwangerschaften<br />

vor ihrem gesamten Umfeld. Dies geschah vor allem durch weite<br />

Kleidung <strong>und</strong> die E<strong>in</strong>schränkung sozialer Kontakte. Den Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />

der Jugendämter <strong>und</strong> Träger waren diese Strategien der Geheimhaltung aus<br />

Gesprächen mit Klient<strong>in</strong>nen bekannt. Sie berichteten zudem, dass die Frauen<br />

aus ihrem sozialen Umfeld wiederholt auf die Möglichkeit e<strong>in</strong>er bestehenden<br />

Schwangerschaft angesprochen worden waren. Dies traf auch <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>igen Fällen der befragten Frauen zu. Die anschließende Verleugnung der<br />

Schwangerschaft wurde vom Umfeld akzeptiert, was nach Me<strong>in</strong>ung der<br />

Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen von Trägern <strong>und</strong> Jugendämtern die Isolation der Frauen<br />

verstärkte <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Auflösung der Situation nahezu unmöglich machte. Zudem<br />

wird deutlich, dass das soziale Umfeld, ebenso wie die Frauen, mit<br />

Verdrängung als defensive Bewältigungsstrategie auf die Situation reagiert<br />

<strong>und</strong> ke<strong>in</strong>e aktive Ause<strong>in</strong>andersetzung stattf<strong>in</strong>det. Die Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen der<br />

Träger gaben an, dass sie <strong>in</strong> den meisten Fällen die ersten <strong>und</strong> e<strong>in</strong>zigen Per-<br />

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