Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI
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Abschlussbericht „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />
6.9 Beziehung zum K<strong>in</strong>d<br />
Mutter-K<strong>in</strong>d-Verhältnis<br />
Anhand der Schilderungen e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>terviewten Frau soll im Folgenden<br />
exemplarisch dargestellt werden, wie ambivalent sich die Beziehung zu ihrem<br />
K<strong>in</strong>d gestaltete bzw. wie sich die Mutter-K<strong>in</strong>d-Beziehung im Laufe der<br />
Zeit veränderte.<br />
„Nur abends, wenn ich alle<strong>in</strong>e war so, dann hab ich es gemerkt <strong>und</strong> ab <strong>und</strong> zu mal über<br />
den Bauch gestreichelt, wenn er dann gestrampelt hat oder so. Aber es war nie e<strong>in</strong>e B<strong>in</strong>dung<br />
da – im Pr<strong>in</strong>zip habe ich es immer wieder verdrängt.“ (F5, 49)<br />
„Also, das K<strong>in</strong>d war mir (Anmerkung der Verfasser<strong>in</strong>: nach der <strong>Geburt</strong>) total fremd.“<br />
(F5, 145)<br />
„Aber ich war nahe dran zu sagen, ich geb ihn ab. Weil es war e<strong>in</strong>fach so, wenn ke<strong>in</strong>e<br />
Verb<strong>in</strong>dung da ist, wenn ich nichts empf<strong>in</strong>de, wenn ich e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d im Arm halte oder<br />
me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d im Arm habe, dann dachte ich, das wird wahrsche<strong>in</strong>lich immer so se<strong>in</strong>. Und<br />
das hat ke<strong>in</strong>en Wert für ihn. Ja, ich tue ihm nichts Gutes damit.“ (F5, 153)<br />
„Ich denke, das war, ja wo ich mit dem Kle<strong>in</strong>en unten war bei me<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern. Das<br />
war wirklich, also me<strong>in</strong>e Tochter hatte den Kle<strong>in</strong>en auf dem Arm <strong>und</strong> ich gemerkt, das<br />
ist Geschwisterliebe. Es ist wirklich was da. Da wusste ich, dass ich ihn nie wieder<br />
hergebe.“ (F5, 183)<br />
E<strong>in</strong>e weitere Interviewpartner<strong>in</strong> schilderte, dass für sie ab dem Augenblick,<br />
als sie von ihrer Schwangerschaft erfuhr, feststand, dass sie sich nicht von<br />
ihrem K<strong>in</strong>d trennen würde.<br />
„Mit me<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d, ja, auf jeden Fall, den hätte ich nicht da gelassen, ne<strong>in</strong>.“ (F1, 139)<br />
Ihre Gefühle, die sie nach der Rückkehr ihres K<strong>in</strong>des, das acht Monate <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Pflegefamilie war, beschreibt e<strong>in</strong>e andere befragte Mutter.<br />
„Aber ich b<strong>in</strong> <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie sehr, sehr glücklich, dass me<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d wieder da ist. Ich<br />
wünsche ihm wirklich alles Gute. Ich wünsche uns viel Ges<strong>und</strong>heit, Glück.“ (F3, 222)<br />
Die <strong>in</strong>terviewte Frau, die ihr K<strong>in</strong>d zur Adoption freigegeben hatte, schildert<br />
ihre Gedanken dem K<strong>in</strong>d gegenüber wie folgt.<br />
„Ich b<strong>in</strong> aber nicht glücklich, dass das passiert ist. Also ich wünschte, es wäre nicht<br />
passiert. Das muss nicht se<strong>in</strong>, auch fürs K<strong>in</strong>d nicht. Weil das K<strong>in</strong>d wird irgendwann<br />
erfahren, du bist adoptiert, <strong>und</strong> muss dann auch mit der Entscheidung klarkommen, die<br />
ich getroffen habe. Also ich wünschte, das wäre nicht passiert <strong>in</strong> der Form.“ (F6, 121)<br />
Im Falle der Interviewpartner<strong>in</strong>, die ihr K<strong>in</strong>d zur Adoption freigegeben<br />
hatte, verdeutlichte sich die Beziehung zum K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Kraft <strong>und</strong> den Bemühungen,<br />
die sie <strong>in</strong> die Auswahl der Adoptivfamilie, den Adoptionsprozess<br />
<strong>und</strong> die Adoptionsform e<strong>in</strong>brachte.<br />
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