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Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI

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Abschlussbericht „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />

bung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er größeren Region <strong>und</strong> kann somit als repräsentativ für die Gesamtbevölkerung<br />

e<strong>in</strong>es B<strong>und</strong>eslandes gelten (<strong>Geburt</strong>en <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> für e<strong>in</strong><br />

Jahr).“ (Wessel 2007, S. 139f) Aufgr<strong>und</strong> der erhobenen Daten geht Wessel<br />

weiter davon aus, dass nach der alle<strong>in</strong>igen Berücksichtigung der Fälle, <strong>in</strong><br />

denen die Frauen von der <strong>Geburt</strong> vollkommen überrascht wurden (n=12),<br />

davon auszugehen ist, dass pro Jahr r<strong>und</strong> 300 Entb<strong>in</strong>dungen <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />

stattf<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> deren Vorfeld die Frauen ke<strong>in</strong>erlei Kenntnis über ihre<br />

Schwangerschaft hatten. Dies entspricht e<strong>in</strong>er Relation von e<strong>in</strong>s zu 2.455<br />

<strong>Geburt</strong>en (vgl. Wessel 2007, S. 141).<br />

E<strong>in</strong>en Vergleich von negierten Schwangerschaften mit <strong>und</strong> ohne folgendem<br />

Neonatizid ziehen Schlotz et al. <strong>in</strong> ihrem Artikel „Von der verdrängten<br />

Schwangerschaft zur K<strong>in</strong>dstötung“ (2009). Auch der Frage, ob Angebote<br />

zur anonymen K<strong>in</strong>desabgabe die Tötung von Neugeborenen verh<strong>in</strong>dern,<br />

gehen die Autor/<strong>in</strong>nen nach. Rohde (2007a 2007b) widmete sich wiederholt<br />

den Fragen, welche Frauen ihre K<strong>in</strong>der nach der <strong>Geburt</strong> töten <strong>und</strong> ob <strong>Babyklappen</strong><br />

<strong>und</strong> anonyme <strong>Geburt</strong>en geeignet s<strong>in</strong>d, um solche Taten zu verh<strong>in</strong>dern.<br />

Rohde betont, „E<strong>in</strong>zelfallanalysen kl<strong>in</strong>ischer bzw. forensischer<br />

Fälle von Neonatizid machen deutlich, dass gerade diese Frauen auch von<br />

Angeboten wie Babyklappe oder anonymer <strong>Geburt</strong> nicht profitieren können,<br />

da sie diese Möglichkeiten – ebenso wie die ihnen durchaus bekannten<br />

anderen Hilfsangebote – nicht wahrnehmen können“ (Rohde 2003, S. 5).<br />

Wiemann (2003a, 2003b, 2009) befasst sich im Rahmen ihrer Arbeit als<br />

Adoptionsexpert<strong>in</strong> unter anderem mit der Frage, ob Angebote zur anonymen<br />

K<strong>in</strong>desabgabe die Tötungen von Neugeborenen verh<strong>in</strong>dern können<br />

<strong>und</strong> welche psychischen Konsequenzen sich aus der anonymen Abgabe<br />

e<strong>in</strong>es Babys für die K<strong>in</strong>der, die Adoptiveltern sowie die leibliche Mutter<br />

ergeben. Neben Wiemann geht auch Swientek (1986) auf Aspekte der anonymen<br />

K<strong>in</strong>desabgabe e<strong>in</strong>, die sich zum e<strong>in</strong>en mit der Situation der abgebenden<br />

Mütter, zum anderen mit den Folgen für die abgegebenen K<strong>in</strong>der<br />

bzw. der (Un)Rechtmäßigkeit <strong>und</strong> missbräuchlichen Nutzung der Angebote<br />

beschäftigt (ebd. 2001a, 2001b, 2001c, 2007a, 2007b, 2010).<br />

Auf dem Gebiet der Neugeborenentötung haben <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

Bozankaya (2010), Alomia (2008) <strong>und</strong> Höynck/Görgen (2006) sowie<br />

Höynck (2010) publiziert. Der sich anschließende Abschnitt geht auf die<br />

neuesten empirische Ergebnisse zu Neonatiziden <strong>und</strong> Täter<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>.<br />

Mit den Angeboten zur anonymen K<strong>in</strong>desabgabe <strong>in</strong> europäischen Nachbarstaaten<br />

befassen sich aktuell drei Publikationen. E<strong>in</strong> Vergleich der bestehenden<br />

Angebote <strong>in</strong> der Schweiz <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> nimmt Wiesner-<br />

Berg <strong>in</strong> ihrer Publikation „<strong>Anonyme</strong> K<strong>in</strong>desabgabe <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> <strong>und</strong> der<br />

Schweiz - Rechtsvergleichende Untersuchung von „Babyklappe“, „anonymer<br />

<strong>Geburt</strong>“ <strong>und</strong> „anonymer Übergabe“ aus dem Jahr 2009 vor. In beiden<br />

Ländern gibt es ke<strong>in</strong>e rechtliche Regelung, die die Angebote zur anonymen<br />

K<strong>in</strong>desabgabe def<strong>in</strong>ieren.<br />

Pfaller stellt <strong>in</strong> ihrer Dissertationsschrift von 2007 die Praxis der anonymen<br />

<strong>Geburt</strong> <strong>in</strong> Frankreich vor. Frankreich blickt auf e<strong>in</strong>e lange Tradition,<br />

was diese Vorgehensweise betrifft zurück <strong>und</strong> hat dafür e<strong>in</strong>e umfangreiche<br />

Rechtgr<strong>und</strong>lage geschaffen. Diese wird <strong>in</strong> der angesprochenen Arbeit neben<br />

e<strong>in</strong>em historischen Überblick über die Entstehung der Angebote, ausführlich<br />

dargestellt, analysiert <strong>und</strong> auf Vere<strong>in</strong>barkeit mit <strong>in</strong>ternational geltendem<br />

Recht geprüft.<br />

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