Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI
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Abschlussbericht „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />
In den beiden Fällen, <strong>in</strong> denen die Schwangerschaft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Arztpraxis<br />
festgestellte wurde, erfolgte ke<strong>in</strong>e Nachfrage von Seiten der behandelnden<br />
Ärzte <strong>und</strong> Ärzt<strong>in</strong>nen, nachdem von den Patient<strong>in</strong>nen ke<strong>in</strong>e Term<strong>in</strong>e für<br />
weitere Vorsorgeuntersuchungen vere<strong>in</strong>bart wurden.<br />
Gelegenheiten für e<strong>in</strong> mögliches Out<strong>in</strong>g<br />
Während der Verheimlichung der Schwangerschaft gegenüber dem sozialen<br />
Umfeld, dem Partner <strong>und</strong> der Familie kam es wiederholt zu Situationen, <strong>in</strong><br />
denen die befragten Frauen darüber nachdachten, die Geheimhaltung aufzulösen.<br />
„Ich glaube, ich hätte genügend Situationen gehabt, es ihr (Anmerkung der Verfasser<strong>in</strong>:<br />
der besten Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>) zu sagen, aber ich habe es nicht getan. Also nee, ich glaube ich<br />
hätte es nicht getan. Wenn mir es jemand gesagt hätte, hätte ich es abgestritten.“ (F1,<br />
116)<br />
„Kurz hab ich überlegt, soll ich jetzt sagen, das ist so bei e<strong>in</strong>er Schwangerschaft? Aber<br />
dann dachte ich, ne<strong>in</strong>, lieber nicht.“ (F4, 101)<br />
„Me<strong>in</strong>e Tochter hat das mal geme<strong>in</strong>t so, Mama, bist du schwanger? Da sage ich,<br />
Quatsch, ne<strong>in</strong>, nur angefressen.“ (F5, 55)<br />
Ke<strong>in</strong>e Frau nutze e<strong>in</strong>e der Gelegenheiten, um ihre Lebensumstände aufzudecken.<br />
E<strong>in</strong>e Frau äußerte explizit, sich dies nicht gewünscht zu haben.<br />
„Weil ich hatte jetzt auch nicht so die tolle Verb<strong>in</strong>dungen zu der Arbeitskolleg<strong>in</strong>, wo<br />
ich jetzt sagen könnte, du hör mal. Das hatte ich ja nicht. Also von daher hatte ich auch<br />
nie das Bedürfnis, irgendjemand was zu sagen.“ (F5, 211)<br />
6.5 Vorbereitung auf die <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Geburt</strong>sablauf<br />
6.5.1 Kontaktaufnahme vor der <strong>Geburt</strong><br />
Von zwei befragten Frauen, die später beide das Angebot der anonymen<br />
<strong>Geburt</strong> nutzten, wurde vor der <strong>Geburt</strong> Kontakt zum Träger aufgenommen.<br />
In beiden Fällen gab es, außer der Gynäkolog<strong>in</strong>/dem Gynäkologen, der die<br />
Schwangerschaft festgestellt hatte <strong>und</strong> die/der danach von ke<strong>in</strong>er der beiden<br />
Frauen nochmals aufgesucht wurde, ke<strong>in</strong>e Personen, die über die Lebenssituationen<br />
der Interviewpartner<strong>in</strong>nen <strong>in</strong>formiert waren. Für beide war<br />
es die erste Gelegenheit, über ihre Situation zu sprechen.<br />
„Und dann habe ich da mal angerufen <strong>und</strong> habe gesagt, ich weiß gar nicht, was ich tun<br />
soll, ich b<strong>in</strong> total verzweifelt. Aber ich habe wirklich erst angerufen zwei Wochen vor der<br />
<strong>Geburt</strong>. Und dann haben sie zu mir gesagt, wir können das alles regeln.“ (F1, 45)<br />
„Und ich habe da das erste Mal angerufen <strong>und</strong> da habe ich das erste Mal drüber geredet<br />
<strong>und</strong> da kam das alles aus mir raus, ich musste dann auch wirklich sehr viel we<strong>in</strong>en,<br />
konnte kaum reden <strong>und</strong> habe erst mal wissen wollen, wie das so aussieht dort <strong>und</strong> wie<br />
das gemacht wird.“ (F1, 86)<br />
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