Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI
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Abschlussbericht „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />
für das K<strong>in</strong>d ok ist, sondern es war immer so, wenn er noch e<strong>in</strong>e Woche hätte länger<br />
bleiben müssen, damit ich mich besser davon erhole oder was weiß ich, dann wäre das<br />
auch <strong>in</strong> Ordnung gewesen. Also ich hatte immer das Gefühl, es ist wichtig was ich denke,<br />
was ich machen will, wie ich es für richtig halte <strong>und</strong> so wird das dann auch gemacht<br />
oder versucht umzusetzen. Und wenn ich total am falschen Weg war, dann hat sie versucht,<br />
mich auf e<strong>in</strong>en richtigen Weg oder e<strong>in</strong>en ähnlich richtigen Weg zu führen.“ (F1,<br />
100)<br />
„Zwei Jahre lang, dann war me<strong>in</strong> Fre<strong>und</strong> e<strong>in</strong> halbes Jahr weg, über e<strong>in</strong> halbes Jahr.<br />
Und danach kam er zurück <strong>und</strong> dann glaube ich hatten wir nur noch e<strong>in</strong> Gespräch <strong>und</strong><br />
dann war es vorbei. Also normalerweise ist es schon so, wenn noch Bedarf ist, kann man<br />
natürlich weiterh<strong>in</strong> betreuen, aber mit drei Jahren ist es im Pr<strong>in</strong>zip zu Ende <strong>und</strong> bei uns<br />
war es e<strong>in</strong>fach so, wir waren schon gefestigter als glaube ich manch andere, die danach<br />
gekommen s<strong>in</strong>d. Also bei uns glaube ich war es, das hat dann auch die Mitarbeiter<strong>in</strong> des<br />
Trägers geme<strong>in</strong>t, wir haben dann schon so e<strong>in</strong>e gewisse, wir gelten schon e<strong>in</strong> bisschen so<br />
als Erfolgs-Familie quasi.“ (F1, 109)<br />
E<strong>in</strong>e befragte Frau, die ebenfalls e<strong>in</strong>e anonyme <strong>Geburt</strong> durchgeführt hatte,<br />
wurde vor <strong>und</strong> bei der <strong>Geburt</strong> von e<strong>in</strong>er Mitarbeiter<strong>in</strong> des Trägers begleitet.<br />
Nach der Entb<strong>in</strong>dung blieb das Neugeborene beim Träger, dieser vermittelte<br />
es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Pflegefamilie. Die leibliche Mutter besuchte das K<strong>in</strong>d zwei Mal<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mutter-K<strong>in</strong>d-E<strong>in</strong>richtung. Nachdem die Kontakte zwischen ihr <strong>und</strong><br />
den Mitarbeiter<strong>in</strong>nen abnahmen bzw. von ihrer Seite e<strong>in</strong>gestellt wurden,<br />
suchten zwei Mitarbeiter<strong>in</strong>nen die Mutter nach acht Monaten <strong>in</strong> ihrem<br />
häuslichen Umfeld auf. Im Rahmen dieses Besuches <strong>in</strong>formierte die Interviewpartner<strong>in</strong><br />
im Beise<strong>in</strong> der Mitarbeiter<strong>in</strong>nen ihren anwesenden Ehemann<br />
über die Existenz des zweiten K<strong>in</strong>des. Geme<strong>in</strong>sam fuhren sie zu ihrem<br />
K<strong>in</strong>d, blieben vier Tage mit ihm <strong>in</strong> der Mutter-K<strong>in</strong>d-E<strong>in</strong>richtung <strong>und</strong> fuhren<br />
anschließend nach Hause.<br />
„Aber ich b<strong>in</strong> wirklich dem Träger sehr, sehr dankbar dafür, ich b<strong>in</strong> den Pflegeeltern<br />
sehr dankbar dafür, ich b<strong>in</strong> der Mitarbeiter<strong>in</strong> des Trägers dankbar dafür, dass so e<strong>in</strong>e<br />
fremde Frau e<strong>in</strong>fach neben e<strong>in</strong>em steht bei der Entb<strong>in</strong>dung <strong>und</strong> sagt, du schaffst das.<br />
Wir kriegen das h<strong>in</strong>. Egal, wofür du dich entscheidest, wir stehen h<strong>in</strong>ter Dir. Dass man<br />
so viel Anerkennung <strong>und</strong> Mut kriegt, dass man dafür respektiert wird, obwohl man<br />
nicht weiß, ob man das Richtige oder Falsche tut, dass man Hilfe e<strong>in</strong>fach hat. Dass<br />
e<strong>in</strong>em angeboten wird, wir s<strong>in</strong>d für dich da. Ich sehe das jetzt nicht als selbstverständlich,<br />
weil ich das nicht kenne.“ (F3, 217)<br />
Die Trennung von den Pflegeeltern war für das acht Monate alte K<strong>in</strong>d<br />
schwer.<br />
„Da saßen wir, da waren auch alle dabei <strong>und</strong> dann kam er mit se<strong>in</strong>en Pflegeeltern. Das<br />
war sehr hart für ihn. Ich habe gesehen, er kriegt Zähne, es ist ganz fremd. Er sieht<br />
zum ersten Mal se<strong>in</strong>en leiblichen Papa, den er eigentlich so gar nicht kennt. Er wollte<br />
gar nicht so. Und viele beruhigen ihn, versuchen ihn mit allem Möglichen zu beruhigen.<br />
Und die erste Nacht war auch sehr hart, er hat viel geschrien, er hat viel gewe<strong>in</strong>t, es war<br />
alles fremd, es war schwierig für ihn. Auch zu Hause, die erste Zeit so.“ (F3, 120).<br />
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