Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI
Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI
Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Abschlussbericht „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />
len Umfeld geheim halten <strong>und</strong> sich zusammen mit dem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e neue<br />
Existenz aufbauen. 143 Fünf der sechs K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d zu ihren leiblichen Müttern/Eltern<br />
zurückgekehrt, e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d wurde von der Mutter zur Adoption<br />
freigegeben <strong>und</strong> lebt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Adoptivfamilie. Ke<strong>in</strong>e der sechs Frauen ist<br />
anonym geblieben. In fünf Fällen gaben die Frauen die Anonymität auf, im<br />
sechsten Fall wurden die Personendaten durch e<strong>in</strong>en Zufall bekannt. Die<br />
Tatsache, dass ausschließlich Interviews mit Frauen geführt wurden, die<br />
letztendlich die Anonymität aufgegeben haben, ist im H<strong>in</strong>blick auf die Bewertung<br />
<strong>und</strong> E<strong>in</strong>ordnung der Forschungsergebnisse kritisch zu sehen. Über<br />
die Motive von Frauen, die endgültig anonym geblieben s<strong>in</strong>d, können aufgr<strong>und</strong><br />
der zwangsläufigen Selektivität ke<strong>in</strong>e Aussagen getroffen werden.<br />
Neben diesem Punkt ist auch die freiwillige Teilnahme der Frauen e<strong>in</strong> Aspekt<br />
der Selektivität.<br />
6.1 Schwangerschaft <strong>und</strong> Motive zur Nutzung<br />
e<strong>in</strong>es Angebotes<br />
6.1.1 Feststellung der Schwangerschaft<br />
Im Rahmen der Interviews wurden die sechs Teilnehmer<strong>in</strong>nen befragt, ob<br />
<strong>und</strong> wenn ja zu welchem Zeitpunkt sie ihre Schwangerschaft, die später zur<br />
Nutzung e<strong>in</strong>es Angebotes der anonymen K<strong>in</strong>desabgabe geführt hatte, erstmals<br />
realisiert oder wahrgenommen hatten.<br />
Bei e<strong>in</strong>er Interviewpartner<strong>in</strong> war dies vor der für sie überraschenden <strong>Geburt</strong><br />
nach eigenen Aussagen überhaupt nicht der Fall. Zwei Frauen beschrieben,<br />
dass sie sehr früh, im ersten Trimenon, „also ziemlich am Anfang“<br />
(F 6, 26), „zweiten Monat circa“ (F5, 45) den Verdacht hatten, schwanger zu<br />
se<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e dieser beiden Frauen hatte selbstständig e<strong>in</strong>en Schwangerschaftstest<br />
vorgenommen, die zweite Teilnehmer<strong>in</strong> traf ke<strong>in</strong>e Aussage darüber, wie<br />
die Schwangerschaft festgestellt wurde.<br />
Drei Interviewteilnehmer<strong>in</strong>nen erfuhren im sechsten bis siebten Monat<br />
von der Tatsache, dass sie e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d erwarteten. Die Schwangerschaftsdiagnose<br />
erfolgte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall durch e<strong>in</strong>en selbst durchgeführten Schwangerschaftstest,<br />
<strong>in</strong> zwei Fällen durch e<strong>in</strong>e Gynäkolog<strong>in</strong>/e<strong>in</strong>en Gynäkologen.<br />
„Das müsste schon so sechster Monat gewesen se<strong>in</strong> […] ich hatte dann e<strong>in</strong> Gespräch mit<br />
me<strong>in</strong>er damaligen besten Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> <strong>und</strong> die me<strong>in</strong>te zu mir, du, ich hab me<strong>in</strong>e Tage nicht.<br />
Und ich, du, ich auch nicht. Und sie wünschte sich schon seit Jahren K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> dann<br />
hat sie gesagt, vielleicht sollte ich mal e<strong>in</strong>en Test machen. Und ich, du, ich mache aus<br />
Scherz e<strong>in</strong>en mit. So ungefähr. Ja, <strong>und</strong> ihrer war negativ <strong>und</strong> me<strong>in</strong>er war dann positiv.“<br />
(F4, 57-59)<br />
„[…] ich habe das spät erfahren von me<strong>in</strong>em Frauenarzt […].“ (F3, 30)<br />
143 In diesem Fall handelt es sich nicht um e<strong>in</strong>e „klassische“ Nutzung der anonymen <strong>Geburt</strong>, da<br />
236<br />
von der Mutter zu ke<strong>in</strong>em Zeitpunkt die Zurücklassung des K<strong>in</strong>des ohne Angaben ihrer Per-<br />
sonendaten beabsichtigt war.