Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI
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Abschlussbericht „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />
Gruppen genannt: Frauen <strong>in</strong> sozialen Notlagen, Frauen, die die Schwangerschaft<br />
verheimlicht haben oder ungewollt schwanger geworden waren. Als<br />
konkrete Zielgruppen wurden ausländische oder illegal <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> lebende<br />
Frauen genannt sowie M<strong>in</strong>derjährige, Vergewaltigungsopfer oder<br />
psychisch kranke Frauen (vgl. ebd., S. 302f.). Darüber h<strong>in</strong>aus wurde nach<br />
den Motiven für die Nutzung der Babyklappe gefragt. Folgende Gründe<br />
wurden genannt: Familiärer Druck, Lebensbedrohung für Mutter <strong>und</strong> K<strong>in</strong>d,<br />
Verheimlichung der Schwangerschaft, Partnerschaftsprobleme bzw. die<br />
Beendigung der Beziehung, f<strong>in</strong>anzielle Probleme oder auch Scham für die<br />
Lebenssituation (vgl. ebd., S. 306). Auch hier wurde deutlich, dass ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelner<br />
Gr<strong>und</strong> zur Nutzung e<strong>in</strong>es anonymen Angebotes führte, sondern <strong>in</strong><br />
der Regel Problemkonstellationen bestanden. Der Bef<strong>und</strong>, dass es sich um<br />
e<strong>in</strong>e heterogene Zielgruppe handelt, wurde von Rupp (2007) bestätigt. Die<br />
Autor<strong>in</strong> kam zu dem Schluss, dass im Rahmen der von ihr untersuchten<br />
Moses-Angebote Schwangere unterstützt wurden, die sich <strong>in</strong> prekären Lebenslagen<br />
befanden, wenngleich auch hier ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Zielgruppe<br />
ausgemacht wurde (vgl. Rupp 2007, S. 51). Im Vergleich mit den Bef<strong>und</strong>en<br />
der <strong>DJI</strong>-Studie wird deutlich, dass es Konflikt- oder Notsituationen s<strong>in</strong>d,<br />
die Frauen dazu bewegen, e<strong>in</strong> Angebot der anonymen K<strong>in</strong>desabgabe zu<br />
nutzen. Es zeigt sich angesichts ihrer Haltung gegenüber <strong>in</strong>stitutionellen<br />
Regelungen, dass die mit der Mutterschaft e<strong>in</strong>hergehenden Verpflichtungen<br />
e<strong>in</strong>e wichtige Rolle bei der Entscheidung für die Nutzung e<strong>in</strong>es Angebotes<br />
spielen. Dies drückte sich u.a. <strong>in</strong> der Besorgnis um das Wohl des K<strong>in</strong>des im<br />
Kontext der anonymen Abgabe aus.<br />
Die Rolle der Väter wurde <strong>in</strong> der <strong>DJI</strong>-Erhebung zwar thematisiert, es<br />
zeigte sich im Rahmen der schriftlichen Befragung, dass die Frauen den<br />
Vätern gegenüber anonym bleiben wollten. Daraus ergab sich jedoch nicht,<br />
ob diese der Auslöser für oder die treibende Kraft h<strong>in</strong>ter der anonymen<br />
K<strong>in</strong>desabgabe waren. In e<strong>in</strong>igen qualitativen Interviews wurde von Fällen<br />
berichtet, <strong>in</strong> denen Väter das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> die Babyklappe legten. In anderen<br />
Fällen beschrieben die Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen, dass der Vater bei der anonymen<br />
<strong>Geburt</strong> anwesend war, das K<strong>in</strong>d aber behalten wollte <strong>und</strong> die anonyme<br />
Entb<strong>in</strong>dung auf ausdrücklichen Wunsch der Frau stattfand. Nach Aussage<br />
der Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen der Träger <strong>und</strong> der Jugendämter waren die Väter<br />
häufig nicht über die Schwangerschaft <strong>in</strong>formiert. Gerade die Jugendämter<br />
<strong>und</strong> Adoptionsvermittlungsstellen sahen hier rechtlichen Handlungsbedarf,<br />
dies betraf <strong>in</strong>sbesondere die Rechtmäßigkeit der Adoption, sollte der Vater<br />
sich zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt doch noch melden. Gr<strong>und</strong>sätzlich kann<br />
gerade e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensiver e<strong>in</strong>geforderte Involvierung der Väter dazu führen,<br />
dass Mütter anonyme Angebote noch stärker nutzen, um den Vater ‚aus<br />
dem Spiel‘ zu halten<br />
E<strong>in</strong>ige Träger der <strong>Babyklappen</strong> als auch die Träger anonymer <strong>Geburt</strong> gaben<br />
an, dass pr<strong>in</strong>zipiell Beratungen erfolgen. Dies sei jedoch nicht <strong>in</strong> allen<br />
Fällen möglich. Sofern e<strong>in</strong>e Beratung stattfand, geschah dies erst zu e<strong>in</strong>em<br />
späteren Stadium der Schwangerschaft. Dies h<strong>in</strong>g damit zusammen, dass die<br />
Frauen die Schwangerschaft spät bemerkten <strong>und</strong> sich daher überwiegend<br />
spät meldeten. Dennoch gelang es e<strong>in</strong>igen Trägern, mehrere Frauen häufiger<br />
zu beraten. Inwieweit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Beratungsprozess Personendaten be-<br />
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