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Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI

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Abschlussbericht „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />

abgabe, bei dem es möglich ist, ohne jeglichen Kontakt <strong>und</strong> absolut unerkannt<br />

e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d abzugeben. Durch diese Form der anonymen Abgabe wird der Zugang<br />

zu den Müttern <strong>und</strong> somit die persönliche Kontaktaufnahme verh<strong>in</strong>dert<br />

bzw. erschwert. Unterstützung kann lediglich durch Informationsflyer sowie<br />

Internetseiten signalisiert werden, alternative Problemlösungen bleiben unbenannt.<br />

Alle<strong>in</strong> die <strong>in</strong>tr<strong>in</strong>sische Motivation der Mutter ist im Folgenden dafür<br />

ausschlaggebend, ob sie zu e<strong>in</strong>em späteren Zeitpunkt Kontakt aufnimmt.<br />

Sowohl das Konzept der anonymen <strong>Geburt</strong> als auch (wenngleich <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gerem<br />

Maße) die anonyme Übergabe bieten beteiligten Personen wie den Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen<br />

der Träger bzw. der Jugendämter die Möglichkeit, mit der Mutter<br />

<strong>in</strong> persönlichen Kontakt zu treten. Für die betroffenen Frauen ist dies häufig<br />

die erste Gelegenheit über ihre Situation zu sprechen, da e<strong>in</strong> Großteil der<br />

Frauen ihre Schwangerschaft dem sozialen Umfeld gegenüber verheimlicht.<br />

Durch dieses Gesprächsangebot an die Frauen besteht die Chance, sie <strong>in</strong> ihrer<br />

Isolation, <strong>in</strong> der sie sich aufgr<strong>und</strong> ihrer subjektiv als ausweglos empf<strong>und</strong>enen<br />

Lebenssituation bef<strong>in</strong>den, zu erreichen <strong>und</strong> mit ihnen alternative Perspektiven<br />

zu erarbeiten. H<strong>in</strong>zu kommt, dass die langfristigen Folgen, die sich aus der<br />

Abgabe e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des über e<strong>in</strong>e Babyklappe sowohl für das K<strong>in</strong>d als auch die<br />

Mutter ergeben, zum Zeitpunkt der Nutzung für die Frauen nicht e<strong>in</strong>schätzbar<br />

s<strong>in</strong>d. Kurzzeitig löst sich sche<strong>in</strong>bar durch die anonyme Abgabe die problematische<br />

Lebenssituation auf. Tatsächlich kommt e<strong>in</strong> neuer belastender Faktor,<br />

nämlich die anonyme Trennung vom K<strong>in</strong>d, h<strong>in</strong>zu.<br />

Wenn im Rahmen e<strong>in</strong>es persönlichen Kontaktes bei der anonymen <strong>Geburt</strong><br />

oder Übergabe <strong>und</strong> durch empathische Begleitung vermittelt werden kann,<br />

dass Frauen <strong>in</strong> konflikthaften Lebenssituationen Unterstützung angeboten wird<br />

<strong>und</strong> alternative Angebote <strong>und</strong> Handlungsspielräume geme<strong>in</strong>sam erarbeitet<br />

werden können, ist die Chance, dass für Mutter <strong>und</strong> K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e alternative Lösung<br />

zur anonymen Abgabe gef<strong>und</strong>en werden kann, entschieden größer als bei<br />

der anonymen Abgabe e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des über e<strong>in</strong>e Babyklappe.<br />

Entwicklung der Angebote zur anonymen K<strong>in</strong>desabgabe<br />

Durch die Analyse der Bef<strong>und</strong>e aus den quantitativen <strong>und</strong> qualitativen Ergebnissen<br />

wurde deutlich, dass die Angebote zur anonymen K<strong>in</strong>desabgabe<br />

teilweise e<strong>in</strong>e Veränderung bzw. Entwicklung durchlaufen haben. Die<br />

Gründungsidee, die zur Initiierung der Angebote geführt hat, war <strong>in</strong> den<br />

meisten Fällen der Wunsch, die Aussetzung bzw. Tötung neugeborener<br />

K<strong>in</strong>der zu verh<strong>in</strong>dern. Bei e<strong>in</strong>igen Trägern ist dieser Gründungsgedanke<br />

auch heute noch vorrangiges Motiv bei der Erhaltung der Angebote. E<strong>in</strong>e<br />

Reihe von Trägern setzte sich jedoch mit der Situation ause<strong>in</strong>ander, dass<br />

ihre Motive <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Ziele, die zur Schaffung des Angebotes<br />

geführt haben, so nicht e<strong>in</strong>getroffen s<strong>in</strong>d. Im Rahmen von Lernprozessen<br />

haben sich andere Motive herauskristallisiert, die die ursprüngliche<br />

Begründung ersetzen bzw. ergänzen.<br />

Auch der Wandel <strong>in</strong> der Fokussierung auf die Zielgruppe wurde von<br />

Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen der Träger <strong>und</strong> den Jugendämter beschrieben. Standen zu<br />

Anfang vor allem sehr junge Mädchen/Frauen, Prostituierte <strong>und</strong> substanzabhängige<br />

Frauen im Fokus der anonymen Angebote, müssen sich die beteiligten<br />

Instanzen heute zum e<strong>in</strong>en mit der Tatsache ause<strong>in</strong>andersetzen,<br />

dass die anvisierte Zielgruppe nicht den realen Nutzer<strong>in</strong>nen entspricht <strong>und</strong><br />

sich zweitens ke<strong>in</strong>e def<strong>in</strong>ierbare Nutzer<strong>in</strong>nengruppe ausmachen lässt. Die<br />

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