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Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI

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Abschlussbericht „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />

sichtbaren Veränderungen <strong>und</strong> gab ke<strong>in</strong>e weiteren Erklärungen ab. Auf<br />

mögliche Nachfragen bezüglich des Verlaufs der Schwangerschaft gaben<br />

diese Frauen später an, e<strong>in</strong>e Fehlgeburt erlitten oder das K<strong>in</strong>d zur Adoption<br />

freigegeben zu haben (vgl. ebd., S. 35). In e<strong>in</strong>igen Fällen gab es e<strong>in</strong>geweihte<br />

Personen, die sich nicht weiter um die Situation der Schwangeren bemühten,<br />

<strong>in</strong> der Annahme, dass die Frau selbstständig e<strong>in</strong>e Lösung fände.<br />

Die Motive <strong>und</strong> Ursachen für die Verheimlichung der Schwangerschaft<br />

gegenüber dem Umfeld blieben aber unklar. E<strong>in</strong>ige Frauen hatten, bevor sie<br />

mit dem später getöteten K<strong>in</strong>d schwanger wurden, bereits e<strong>in</strong>e oder mehrere<br />

ungewollte Schwangerschaften erlebt. Diese mündeten <strong>in</strong> 20 Fällen <strong>in</strong><br />

Abtreibungen <strong>und</strong> acht Mal <strong>in</strong> Adoptionsfreigaben (vgl. ebd., S. 36). Warum<br />

die Frauen <strong>in</strong> den Fällen der getöteten Säugl<strong>in</strong>ge nicht auf diese, ihnen bereits<br />

bekannten Möglichkeiten zurückgegriffen haben, konnte nicht beantwortet<br />

werden. In der Aktenanalyse fanden sich bei e<strong>in</strong>igen späteren Täter<strong>in</strong>nen<br />

H<strong>in</strong>weise, dass im Vorfeld über Alternativen nachgedacht worden<br />

war, wenngleich diese Überlegungen sehr abstrakt blieben. In zwölf Fällen<br />

wäre nach Auskunft der Frauen die Nutzung e<strong>in</strong>er Babyklappe e<strong>in</strong>e Alternative<br />

gewesen, <strong>in</strong> weiteren 14 Fällen gaben die Frauen an, über e<strong>in</strong>e Adoptionsfreigabe<br />

nachgedacht zu haben. Es muss angemerkt werden, dass es sich<br />

bei diesen Angaben durchaus um Schutzbehauptungen seitens der Frau<br />

handeln kann, um e<strong>in</strong>e mildere Strafe zu erhalten.<br />

Tat <strong>und</strong> Tatumstände<br />

Bezüglich der Tat <strong>und</strong> der Tatumstände halten Höynck et al. (ebd., S. 38)<br />

fest, dass es e<strong>in</strong>en Zusammenhang zwischen der Handlung <strong>und</strong> der vorangegangen<br />

Verdrängung oder Verheimlichung der Schwangerschaft gab. Dies<br />

zeigte sich daran, dass 80 % der Taten <strong>in</strong> der Wohnung der Täter<strong>in</strong>nen,<br />

zumeist im Badezimmer begangen wurden. Die Frauen deuteten die beg<strong>in</strong>nenden<br />

Wehen als Magenschmerzen <strong>und</strong> wurden von der <strong>Geburt</strong> überrascht.<br />

Höynck et al. fanden heraus, dass <strong>in</strong> fünf Prozent der analysierten<br />

Fälle die <strong>Geburt</strong> nicht <strong>in</strong> geschlossenen Räumlichkeiten stattfand (vgl.<br />

ebd.). Des Weiteren kann festgehalten werden, dass die Täter<strong>in</strong>nen meist<br />

alle<strong>in</strong>e handelten <strong>und</strong> die Handlungen nicht geplant hatten. Vielmehr handelte<br />

es sich um Versuche, die Kontrolle über die Lage <strong>und</strong> somit über das<br />

Neugeborenen zu erlangen <strong>und</strong> die Situation zu beenden (vgl. ebd., S. 38f.).<br />

Das bedeutet „die K<strong>in</strong>der wurden entweder ignoriert <strong>und</strong> starben an der<br />

re<strong>in</strong>en Nichtversorgung, oder sie kamen durch e<strong>in</strong>e Handlung zu Tode, die<br />

das K<strong>in</strong>d aus dem Blickfeld der Mutter br<strong>in</strong>gen sollte, z. B. aus dem Fenster<br />

werfen oder Verpacken <strong>in</strong> Tüten/Taschen <strong>und</strong> Verstecken des K<strong>in</strong>des“<br />

(ebd., S. 39). Aus dem Bef<strong>und</strong>, dass das K<strong>in</strong>d häufig an Orten versteckt<br />

wurde, wo das Auff<strong>in</strong>den sehr wahrsche<strong>in</strong>lich war, z. B. die eigene Wohnung,<br />

folgern Höynck et al., dass sich die Verdrängung der Schwangerschaft<br />

im <strong>Geburt</strong>svorgang <strong>und</strong> unmittelbar danach fortsetzte. Das K<strong>in</strong>d wurde<br />

nicht sicher versteckt, d. h. die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit der Entdeckung der Leiche<br />

war sehr groß, <strong>und</strong> zeigte, dass die Täter<strong>in</strong> die Leiche des K<strong>in</strong>des ebenso<br />

wie die Schwangerschaft ignoriert (vgl. ebd.).<br />

In e<strong>in</strong>em Viertel der untersuchten Fälle wurde e<strong>in</strong> Erstickungstot, der<br />

vermutlich durch das E<strong>in</strong>wickeln des K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Handtuch oder e<strong>in</strong>e<br />

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