Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI
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Abschlussbericht „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />
man sich dann nach persönlicher Rücksprache mit dem zuständigen Arzt,<br />
e<strong>in</strong>e anonyme <strong>Geburt</strong> zu ermöglichen.<br />
„Ich habe hier e<strong>in</strong>e Frau, die ist schwanger <strong>und</strong> die war auch nicht beim Arzt, aber es ist<br />
klar, die kriegt ihr K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> die macht das irgendwo alle<strong>in</strong>e, wenn wir nicht helfen. Können<br />
wir da jetzt nicht irgendwie zusammen kommen? Und der Arzt hat damals sehr schnell,<br />
aber auch sehr klar reagiert, der hat gesagt, gut, für me<strong>in</strong> Haus ist die Bed<strong>in</strong>gung, dass ich<br />
ke<strong>in</strong>e Kosten trage, also wenn ihr sagt, ihr bezahlt, dann b<strong>in</strong> ich sicher, kriege ich das bei mir<br />
im Haus durch. Er hat dann gesagt, er sei Arzt <strong>und</strong> ke<strong>in</strong> Detektiv, <strong>in</strong>sofern müsse er nicht<br />
nach irgendwelchen Daten forschen, aber man bräuchte im Kreißsaal ganz dr<strong>in</strong>gend irgende<strong>in</strong>en<br />
Vornamen um irgendwie die Frau anzufeuern. Das wäre so die Bed<strong>in</strong>gung.“ (A6, 134)<br />
Wie unter Punkt 4.1.2 dargestellt, hatten die Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen der Träger<br />
<strong>und</strong> Jugendämter teilweise unterschiedliche Sichtweisen bezüglich der fachlichen<br />
Verortung <strong>und</strong> agieren daher aus unterschiedlichen fachlichen Blickw<strong>in</strong>keln<br />
heraus. Insbesondere die Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen der Jugendämter sehen<br />
die E<strong>in</strong>richtung anonymer Angebote sehr kritisch. In den Interviews wurde<br />
erfragt, wie die E<strong>in</strong>führung der Angebote im Jugendamt selbst diskutiert<br />
wurde <strong>und</strong> wie sich das Jugendamt diesbezüglich positioniert hat. Es zeigte<br />
sich, dass die Jugendämter die Angebote der anonymen K<strong>in</strong>desabgabe sehr<br />
kritisch betrachten. Die Babyklappe wurde im Vergleich zur anonymen <strong>Geburt</strong><br />
noch kritischer betrachtet, da dort ke<strong>in</strong>e Hilfe für die Mutter angeboten<br />
wird. E<strong>in</strong>ige der Interviewpartner/<strong>in</strong>nen sprachen an, dass die langfristigen<br />
Folgen – sowohl für die Mutter als auch für das K<strong>in</strong>d – nicht ausreichend<br />
Beachtung f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> nicht abgeschätzt werden können.<br />
„Kritisch. Sehr kritisch. Also unserer Jugendamtsleiter<strong>in</strong>, ich habe auch heute morgen nochmal<br />
mit ihr telefoniert, sie hat auch gesagt, es ist ihr auch ganz wichtig, dass das auch so<br />
transportiert wird. Also, der wäre es natürlich am liebsten, es gäbe die Babyklappe <strong>in</strong> dieser<br />
Stadt nicht. Also, sie sieht das ausgesprochen kritisch, eben weil, klar, also ich denke das<br />
Recht des K<strong>in</strong>des auf Kenntnis se<strong>in</strong>er Abstammung ist für uns e<strong>in</strong> ganz wichtiger Punkt:<br />
Und ist aber auch natürlich e<strong>in</strong> wichtiger Punkt, das, was ich vorh<strong>in</strong> schon angesprochen<br />
habe, dass das nur funktioniert, wenn das K<strong>in</strong>d tatsächlich zu Hause oder wo auch immer<br />
entb<strong>und</strong>en wird, <strong>und</strong> wir da e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> ganz, ganz hohes Risiko für Leib <strong>und</strong> Leben der<br />
K<strong>in</strong>der sehen. Und wir sehen es auch kritisch, dass das immer wieder so von Befürwortern so<br />
gesagt wird, also, damit beugen wir vor, dass weniger K<strong>in</strong>der umgebracht werden. Das stimmt<br />
ja schlicht <strong>und</strong> ergreifend nicht <strong>und</strong> das wird halt auch überhaupt nicht gesehen. Also, so wie<br />
das was ist das, also wie geht das K<strong>in</strong>d später mit dieser Situation um <strong>und</strong> auch wie gehen<br />
die Frauen mit dieser Situation um? Also, wir sehen das ausgesprochen kritisch.“ (J7, 223).<br />
„Ja. Wir fanden natürlich, dass man alles machen sollte, um die Frauen anders zu erreichen<br />
<strong>und</strong> das ist ja nun das, was wir halt auch, sage ich mal tagtäglich tun. Aber wir haben gedacht,<br />
wirklich, wenn es jetzt so ist, also wirklich Ultima Ratio, also wenn auch das gemacht<br />
wird, ist es nicht so verwerflich. Also es kann wirklich für e<strong>in</strong>zelne Fälle e<strong>in</strong>fach die Hilfe<br />
se<strong>in</strong>. Wir haben eher gedacht, da muss man halt gucken, dass die Beratungsangebote, dass<br />
das andere, was man macht, was niemand weiß, vielleicht eher e<strong>in</strong> bisschen bekannter gemacht<br />
werden soll. Und wir fanden halt so e<strong>in</strong> Netzwerk (Anmerkung der Verfasser<strong>in</strong>: von<br />
Hilfen), die ja genau von dem Gedanken ja auch besetzt s<strong>in</strong>d, dass sie Hilfe leisten, dass<br />
erstmal noch andere Hilfen auch da s<strong>in</strong>d, dass es ja nicht nur darum geht, jetzt da irgendwo<br />
so e<strong>in</strong>e Klappe zu machen, das hätten wir nie.“ (J14, 322)<br />
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