Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI
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Abschlussbericht „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />
Der Abschlussbericht der Arbeitsgruppe „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong>“, welcher<br />
im Rahmen des Wiener Programmes für Frauenges<strong>und</strong>heit im Jahr 2004<br />
erstellt wurde, befasst sich neben den rechtlichen Gr<strong>und</strong>lagen, die vom Österreichischen<br />
Staat zur Legalisierung bzw. zur Duldung der Angebote Babyklappe<br />
<strong>und</strong> anonymen <strong>Geburt</strong> geschaffen wurden, mit dem Problemen<br />
<strong>und</strong> Herausforderungen, die sich aus der praktischen Umsetzung dieser<br />
Konzepte ergeben.<br />
3.2 Neonatizid<br />
Zusammenfassung der Expertise „Neonatizid“ von Theresia Höynck,<br />
Ulrike Zähr<strong>in</strong>ger <strong>und</strong> Mira Behnsen 22<br />
Kont<strong>in</strong>uierlich diskutiert werden im Zusammenhang mit dem Forschungsgegenstand<br />
der anonymen K<strong>in</strong>desabgabe die Themen Aussetzung von Neugeborenen<br />
23 <strong>und</strong> Neugeborenentötung. Es war aber weder Forschungs<strong>in</strong>teresse<br />
noch Auftrag der vorliegenden <strong>DJI</strong>-Studie „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“, e<strong>in</strong>en Zusammenhang zwischen den Angeboten<br />
der anonymen K<strong>in</strong>desabgabe <strong>und</strong> dem Phänomen Neonatizid nachzuweisen.<br />
Um jedoch der thematischen Nähe zum Forschungsfeld Neonatizide<br />
gerecht zu werden, wurde zum Zweck e<strong>in</strong>er detaillierten Darstellung<br />
der Forschungs- sowie Datenlage zu Neonatiziden e<strong>in</strong>e Expertise <strong>in</strong> Auftrag<br />
gegeben. Des Weiteren sollte die Expertise – soweit möglich – Auskunft<br />
geben über die Lebenssituation der Täter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> die Verdrängung<br />
der Schwangerschaft. Die im Folgenden beschriebenen Bef<strong>und</strong>e s<strong>in</strong>d der<br />
Expertise „Neonatizid“ von Theresia Höynck, Ulrike Zähr<strong>in</strong>ger <strong>und</strong> Mira<br />
Behnsen (2011) entnommen. Die Autor<strong>in</strong>nen beziehen sich auf die Ergebnisse<br />
e<strong>in</strong>es Forschungsprojektes des Krim<strong>in</strong>ologischen Forschungs<strong>in</strong>stitutes<br />
Niedersachsen (KFN) zum Thema Neonatizid. Im Rahmen des Projektes<br />
des KFN wurde e<strong>in</strong>e b<strong>und</strong>esweite Vollerhebung der Tötungsdelikte (1997-<br />
2006) an K<strong>in</strong>dern bis zu sechs Jahren mittels e<strong>in</strong>er Aktenanalyse durchgeführt.<br />
Insgesamt lagen auswertbare Daten zu 535 Opfern vor. Hauptuntersuchungsgegenstand<br />
waren Neonatizide, die mit 199 Opfern die größte<br />
Stichprobengruppe stellen (vgl. Höynck et al. 2011, S. 9f.).<br />
Das vorliegende Kapitel gibt e<strong>in</strong>en Überblick über die komplexe Thematik<br />
<strong>und</strong> stellt ausgewählte Ergebnisse vor.<br />
Begriffsbestimmung <strong>und</strong> Datenlage <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
E<strong>in</strong> Neonatizid (Neugeborenentötung) bezeichnet die Tötung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des<br />
während oder <strong>in</strong>nerhalb von 24 St<strong>und</strong>en nach der <strong>Geburt</strong>. Im Gegensatz zu<br />
e<strong>in</strong>er Vielzahl anderer Staaten gibt es <strong>in</strong> der B<strong>und</strong>esrepublik ke<strong>in</strong>e eigen-<br />
22 Die vollständige Expertise steht zum Download auf der Projekthomepage des <strong>DJI</strong> zum Abruf<br />
bereit.<br />
23 Auf Aussetzungen wird <strong>in</strong> diesem Kapitel nicht näher e<strong>in</strong>gegangen. Zur näheren Begriffsbe-<br />
stimmung <strong>und</strong> Differenzierung der Aussetzung wird auf Swientek (2007) verwiesen. Dort wer-<br />
den vier Stufen def<strong>in</strong>iert, die die Sicherheitsgrade von Aussetzungssituationen beschreiben.<br />
Diese reichen von sehr sicher (=3), sicher (=2), unsicher, gefährdend (=1) bis 0 (den Tod <strong>in</strong><br />
Kauf nehmend) (vgl. Swientek 2007, S. 20f.).<br />
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