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Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI

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Abschlussbericht „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />

Geschwisterbeziehungen<br />

Drei der <strong>in</strong>terviewten Frauen hatten mehrere K<strong>in</strong>der. In e<strong>in</strong>em Fall war die<br />

zweie<strong>in</strong>halbjährige Tochter mit der Mutter zusammen, als diese zur anonymen<br />

<strong>Geburt</strong> <strong>in</strong>s Krankenhaus g<strong>in</strong>g. Auch bei den folgenden Besuchen des<br />

Babys war die Tochter dabei. Die Beziehung der K<strong>in</strong>der beschreibt die<br />

Mutter nach der Rückkehr des jüngeren K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> die Familie folgendermaßen.<br />

„Umso überraschter war ich, dass sie so fürsorglich ist, dass sie die Spielsachen br<strong>in</strong>gt<br />

<strong>und</strong> sagt, das ist me<strong>in</strong> Bruder. Dass sie ihn immer zu Hause wickeln will, dass sie sehr<br />

fürsorglich ist, dass wenn jemand kommt, dass sie sagt, das ist me<strong>in</strong> Bruder! Und dass<br />

sie ihn so küsst <strong>und</strong> er sie auch zurück küsst. Dass sie e<strong>in</strong> sehr gutes Verhältnis haben.<br />

Dass sie sehr fürsorglich ist so zu ihm. Und ja, mittlerweile, es gab auch mal e<strong>in</strong>e Zeit,<br />

wo me<strong>in</strong>e Tochter gefragt hat, wo ist denn die andere Mama? Weil sie kennt ihn ja mit<br />

den Pflegeeltern. Da hat sie auch gefragt, ja, aber der andere Papa, wo ist der andere<br />

Papa? Dass wir ihr es erst mal erklärt haben, das ist nicht der Papa, wir s<strong>in</strong>d die Eltern,<br />

die haben nur auf das Baby aufgepasst. Da fragt sie natürlich immer, warum? Es<br />

ist dann umso spannender, dass sie gerne wissen möchte warum, wieso, wie kommt das?<br />

Dass sie aber auch gewisse D<strong>in</strong>ge noch nicht <strong>in</strong> dem Alter versteht, es ist schwierig, ihr<br />

das beizubr<strong>in</strong>gen. Zu sagen anonyme <strong>Geburt</strong>. Ich weiß nicht, wie man das e<strong>in</strong>em zweie<strong>in</strong>halbjährigen<br />

K<strong>in</strong>d sagt. Ja, die haben echt e<strong>in</strong> gutes Verhältnis zue<strong>in</strong>ander. Hätte ich<br />

aber auch nicht gedacht, weil me<strong>in</strong>e Tochter ist auch sehr… sie ist auch manchmal so<br />

bockig. Ich hätte eher so gedacht, sie würde auch anfangen ihn vielleicht zu hauen, wenn<br />

ich jetzt mal nicht zugucke, dass sie ihm mal so die Flasche aus der Hand nimmt oder<br />

den Schnuller, das macht sie aber nicht. Die schlafen noch zusammen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Zimmer,<br />

wir haben das Zimmer umgestrichen, vieles geändert, für ihn neue Möbel besorgt. Dass<br />

sie das so mit ihm teilt <strong>und</strong> sagt, das ist jetzt auch das Zimmer vom Baby. Oder ihre<br />

ganzen Babyspielsachen, die sie hatte oder so e<strong>in</strong>en Lauflernwagen, dass sie sagt, das<br />

gehört jetzt me<strong>in</strong>em Bruder, ich b<strong>in</strong> ja groß, ich brauche das nicht mehr.“ (F3, 181)<br />

E<strong>in</strong>e zweite Interviewpartner<strong>in</strong> bekam kurz nach der <strong>Geburt</strong> ihres ersten<br />

K<strong>in</strong>des, das sie über e<strong>in</strong>e Babyklappe anonym abgegeben <strong>und</strong> später zurückgeholt<br />

hatte, e<strong>in</strong> zweites K<strong>in</strong>d. Sie beschrieb ihre Sorge, dass ihr älteres<br />

K<strong>in</strong>d später e<strong>in</strong>mal fragen könnte, warum sie es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Babyklappe gelegt<br />

hatte, das jüngere K<strong>in</strong>d jedoch nicht.<br />

„Also ich glaube das wird gerade so <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Jugend kommen, wenn er dann mal sauer<br />

ist. Und deswegen möchte ich auch irgendwas für ihn machen, so e<strong>in</strong> Video oder so, dass<br />

er sich immer wieder angucken kann <strong>und</strong> sehen kann, warum hat sie es gemacht oder so<br />

e<strong>in</strong>en Brief, den er immer wieder lesen kann oder sowas.“ (F4, 407)<br />

Für e<strong>in</strong>e weitere befragte Frau war während der Schwangerschaft <strong>und</strong> nach<br />

der <strong>Geburt</strong> die Angst vorhanden, dass ihre beiden wesentlich älteren K<strong>in</strong>der,<br />

die weit entfernt bei ihrem Vater lebten, das jüngere K<strong>in</strong>d nicht akzeptieren<br />

<strong>und</strong> sich von der Mutter abwenden würden. Nachdem dies nicht der<br />

Fall war <strong>und</strong> sich die Frau zur Annahme des dritten K<strong>in</strong>des entschieden<br />

hatte, g<strong>in</strong>g sie davon aus, dass sich durch den Altersabstand <strong>und</strong> die örtliche<br />

Entfernung ke<strong>in</strong>e Geschwisterbeziehung entwickeln würde <strong>und</strong> die großen<br />

K<strong>in</strong>der das jüngste K<strong>in</strong>d akzeptieren würden.<br />

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