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Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI

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Abschlussbericht „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />

Plastiktüte hervorgerufen wurde, festgestellt. In jeweils weiteren elf Prozent<br />

der analysierten Taten wurde der Tod durch das Nichtversorgen des Neugeborenen<br />

<strong>und</strong> durch Gewalt gegen den Hals des K<strong>in</strong>des herbeigeführt (vgl.<br />

ebd., S. 38f.).<br />

Rolle der Väter<br />

H<strong>in</strong>sichtlich der soziodemographischen Angaben, die über die Väter vorlagen,<br />

zeigten sich <strong>in</strong> dem KFN-Forschungsprojekt ke<strong>in</strong>e besonderen Merkmale<br />

(vgl. ebd., S. 40). 28 In neun Fällen gaben die Täter<strong>in</strong>nen an, dass die<br />

Väter über die Schwangerschaft <strong>in</strong>formiert waren. In den Akten dreier Fälle<br />

fanden sich diesbezüglich widersprüchliche Angaben der Väter. Letztendlich<br />

konnte hier nicht e<strong>in</strong>deutig festgestellt werden, ob die Aussagen der<br />

Väter, ke<strong>in</strong>e Informationen gehabt zu haben, Schutzbehauptungen waren.<br />

In zwei Fällen trennten sich die K<strong>in</strong>deseltern nach Mitteilung der Schwangerschaft<br />

<strong>und</strong> der leibliche Vater erk<strong>und</strong>igte sich anschließend nicht mehr<br />

bei der Täter<strong>in</strong> über den Verlauf der Schwangerschaft oder die <strong>Geburt</strong>. E<strong>in</strong>e<br />

Frau teilte dem biologischen Vater mit, sie habe e<strong>in</strong>e Fehlgeburt erlitten,<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen Fall nahm der Vater an, dass die spätere Täter<strong>in</strong> das K<strong>in</strong>d<br />

zur Adoption freigegeben habe (vgl. ebd., S. 41). In den meisten Fällen waren<br />

die Väter nicht über die Schwangerschaft <strong>in</strong>formiert. Zum e<strong>in</strong>en waren<br />

ke<strong>in</strong>e körperlichen Veränderungen der Schwangerschaft sichtbar oder die<br />

späteren Täter<strong>in</strong>nen lieferten glaubhafte Erklärungen z.B. bezüglich der<br />

Gewichtszunahme ab. Zum anderen gab es Fälle <strong>in</strong> denen der Vater des<br />

K<strong>in</strong>des nicht der Lebenspartner der Frau war <strong>und</strong> diese Liaison bereits beendet<br />

war als die Frau die Schwangerschaft realisierte (vgl. ebd.).<br />

Als weiteren Bef<strong>und</strong> halten die Autor<strong>in</strong>nen fest, dass es Frauen gelang,<br />

ihre Schwangerschaft vor dem Partner geheim zu halten, obwohl sie mit<br />

ihm zusammenlebten <strong>und</strong> sexuellen Kontakt hatten. Dies bleibt e<strong>in</strong>e weitere<br />

Forschungsfrage, der bisher noch nicht ausreichend nachgegangen wurde<br />

(vgl. ebd.).<br />

Zusammenfassend wird festgehalten, dass die Datenlage bezüglich der Anzahl<br />

<strong>und</strong> Umstände von Neonatiziden immer noch unzureichend ist <strong>und</strong><br />

daher auf alternative Formen wie die Medienberichterstattung zurückgegriffen<br />

werden muss, um die Entwicklung der <strong>Fallzahlen</strong> darzustellen. Höynck<br />

et al. konnten mit ihrer Untersuchung die Täter<strong>in</strong>nengruppe beschreiben<br />

<strong>und</strong> damit zeigen, dass es nur teilweise junge, erstgebärende Frauen s<strong>in</strong>d,<br />

die e<strong>in</strong>en Neonatizid verüben. Zentrales, geme<strong>in</strong>sames Merkmal aller untersuchten<br />

Fälle ist die Verdrängung <strong>und</strong>/oder Verheimlichung der Schwangerschaft.<br />

Beides kann nicht e<strong>in</strong>deutig vone<strong>in</strong>ander getrennt werden. H<strong>in</strong>zu<br />

kommt, dass e<strong>in</strong>e nachträgliche Deutung <strong>und</strong> Schilderung durch die Täter<strong>in</strong><br />

nicht zwangsläufig zuverlässig se<strong>in</strong> muss.<br />

28 Näheres zu biographischen Informationen der Väter <strong>in</strong> Höynck et al. 2011, S. 40f.<br />

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