Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI
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Abschlussbericht „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />
„Aber je mehr sich der Bauch ger<strong>und</strong>et hat, umso mehr mussten sie sich mit dem Thema<br />
ja ause<strong>in</strong>andersetzen. […] Das ist so e<strong>in</strong>e Mischung. Am Anfang nicht wahrhaben<br />
wollen, was nicht se<strong>in</strong> darf. Ja, aus persönlichen Gründen. Und dann aber ja doch die<br />
körperlichen Veränderungen irgendwann sehen <strong>und</strong> spüren.“ (A4, 57-62)<br />
Verdrängung der Schwangerschaft<br />
Die Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen von Trägern <strong>und</strong> Jugendämter sprachen wiederholt<br />
das Phänomen der negierten Schwangerschaft an. Sowohl aus dem kl<strong>in</strong>ischen<br />
Bereich als auch <strong>in</strong> Bezug auf Beratungssituationen wurde von Frauen<br />
berichtet, die ihre Schwangerschaft verdrängt hatten. Sowohl die subjektive<br />
Deutung von körperlichen Belangen seitens der Frauen als auch die<br />
Wahrnehmungen der Berater<strong>in</strong>nen wurden thematisierte.<br />
„Und bei der e<strong>in</strong>en war es jetzt so, dass die halt schon, also auch Blutungen – manche haben<br />
auch noch Blutungen, erzählen sie, ob das stimmt weiß ich nicht. Haben Blutungen ansche<strong>in</strong>end<br />
<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d dann schon im vierten, fünften Monat <strong>und</strong> man sieht e<strong>in</strong>fach noch gar nichts.<br />
Und wir haben es ja auch lange nicht geglaubt oder am Anfang me<strong>in</strong>er Arbeitskarriere war<br />
es auch so, dass ich dachte, das kann doch gar nicht se<strong>in</strong> <strong>und</strong> so. Aber ich habe tatsächlich<br />
schon Frauen gesehen, hoch schwanger, denen hat man es nicht angesehen, das ist unglaublich.“<br />
(J11, 104)<br />
Die Verdrängungsmechanismen, die während der Schwangerschaft zum Tragen<br />
kommen, können <strong>in</strong> unterschiedlich hohem Maße aktiv se<strong>in</strong>. Trotz e<strong>in</strong>er<br />
Negierung sche<strong>in</strong>t es Momente zu geben, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong> partielles<br />
Gewahrwerden der Lebenssituation e<strong>in</strong>tritt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Informationssuche stattf<strong>in</strong>den<br />
kann.<br />
„Wir glauben das schon, das s<strong>in</strong>d auch Frauen die haben verdrängt, die haben das nicht<br />
wahrgenommen, aber die haben den Weg trotzdem gef<strong>und</strong>en. Weil ich denk so e<strong>in</strong>e Verdrängung<br />
die ist ja auch nicht durchgängig, ja. Die haben ja schon was gespürt, dann muss wieder<br />
verdrängt werden, wenn es dann - also weil wir hatten oft Frauen, die haben gesagt; das sagt<br />
e<strong>in</strong>e: Ja, wir haben so die roten Flyer <strong>in</strong> Kneipen, ja die hat das mitgenommen, obwohl sie<br />
nicht gedacht hat, dass sie schwanger ist. Unterbewusst hat sie es doch gespürt <strong>und</strong> ich denke<br />
es gibt diese Momente, wo die Frauen es merken <strong>und</strong> wenn man sie da erreicht, über e<strong>in</strong><br />
besonderes Medium - dass die dann auch kommen <strong>und</strong> dass die von daher auch erreichbar<br />
s<strong>in</strong>d.“ (A4, 637)<br />
Sowohl die Aussagen der Mitarbeiter/<strong>in</strong>nen von Trägern <strong>und</strong> Jugendämtern als<br />
auch die der betroffenen Frauen lassen den Rückschluss zu, dass im Rahmen<br />
e<strong>in</strong>er verdrängten Schwangerschaft zum<strong>in</strong>dest partiell e<strong>in</strong>e Wahrnehmung der<br />
Situation erfolgen kann. Das Ausmaß der Wahrnehmung sowie daraus möglicher<br />
Weise erfolgende Informationsstrategien über Hilfsangebote hängen <strong>in</strong><br />
hohem Maße von der Selbstwahrnehmung <strong>und</strong> den Problemlösungsfähigkeiten<br />
der Frauen ab. Von sechs <strong>in</strong>terviewten Frauen hatte e<strong>in</strong>e Interviewpartner<strong>in</strong><br />
ihre Schwangerschaft vollständig negiert. Von den übrigen fünf Frauen gaben<br />
vier an, dass sie partiell die Schwangerschaft verdrängt hatten. E<strong>in</strong>e Interviewteilnehmer<strong>in</strong><br />
setzte sich nach Feststellung der Schwangerschaft aktiv mit ihrer<br />
Situation ause<strong>in</strong>ander. Verdrängungsmechanismen kamen bei ihr nicht zum<br />
Tragen. Vier der fünf befragten Frauen, die sich ihrer Schwangerschaft <strong>in</strong> mehr<br />
oder weniger hohem Maße bewusst waren, erk<strong>und</strong>igten sich vor der <strong>Geburt</strong><br />
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