05.12.2012 Aufrufe

Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI

Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI

Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Abschlussbericht „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />

tun soll <strong>und</strong> habe zu me<strong>in</strong>em Fre<strong>und</strong> gesagt, er soll uns doch was zu essen holen. Und<br />

dann habe ich ihn so weit wie möglich weg geschickt. Ich habe dann alles aufgewischt, b<strong>in</strong><br />

auch noch Duschen gegangen, habe mich dann angezogen, b<strong>in</strong> hoch zum Taxistand <strong>und</strong><br />

b<strong>in</strong> dann <strong>in</strong> die Kl<strong>in</strong>ik gefahren. Ich habe ihm e<strong>in</strong>en Zettel da gelassen, dass ich bei e<strong>in</strong>er<br />

Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> b<strong>in</strong> […] Und me<strong>in</strong> Fre<strong>und</strong> hat natürlich angefangen mich überall zu suchen,<br />

weil er gesehen hat, dass es mir nicht gut geht. Also er hat mich wirklich überall gesucht.<br />

Letztendlich war es dann so, dass die Berater<strong>in</strong> damals mit <strong>in</strong>s Krankenhaus kam <strong>und</strong><br />

mich gefragt hat, ob ich mir sicher b<strong>in</strong>, dass ich das anonym machen will <strong>und</strong> ich das<br />

weiter so durchziehen will. Und ob es nicht besser wäre, weil me<strong>in</strong> Fre<strong>und</strong> war schon<br />

öfters an der Kl<strong>in</strong>ik <strong>und</strong> hat jedes Krankenhaus quasi abgeklappert <strong>und</strong> gefragt, ob ich<br />

dort b<strong>in</strong>. […] Und dann hat damals, das halte ich auch me<strong>in</strong>er Hebamme zu Gute, ich<br />

hatte dann e<strong>in</strong>e Hebamme, die dann gesagt hat, jetzt reiß dich zusammen, wir geben dir<br />

jetzt e<strong>in</strong>e PDA <strong>und</strong> dann rufst du ihn zurück. Der ist völlig fertig mit den Nerven. Du<br />

rufst ihn dann zurück.“ […] Er ist dann nachgekommen <strong>in</strong>s Krankenhaus. […] Und<br />

me<strong>in</strong> Fre<strong>und</strong> war dann da als das K<strong>in</strong>d zur Welt kam.“ (F1, 47)<br />

Die zweite Interviewpartner<strong>in</strong>, die e<strong>in</strong>e anonyme <strong>Geburt</strong> <strong>in</strong> Anspruch genommen<br />

hatte, beschrieb die Organisation, die im Vorfeld der Entb<strong>in</strong>dung<br />

nötig war <strong>und</strong> den <strong>Geburt</strong>sverlauf wie folgt.<br />

„Ich habe me<strong>in</strong>e Tochter mitgenommen, weil ich niemanden hatte, der sich um sie kümmern<br />

kann. Ich habe sie mitgenommen, ich habe me<strong>in</strong> Handy mitgenommen. Ich habe<br />

niemandem was gesagt, ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong>s Taxi gestiegen <strong>und</strong> b<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Kl<strong>in</strong>ik gegangen.<br />

Und dann kam das K<strong>in</strong>d. Es war e<strong>in</strong>e schwere <strong>Geburt</strong>, war hart, die Berater<strong>in</strong> war<br />

da. Es ist ungewohnt, so <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er fremden Umgebung zu se<strong>in</strong>. Ich weiß, bei me<strong>in</strong>er ersten<br />

Schwangerschaft war e<strong>in</strong>e Bekannte da, mit der ich mich sehr gut verstehe, die die Hand<br />

hält, da ist. Und die Berater<strong>in</strong> hatte ich ja nur zum ersten Mal da gesehen. Ja, es ist<br />

e<strong>in</strong>em unangenehm <strong>und</strong> man ist gleichzeitig traurig, es s<strong>in</strong>d ganz viele gemischte Gefühle.<br />

Aber die Entb<strong>in</strong>dung war e<strong>in</strong>fach. Es war e<strong>in</strong> Arzt <strong>und</strong> zwei Krankenschwestern, die<br />

man zuvor gar nicht gesehen hat. Und die Berater<strong>in</strong> kannte ich auch nicht bis zu diesem<br />

Zeitpunkt. Es war hart für mich, so die Nachwehen, man guckt sich das K<strong>in</strong>d an, man<br />

sieht sofort, er sieht se<strong>in</strong>em Papa ähnlich, er sieht se<strong>in</strong>er Schwester sehr ähnlich, sie wiegen<br />

auch dasselbe so <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d ungefähr gleich groß. Es war hart. Dann wurde ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Zimmer gefahren, das Baby war auch dabei die Nacht. Und es war hart. Me<strong>in</strong>e Tochter<br />

war dann noch da <strong>und</strong> sie hat sich auch gefragt, wo kommt das Baby her?“ (F3, 86-94)<br />

6.5.4 Hausgeburten<br />

Vier der <strong>in</strong>terviewten Frauen brachten ihre K<strong>in</strong>der zu Hause ohne Unterstützung<br />

auf die Welt. Drei der Interviewpartner<strong>in</strong>nen lebten zu diesem<br />

Zeitpunkt alle<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>e weitere bewohnte zusammen mit ihren Eltern e<strong>in</strong><br />

Haus. Drei Frauen machten zu dem <strong>Geburt</strong>svorgang differenzierte Aussagen.<br />

Sie beschrieben, dass für sie die <strong>Geburt</strong> relativ schnell verlaufen sei.<br />

Nach der <strong>Geburt</strong> wickelten sie die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> Handtücher, da ke<strong>in</strong>e Frau<br />

K<strong>in</strong>derkleidung zur Verfügung hatte Nach der Entb<strong>in</strong>dung beseitigten die<br />

Frauen die Spuren der <strong>Geburt</strong>. Zwei K<strong>in</strong>der blieben mehrere St<strong>und</strong>en bei<br />

ihren Müttern, e<strong>in</strong> drittes wurde etwa e<strong>in</strong>e St<strong>und</strong>e nach der <strong>Geburt</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Babyklappe gelegt.<br />

255

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!