Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI
Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI
Anonyme Geburt und Babyklappen in Deutschland Fallzahlen - DJI
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Abschlussbericht „<strong>Anonyme</strong> <strong>Geburt</strong> <strong>und</strong> <strong>Babyklappen</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>“<br />
zehn auf 30 Jahre erhöht. Adoptierten <strong>und</strong> Personen, die mittels DI gezeugt<br />
wurden (<strong>und</strong> die von diesem Umstand Kenntnis haben), ist es durch die<br />
lange Aufbewahrungsfrist möglich, E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> die entsprechenden Dokumente<br />
zu nehmen <strong>und</strong> dadurch Informationen über ihre biologischen Eltern<br />
zu erhalten. Anonym geborene K<strong>in</strong>der haben demgegenüber ke<strong>in</strong>erlei<br />
Möglichkeiten, Auskünfte über ihre leiblichen Eltern zu erhalten, da aufgr<strong>und</strong><br />
der Anonymität ke<strong>in</strong> Zugang zu diesen Daten existiert. Während bei<br />
anonym geborenen K<strong>in</strong>dern e<strong>in</strong>e öffentliche Diskussion über das Recht des<br />
Wissens auf ihre Herkunft stattf<strong>in</strong>det, steht dies bei K<strong>in</strong>dern, die mittels<br />
Samenspende gezeugt wurden, aus (vgl. ebd., S. 42).<br />
Abschließend kann festgehalten werden, dass es sowohl Unterschiede als<br />
auch zahlreiche Geme<strong>in</strong>samkeiten zwischen donogen gezeugten <strong>und</strong> anonym<br />
geborenen K<strong>in</strong>dern gibt. Nach Thorn ist „das Wissen um die biologische<br />
Abstammung <strong>und</strong> die Möglichkeit Kontakt mit den biologischen Eltern<br />
herzustellen […] von zentraler Bedeutung für die Entwicklung e<strong>in</strong>er<br />
kohärenten Identität“ (ebd., S. 42). E<strong>in</strong>e frühe Aufklärung der K<strong>in</strong>der ist<br />
dabei von großer Bedeutung, dies betrifft sowohl mit Spendersamen gezeugte<br />
als auch anonym geborene K<strong>in</strong>der. Des Weiteren weist Thorn darauf<br />
h<strong>in</strong>, die Komplexität der beiden Themen nicht außer Acht zu lassen, da<br />
beide Themen ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fachen Lösungen für komplexe Themen darstellen.<br />
So ist „die anonyme <strong>Geburt</strong> ke<strong>in</strong>e unproblematische Antwort auf e<strong>in</strong>e<br />
schwierige Lebenssituation“ (ebd., S. 43).<br />
3.4 B<strong>in</strong>dungsentwicklung<br />
Die hier vorgestellten Konzepte der B<strong>in</strong>dungstheorie beleuchten Aspekte,<br />
die <strong>in</strong> Bezug auf die Unterbr<strong>in</strong>gung <strong>und</strong> die Entwicklung der B<strong>in</strong>dungs-<br />
bzw. Beziehungsfähigkeit von K<strong>in</strong>dern, die anonym abgegeben wurden,<br />
hilfreich se<strong>in</strong> können. In der Diskussion um Angebote zur anonymen K<strong>in</strong>desabgabe<br />
spielen Aspekte, die sich mit dem frühk<strong>in</strong>dlichen B<strong>in</strong>dungsverhalten<br />
befassen, e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Zum Teil werden K<strong>in</strong>der aus e<strong>in</strong>em Angebot<br />
zur anonymen K<strong>in</strong>desabgabe nach der ersten Versorgung direkt <strong>in</strong> potentielle<br />
Adoptivfamilien anstatt <strong>in</strong> achtwöchige Kurzzeitpflege vermittelt.<br />
Dieses Vorgehen soll die Neugeborenen davor bewahren, sich <strong>in</strong>nerhalb<br />
weniger Wochen wiederholt an neue Bezugspersonen gewöhnen zu müssen.<br />
32<br />
Aspekte der frühk<strong>in</strong>dlichen B<strong>in</strong>dung f<strong>in</strong>det heute <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> vor allem<br />
<strong>in</strong> den Bereichen Adoptiv- <strong>und</strong> Pflegek<strong>in</strong>der (Brisch/Hellbrügge 2006)<br />
<strong>und</strong> der außerhäusliche Betreuung von Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dern (Becker-Stoll/Textor<br />
2007, Becker-Stoll et al. 2009) sowie <strong>in</strong> der allgeme<strong>in</strong>en B<strong>in</strong>dungsforschung<br />
(Grossmann <strong>und</strong> Grossmann 2004) Beachtung.<br />
Die B<strong>in</strong>dungsforschung geht auf den englischen K<strong>in</strong>derarzt <strong>und</strong> -<br />
psychiater John Bowlby (1907 – 1990) <strong>und</strong> die kanadische Psycholog<strong>in</strong> Mary<br />
A<strong>in</strong>sworth (1913 – 1999) zurück. Durch e<strong>in</strong>e Reihe von Verhaltensmus-<br />
32 Die empirischen Ergebnisse dazu werden <strong>in</strong> Kapitel 5.3.3 ausführlich dargestellt.<br />
52