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193. Sitzung - Deutscher Bundestag

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20796 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 16. Wahlperiode – <strong>193.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 4. Dezember 2008<br />

(A) Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt:<br />

Ich glaube, dass in diesem Zusammenhang auch das (C)<br />

Die Kollegin Cornelia Pieper hat jetzt das Wort für Handeln der Regierungskoalition gefordert ist. In diesem<br />

die Fraktion der FDP.<br />

Zusammenhang möchte ich eindeutig sagen: Für uns war<br />

der Bildungsgipfel an dieser Stelle enttäuschend. Ange-<br />

Cornelia Pieper (FDP):<br />

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Lieber<br />

Herr Kollege Gehring, der zweite Teil Ihrer Rede, in<br />

dem Sie von einer nachfrageorientierten Hochschulpolitik<br />

gesprochen haben, hat mir viel besser gefallen als der<br />

erste Teil. Ich halte es in diesem Zusammenhang mit<br />

Theodor Heuss, dem ersten Bundespräsidenten der<br />

Bundesrepublik Deutschland – bekannterweise ein Liberaler<br />

–,<br />

sichts der Forderungen der Hochschulrektorenkonferenz<br />

und des Wissenschaftsrats, der darauf aufmerksam gemacht<br />

hat, dass wir mindestens 1 Milliarde Euro mehr<br />

für die Hochschulen benötigen, damit die Studienplätze<br />

gut ausfinanziert sind, hätten Sie jetzt handeln müssen,<br />

statt eine Arbeitsgruppe aus Vertretern von Bund und<br />

Ländern einzusetzen, die bis Oktober nächsten Jahres<br />

Vorschläge zur Finanzierung machen soll. Wir wissen<br />

doch, welche Bildungsinvestitionen im Hochschulbereich<br />

notwendig sind. Deswegen fordere ich die Große<br />

Koalition nochmals auf, zu handeln.<br />

(Ute Kumpf [SPD]: Aber ob der so gerne mit Ihnen<br />

in Verbindung gebracht werden wollte!)<br />

der einmal gesagt hat: Der einzige Mist, auf dem nichts<br />

wächst, ist der Pessimist.<br />

Mir ist es unverständlich – es scheint auch absurd –,<br />

dass im Antrag der Grünen beklagt wird, dass die Zahl<br />

der Immatrikulationen hinter den Erwartungen zurückbleibt.<br />

Sie nennen insbesondere die Länder Nordrhein-<br />

Westfalen, Baden-Württemberg, Hessen und das Saarland,<br />

die Sie als miserabel abstempeln.<br />

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />

Zu Recht!)<br />

Nun sind das gerade die Länder – Frau Kollegin Grütters<br />

hat das eben zu Recht festgestellt –, die ihre Studienanfängerquote<br />

enorm steigern konnten. Das ist, denke ich,<br />

positiv für diejenigen, die um die gesamtstaatliche Verantwortung<br />

von Bildungspolitik streiten.<br />

Es scheint im Bildungsausschuss ein gemeinsames<br />

Ziel zu sein, dass wir angesichts der rückläufigen Entwicklung<br />

bei den Bildungsausgaben wieder mehr in Bildung<br />

investieren müssen. Wir liegen dabei unter dem<br />

OECD-Durchschnitt. Natürlich müssen wir auch mehr in<br />

die Hochschulen investieren. Wir müssen die Qualität<br />

der Lehre verbessern. Es geht hier nicht nur um Masse,<br />

sondern auch um Klasse. Deswegen verlangt die FDP<br />

ein Mehr an Bildungsinvestitionen, insbesondere eine<br />

Neuauflage des Hochschulpaktes und eine bessere Studienplatzfinanzierung,<br />

bei der jeder Studienplatz 25 Prozent<br />

höher ausfinanziert werden sollte, als das bisher der<br />

Fall ist.<br />

(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Kai Gehring<br />

[BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])<br />

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />

Ich bin Realist!)<br />

Ich will noch einmal beim positiven, optimistischen<br />

Ausblick – also bei Theodor Heuss – bleiben: Im Vergleich<br />

zum Vorjahr stieg die Zahl der Erstimmatrikulierten<br />

immerhin um 7 Prozent. An den Universitäten betrug<br />

Ich finde, dass wir angesichts der neuen Studienanfän- die Zunahme 3 Prozent, an den Fachhochschulen sogar<br />

gerzahlen keinen Grund haben, in Pessimismus zu ver- knapp 13 Prozent. Ich kann auch bestätigen, was meine<br />

fallen. Das gehört zu einer Politik dazu, die sich an den Kollegin von der Union vorhin gesagt hat: Interessanter-<br />

Realitäten orientiert. Das will ich ausdrücklich sagen. weise steigen die Zahlen der Studienanfänger auch in<br />

Der Antrag der Grünen wie auch der Antrag der Lin-<br />

solchen Ländern, in denen die FDP mitregiert.<br />

ken fallen nach alter Leierkastenmanier natürlich wieder<br />

auf alte, ideologisch eingefärbte Positionen zurück. Das<br />

(Jörg Tauss [SPD]: Das auch noch!)<br />

kann keine Politik sein, die auf die Zukunft von Hoch- Darauf will ich ausdrücklich verweisen. In Sachsen sind<br />

(B) schulen und deren Studierenden setzt.<br />

(Beifall bei der FDP)<br />

die Zahlen der Studienanfänger dagegen rückläufig.<br />

Auch im rot-grün regierten Bremen, Herr Gehring, sind<br />

die Zahlen der Studienanfänger rückläufig. Man sollte<br />

also nicht mit Steinen werfen, wenn man selbst im Glashaus<br />

sitzt.<br />

(D)<br />

Für mich ist es sehr wichtig, dass wir hier im Hause<br />

begreifen: Wenn wir diesen Kraftakt von mehr Bildungsinvestitionen<br />

– es geht um Milliardenbeträge – bewältigen<br />

bzw. realisieren wollen, dann bedarf es dazu unserer<br />

gemeinsamen Anstrengung.<br />

(Beifall bei der FDP)<br />

Die schlechte Nachricht habe ich bereits erwähnt. Der<br />

Studentenberg stellt eine große Herausforderung für<br />

Bund und Länder dar und zwingt uns zur Neujustierung<br />

der öffentlichen Hochschulfinanzierung. Wir brauchen<br />

dringend zusätzliche Studienplatzkapazitäten. Die Hochschulen<br />

platzen schon jetzt aus allen Nähten. Wir können<br />

nicht noch mehr Studenten in sie hineinpressen. Zusätzliche<br />

Mittel sind daher wichtig. Wir haben schon vor einigen<br />

Wochen in einem Antrag darauf aufmerksam gemacht,<br />

dass wir mehr Mittel für die Hochschulen und<br />

insbesondere für die Studienplätze brauchen. Der Wissenschaftsrat<br />

hat darauf hingewiesen, dass das Lehrangebot<br />

bei der Einführung von Bachelor und Master eigentlich<br />

um 15 bis 20 Prozent gesteigert werden muss<br />

und dass dies Auswirkungen auf die Kalkulation hat; das<br />

muss man berücksichtigen. Der Wissenschaftsrat hat zudem<br />

mehrfach die unzumutbare Betreuungsrelation an<br />

deutschen Hochschulen beklagt.

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