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193. Sitzung - Deutscher Bundestag

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20754 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 16. Wahlperiode – <strong>193.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 4. Dezember 2008<br />

(A)<br />

Dr. Barbara Höll<br />

Machen wir es einmal konkret: Von Regelsätzen in kosten – eine Illusion, die mit der Realität wenig zu (C)<br />

Höhe von 235 Euro pro Monat geht der Bericht zum tun hat.<br />

Existenzminimum aus. Der Paritätische Wohlfahrtsverband<br />

spricht für 2008 von realistischen Regelsätzen in<br />

Höhe von 299 Euro, und der Caritasverband hat Ihnen<br />

vorgerechnet, dass sich allein aufgrund der Inflation eine<br />

Steigerung um 18 Prozent niederschlagen müsste. Nichts<br />

passiert, was der Realität von Kindern und Jugendlichen<br />

tatsächlich nahe käme.<br />

Ich wiederhole: Es kostet keine 15 Milliarden Euro.<br />

Lassen Sie uns im Einkommensteuerrecht zur Individualbesteuerung<br />

bei Übertragbarkeit des steuerfreien<br />

Existenzminimums des Partners oder der Partnerin übergehen,<br />

wenn diese es nicht ausschöpfen. Dann brauchten<br />

wir nur noch 6 Milliarden Euro. Es kann nicht angehen,<br />

was Sie machen. Seien Sie wenigstens so ehrlich, den<br />

(Jörn Wunderlich [DIE LINKE]: So sind sie Menschen zu sagen: Kinder bekommen den Rest, den<br />

halt, ja!)<br />

wir noch irgendwo haben, Kinderarmut ist nicht schön,<br />

Frau Kressl, Sie haben zum Ende Ihrer Rede gesagt,<br />

Materielles allein helfe vor allem Alleinerziehenden<br />

nicht. Dies streitet niemand ab. Wir brauchen natürlich<br />

Berufstätigkeit von Frauen. Wir brauchen vor allem glei-<br />

aber wir müssen erst einmal die Banken beschirmen. –<br />

Es ist einfach Pflicht, dass diese 6 Milliarden Euro über<br />

den Bundeshaushalt bereitgestellt werden.<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

chen Lohn für gleichwertige Arbeit: 24 Prozent beträgt<br />

der Abstand zur Bezahlung von Männern; damit sind wir<br />

europaweit ganz hinten. Wir brauchen Kinderbetreuung.<br />

Dies aber so zu interpretieren und umzusetzen, wie Sie<br />

es getan haben, dass nämlich bei den Alleinerziehenden<br />

gar nichts mehr ankommen muss, das entbehrt doch jeglicher<br />

Logik.<br />

Unser Ziel sind eine realitätsgerechte Bewertung des<br />

steuerfrei zu stellenden Existenzminimums, eine Umsetzung,<br />

die es ermöglicht, dass es bei allen Kindern ankommt,<br />

weil uns alle Kinder gleich viel wert sein sollen,<br />

und ein ganz kurzfristiges Reagieren, damit zumindest<br />

diese viel zu niedrige Kindergelderhöhung – wir fordern<br />

200 Euro Kindergeld – bei Hartz-IV-Bezug, bei Bezug<br />

(B)<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

Erinnern Sie sich bitte an die Anhörung: 500 000 Kinder<br />

von Alleinerziehenden leben vom Bezug von Unterhaltsvorschussleistungen,<br />

800 000 Kinder von Alleinerziehenden<br />

vom Bezug von Hartz IV. Bei weiteren<br />

2 Millionen Kindern von Alleinerziehenden werden nur<br />

5 Euro von der Kindergelderhöhung ankommen. Das<br />

sind die Fakten: Es kommt genau bei den Menschen, die<br />

wenig haben – entweder kein Einkommen oder nur ein<br />

geringes Einkommen –, überhaupt nichts an. Diesem<br />

von Sozialgeld und Unterhaltsvorschuss nicht gegengerechnet<br />

wird. Deshalb können wir dem Gesetzentwurf<br />

heute nicht zustimmen. Die kleine Erhöhung lehnen wir<br />

nicht ab. Wir können uns nur enthalten. Denken Sie endlich<br />

um und gehen Sie mit uns in die andere Richtung,<br />

die besagt, dass alle Kinder dem Staat gleich viel wert<br />

sind.<br />

Ich danke Ihnen.<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

(D)<br />

Problem stellen Sie sich nicht. Sie machen keine Familienförderung,<br />

wenn Sie die Familien von Alleinerziehenden<br />

hier überhaupt nicht mehr auf dem Schirm haben.<br />

Nur 1,6 Prozent der Alleinerziehenden können den<br />

Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms:<br />

Das Wort hat die Kollegin Britta Haßelmann vom<br />

Bündnis 90/Die Grünen.<br />

Kinderfreibetrag ausnutzen. Diese 1,6 Prozent berücksichtigen<br />

Sie – das will ich Ihnen zugestehen –, aber die<br />

große Mehrheit eben nicht.<br />

Wir haben Ihnen dazu entsprechende Vorschläge im<br />

Ausschuss vorgelegt und werden dies nachher noch diskutieren:<br />

Nichtanrechnung der Kindergelderhöhung bei<br />

Hartz-IV-Beziehern. Sie verweigern sich dem, und das<br />

ist nicht mehr zu akzeptieren.<br />

(Beifall bei der LINKEN)<br />

Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):<br />

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Frau Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen!<br />

Herr Staatssekretär bei der Bundesministerin für<br />

Familie, Senioren, Frauen und Jugend! Wir haben hier<br />

gerade wirklich einiges gehört: „ein gutes Paket für Familien“,<br />

so die Staatssekretärin;<br />

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)<br />

„eine Erfolgsgeschichte für Kinder“;<br />

Dies alles ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass die<br />

Familienministerin bereits am 18. September hier im<br />

(Volker Kauder [CDU/CSU]: Sehr richtig!)<br />

Plenum sehr wohl zur Kenntnis genommen hat, dass es „ein Konjunkturprogramm“ – der Beitrag aus dem Be-<br />

einen sehr guten Weg aus dieser Situation heraus gibt reich Familie.<br />

und dass wir es tatsächlich erreichen könnten, dass alle<br />

Kinder dem Staat und unserer Gesellschaft gleich viel<br />

wert sind. Ich habe Frau von der Leyen hier bereits ein-<br />

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:<br />

Lächerlich!)<br />

mal zitiert und mache es noch einmal:<br />

Meine Damen und Herren von der Koalition, ich finde,<br />

Wenn man das alles auf ein Niveau bringen will,<br />

dann kann man das Ganze doch wohl nicht auf das<br />

niedrigste Niveau herunterstufen. Dann muss man<br />

vielmehr lege artis auf das höchste gemeinsame Ni-<br />

Sie sollten auf dem Teppich bleiben. Ein bisschen mehr<br />

Bescheidenheit angesichts dessen, was Sie hier als Familienleistungsgesetz<br />

vorlegen, stünde Ihnen ganz gut zu<br />

Gesicht.<br />

veau heraufstufen. Das würde 15 Milliarden Euro (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

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