193. Sitzung - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 16. Wahlperiode – <strong>193.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 4. Dezember 2008 20921<br />
(A) sowie die Experten Joachim Schiemann (BBA bzw. JKI wurde, hatten im Vergleich zu einer Kontrollgruppe eine (C)<br />
und EFSA), Detlef Barsch (BVL und EFSA) und Jeremy geringere Fruchtbarkeitsrate sowie bei den Nachkom-<br />
Seet (EFSA). Es stellt sich doch die Frage, auf welche men ein geringeres Körpergewicht. Solche nationalen<br />
Experten die EU-Kommission und die nationalen Regie- Studien und Erkenntnisse müssen dringend in den Zulasrungen<br />
bei einer notwendigen Verschärfung der Prüfsungsprozess einfließen können.<br />
richtlinien vertrauen soll, wenn ihre eigenen Beamten<br />
sich bereits im Vorfeld mit der Industrie auf niedrige<br />
Standards geeinigt haben?<br />
Verbraucherinnen und Verbraucher wollen keine Gentechnik<br />
auf dem Teller oder Acker. Erst vor wenigen Tagen<br />
hat dies eine jüngst vorgelegte repräsentative Studie<br />
des renommierten Marktforschungsinstituts Gesellschaft<br />
für Konsumforschung (GfK) wieder belegt. Rund<br />
85 Prozent der Verbraucher in Deutschland wollen, dass<br />
Milchkühe kein gentechnisch verändertes Futter erhalten.<br />
Zudem wären Verbraucher zu 80 Prozent auch bereit,<br />
mehr Geld für Milchprodukte ohne Gentechnik zu<br />
zahlen. Zwei Drittel der 1 000 Befragten würden Produkte<br />
mit dem Hinweis „Ohne Gentechnik“ bevorzugt<br />
kaufen. Wir fordern die Bundesregierung auf, diesen<br />
Verbraucherwillen nicht länger zu ignorieren.<br />
Unter dem Stichwort „Synchronisation der weltweiten<br />
GVO-Zulassungen“ läuft derzeit eine massive Lobbykampagne<br />
der Agrogentechnikindustrie mit dem Ziel,<br />
die für sie lästigen und zeitraubenden Abstimmungsverfahren<br />
der EU zur Zulassung von gentechnisch veränderten<br />
Organismen zu umgehen. Ginge es nach Kommissionspräsident<br />
Barroso, EU-Kommissarin Fischer-<br />
Boel, Exlandwirtschaftsminister Seehofer und wohl<br />
auch Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner, würden<br />
künftig auch nicht zugelassene GVO-Futtermittel bis zu<br />
einem Schwellenwert in die EU eingeführt und verfüttert<br />
werden. Diese Forderung ist absurd und gefährlich. In<br />
keinem anderen Land ist das möglich. Glücklicherweise<br />
lässt sich dieser Durchmarsch der „Koalition der Willigen“<br />
so einfach nicht in der EU verwirklichen, da die<br />
Skepsis gegenüber der Agrogentechnik wächst. Stattdessen<br />
setzt die Kommission nun auf die Harmonisierung<br />
von Laborstandards. Hier muss kritisch die Wirkung<br />
überprüft werden.<br />
Die CSU hat in ihrem Wahlkampf in Bayern massiv<br />
für die Unterstützung von gentechnikfreien Regionen<br />
geworben. Statt heuchlerischer Rhetorik wäre heute der<br />
richtige Zeitpunkt für konkrete Taten. Aber selbst bei<br />
diesem Punkt der Erklärung setzt die Bundesregierung<br />
auf Verzögerungstaktik und blockiert durch Prüfvorbehalte.<br />
Wenn es der CSU nicht nur um Wahlkampf ginge,<br />
würde sie sich in Brüssel, Berlin und Bayern gleichermaßen<br />
ernsthaft gegen Gentechnik einsetzen. Dass man<br />
auf EU-Ebene wirksam gegen Agrogentechnik vorgehen<br />
kann, haben andere Länder gezeigt.<br />
Wie wichtig ein zuverlässiges und transparentes Zulassungsverfahren,<br />
unabhängige Forschung und auf vorbeugenden<br />
Schutz ausgerichtete Gesetze auf europäischer<br />
und nationaler Ebene sind, hat zuletzt die Studie<br />
des österreichischen Umweltministeriums gezeigt, die<br />
im November 2008 publiziert wurde. Dabei wurde in einer<br />
Langzeitfütterungsstudie insektenresistenter Mais<br />
von Monsanto – Linie NK603 x MON810 – an Mäuse<br />
verfüttert. Die Mäuse, an die der Gentechmais verfüttert<br />
Anlage 13<br />
zur Beratung:<br />
Zu Protokoll gegebene Reden<br />
– Entwurf eines Zweiten Gesetzes zur Änderung<br />
des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes<br />
(B)<br />
Wir fordern bezüglich der Zulassungsverfahren klare<br />
politische Verantwortung, mehr Transparenz, mehr Demokratie<br />
sowie die Entflechtung zwischen Experten in<br />
den Behörden und der Agroindustrie. Wir fordern bezüglich<br />
der Risikoforschung mehr unabhängige Risikoforschung<br />
und die Einbeziehung der sozioökonomischen<br />
– Antrag: Förderung des lebenslangen Lernens<br />
unverzüglich entscheidend voranbringen<br />
(Tagesordnungspunkt 15 a und b)<br />
(D)<br />
Faktoren. Umweltbelange müssen nicht nur auf dem Papier,<br />
sondern wirklich geprüft werden. Dabei hat die<br />
EFSA keine Kompetenz zu Fragen der Probleme von<br />
Umweltauswirkungen der Agrogentechnik. Entweder<br />
müssen also Umweltexperten einbezogen werden, oder<br />
die EU-Umweltbehörde muss diese Fragen selbst reell<br />
prüfen.<br />
Alexander Dobrindt (CDU/CSU): „Es ist noch kein<br />
Meister vom Himmel gefallen“, sagt ein altes Sprichwort.<br />
Um Meister zu werden, braucht man Leistungsbereitschaft,<br />
Ehrgeiz, Zielstrebigkeit, Begabung, Disziplin,<br />
Fleiß, Geduld und – Geld. Kursgebühren, Prüfungsgebühren,<br />
Verwaltungsgebühren, Reisekosten, Lohnausfall<br />
und nicht zuletzt die Finanzierung der laufenden Lebenshaltungskosten<br />
sind der materielle Preis für die<br />
Zulassung zur Meister-, Techniker- oder Fachwirtprüfung.<br />
Hinzu kommen immaterielle Entbehrungen, der<br />
Verzicht auf Feierabende, Wochenenden und Urlaube.<br />
Trotzdem absolvieren Jahr für Jahr rund 100 000 Menschen<br />
in Deutschland eine berufliche Fortbildung erfolgreich.<br />
Dies entspricht immerhin knapp der Hälfte der<br />
Hochschulabsolventen eines Jahrgangs.<br />
Für viele Betriebe sind die Meister, Techniker und<br />
Fachwirte attraktiv. Sie verfügen bereits von Anfang an<br />
über Berufserfahrung und Handlungskompetenz. Insofern<br />
sind sie oft gegenüber Hochschulabsolventen im<br />
Vorteil. Darüber hinaus sind besonders die Handwerksmeister<br />
auf eine selbstständige Tätigkeit gut vorbereitet.<br />
Sie übernehmen Betriebe, schaffen Arbeitsplätze und<br />
bilden aus. Diese Menschen auf ihrem oft steinigen Weg<br />
zu unterstützen, ist für mich eines der wichtigsten bildungspolitischen<br />
Anliegen. Ich bin daher sehr stolz, dass<br />
das AFBG/„Meister-BAföG“ untrennbar mit der CDU/<br />
CSU-<strong>Bundestag</strong>sfraktion verbunden ist.