193. Sitzung - Deutscher Bundestag
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20958 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 16. Wahlperiode – <strong>193.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 4. Dezember 2008<br />
(A) gig zur Ratifizierung vorlegt und Deutschland rasch der modernen Behindertenpolitik, sondern gleichzeitig (C)<br />
streumunitionsfrei wird. Lassen Sie uns gemeinsam da- auch Leitbild für unsere zukünftige Arbeit. Politische<br />
für sorgen, dass anderen Staaten bei der Räumung und Entscheidungen auf Bundes-, Länder- oder Kommunal-<br />
Vernichtung sowie Opfern bei Fürsorge und Reintegraebene, die Menschen mit Behinderungen direkt oder intion<br />
geholfen wird. Lassen Sie uns dafür sorgen, dass wir direkt betreffen, müssen sich an den Inhalten der UNim<br />
Bundeswehrarsenal keine neuen Waffen beschaffen, Konvention messen lassen.<br />
die ähnlich verheerende Folgen wie Streumunition verursachen.<br />
Unerlässlich ist bei der Umsetzung der UN-Konvention<br />
die Beteiligung der Betroffenen und ihrer Verbände.<br />
Ihr Antrag stimmt uns optimistisch, dass wir am sel- Das Motto „Nichts über uns, nichts ohne uns“ sollte<br />
ben Strang und in dieselbe Richtung ziehen. Die Bünd- keine hohle Phrase, sondern gelebte Realität sein.<br />
nisgrünen haben daher heute auf einen eigenen Antrag Ebenso wichtig ist mir die Bewusstseinsbildung der Öf-<br />
verzichtet. Wir stimmen dem Antrag der Koalitionsfrakfentlichkeit, um die Ziele der UN-Konvention als Quertionen<br />
zu.<br />
schnittsaufgabe für die gesamte Gesellschaft bekannt zu<br />
machen.<br />
Anlage 19<br />
Zu Protokoll gegebene Reden<br />
Einigen Grundsätzen der UN-Konvention wurde in<br />
der deutschen Gesetzgebung schon Rechnung getragen,<br />
aber in vielen Punkten bleibt die Lebenswirklichkeit von<br />
zur Beratung:<br />
Menschen mit Behinderungen hinter den Zielen der UN-<br />
Konvention zurück. Deshalb dürfen wir nicht – zum Bei-<br />
– Entwurf eines Gesetzes zu dem Übereinkomspiel durch die Denkschrift der Bundesregierung – den<br />
men der Vereinten Nationen vom 13. Dezem- Eindruck erwecken, dass in Deutschland schon alles erber<br />
2006 über die Rechte von Menschen mit reicht wäre, um Menschen mit Behinderungen eine um-<br />
Behinderungen sowie zu dem Fakultativprofassende gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Ich<br />
tokoll vom 13. Dezember 2006 zum Überein- sehe eine große politische Herausforderung darin, für die<br />
kommen der Vereinten Nationen über die Umsetzung der Ziele der Konvention in allen Lebensbe-<br />
Rechte von Menschen mit Behinderungen reichen dauerhaft Sorge zu tragen. Vor allem in den Be-<br />
– Beschlussempfehlung und Bericht: Historische<br />
Chance des VN-Übereinkommens über<br />
reichen Barrierefreiheit, Arbeit und Bildung gibt es<br />
Handlungsbedarf.<br />
die Rechte von Menschen mit Behinderun- Die Weiterentwicklung einer barrierefreien Umwelt<br />
(B)<br />
gen nutzen<br />
(Tagesordnungspunkt 23 a und b)<br />
muss vorangetrieben werden. Infrastruktur, Fahrzeuge,<br />
Gebäude, Verkehrsmittel sowie alle Arten von Medien<br />
und Kommunikationstechniken müssen in Zukunft so<br />
gestaltet sein, dass sie für Menschen mit Behinderungen<br />
ohne weitere Schwierigkeiten und soweit wie möglich<br />
ohne die Hilfe Dritter nutzbar sind.<br />
(D)<br />
Hubert Hüppe (CDU/CSU): Ich freue mich, dass wir<br />
heute das Gesetz zur UN-Konvention über die Rechte<br />
der Menschen mit Behinderungen verabschieden. Noch<br />
mehr freue ich mich darüber, dass wir die UN-Konvention<br />
ohne Vorbehalte und Interpretationserklärungen verabschieden.<br />
Manchmal sah es nicht so aus, als würde<br />
dieses Gesetz ohne weitere Probleme den <strong>Bundestag</strong><br />
passieren. Ich hoffe, dass nun auch die Länder dem Gesetz<br />
zustimmen.<br />
Mit der Ratifizierung der Konvention ist klar: Teilhabe<br />
für Menschen mit Behinderungen ist weder Geschenk<br />
noch Gnade. Man verdankt sie auch nicht der<br />
Fürsorge oder gar dem Mitleid der „Nicht-Behinderten“,<br />
sondern Teilhabe ist ein Menschenrecht. Ziel der CDU/<br />
CSU in der Politik für Menschen mit Behinderungen ist<br />
die umfassende Teilhabe von Menschen mit Behinderungen<br />
in der Gesellschaft. Im Vordergrund steht dabei die<br />
Schaffung gemeinsamer Lebenswelten von Menschen<br />
mit und ohne Behinderungen. Angefangen bei dem gemeinsamen<br />
Besuch von Kindertagesstätten und Schulen<br />
über Ausbildung und Arbeitsleben bis hin zu Wohnen<br />
und Leben im Alter.<br />
Mit der Ratifizierung der UN-Konvention ist es unsere<br />
Aufgabe, auch weiterhin dafür Sorge zu tragen, dass<br />
die begonnene gesellschaftliche Entwicklung – vom<br />
Prinzip der Fürsorge hin zur Teilhabe – fortgeführt wird.<br />
Dieses Übereinkommen ist nicht nur ein Meilenstein in<br />
Teilhabe am Arbeitsleben bleibt weiterhin ein wichtiges<br />
Ziel in unserer Behindertenpolitik. Dabei setzen wir<br />
in erster Linie auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. Menschen<br />
mit und ohne Behinderungen sollen auch hier miteinander<br />
arbeiten und leben. Auch für Menschen, die<br />
jetzt in Werkstätten für behinderte Menschen arbeiten,<br />
suchen wir Alternativen. Mit dem Gesetz zur Unterstützenden<br />
Beschäftigung haben wir bereits einen wichtigen<br />
Schritt getan. Darüber hinaus setzt sich die Union in diesem<br />
Zusammenhang auch für das Persönliche Budget im<br />
Arbeitsleben ein.<br />
Es muss uns gemeinsam mit den Ländern gelingen,<br />
Kindern mit Behinderungen einen problemlosen Zugang<br />
zum Regelschulsystem zu ermöglichen. Art. 24 der Konvention<br />
fordert ein inklusives Bildungssystem. Davon<br />
sind wir heute – wie wir hier alle wissen – noch weit entfernt.<br />
In der Expertenanhörung wurde von mehreren<br />
Sachverständigen verdeutlicht, dass die Regelbeschulung<br />
Kindern mit Behinderungen in Deutschland sehr oft<br />
verwehrt wird.<br />
Problematisch ist in diesem Zusammenhang, dass in<br />
der deutschen Übersetzung der englische Begriff „inclusive<br />
education“ mit „integrativer Bildung“ übersetzt<br />
wurde. Inklusion und Integration können nicht gleich