193. Sitzung - Deutscher Bundestag
193. Sitzung - Deutscher Bundestag
193. Sitzung - Deutscher Bundestag
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 16. Wahlperiode – <strong>193.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 4. Dezember 2008 20925<br />
(A) werden, um zum Erfolg zu führen. Dies kann durch eine zu werben und zu kämpfen. Tatsächlich muss aus dem (C)<br />
Verlängerung der Förderung in der Prüfungsphase ge- BAföG und dem AFBG am Ende ein gemeinsames<br />
schehen, die wir in dieser Form erstmals einführen wol- Erwachsenenbildungsförderungsgesetz werden, das<br />
len, und es kann auch durch eine zusätzliche Prämie auf auch die weitergehenden Förderungen von Weiterbil-<br />
eine erfolgreiche Prüfung unterstützt werden. Auch dung gesetzlich als Rechtsansprüche absichert. Die SPD<br />
diese Komponente ist im neuen Gesetzeskonzept enthal- ist sehr engagiert dafür. Wir wollen ein Erwachsenenten.<br />
BaföG, und wir wollen die Arbeitsversicherung als Ausbau<br />
der Arbeitslosenversicherung. Aber hier ist leider<br />
mit der CDU/CSU nichts zu machen. Hier haben wir aktuell<br />
noch grundlegende Differenzen in der Großen<br />
Koalition.<br />
Viertens. Eine lange und teure Aufstiegsfortbildung<br />
ist derzeit vor allem für Fachkräfte mit Familie und Kindern<br />
nur schwer und unter großen Schwierigkeiten zu<br />
realisieren. Wir haben uns deshalb als Sozialdemokraten<br />
besonders darauf konzentriert, eine Erhöhung des Kinderzuschlags<br />
von derzeit 179 Euro auf immerhin<br />
210 Euro pro Kind und Monat durchzusetzen. Dieser Erhöhungsbetrag<br />
soll auch erstmals zu 50 Prozent als Zuschuss<br />
gegeben werden. Gerade diese Bezuschussung ist<br />
uns sehr wichtig, um die Darlehensschuld bei Familien<br />
mit Kindern möglichst einzudämmen. Schließlich führen<br />
wir einen unkomplizierten, nicht an Nachweise gebundenen<br />
Kinderbetreuungszuschuss speziell für Alleinerziehende<br />
ein, denn gerade Alleinerziehende in Aufstiegsfortbildung<br />
sind besonderen Anforderungen<br />
unterworfen.<br />
Fünftens. Was beim BAföG schon Praxis ist, muss<br />
Dass wir gleichwohl so viel auch gemeinsam erreichen<br />
konnten, lässt einen dennoch abschließend sagen:<br />
Was 1996 begann und im Jahr 2001 mit Edelgard<br />
Bulmahn einen wirklich entscheidenden Schub nach<br />
vorne bekam, wird auch mit diesem neuen gemeinsamen<br />
Reformvorschlag von SPD und CDU/CSU für die Zukunft<br />
weiter verbessert werden können. Für uns Sozialdemokraten,<br />
denen die Bildungschancen von Arbeitnehmern,<br />
die Leistungsbereitschaft von Aufstiegswilligen<br />
und die Förderung von Kompetenz und Qualifikation in<br />
der modernen Wirtschaft immer besondere Anliegen sind,<br />
ist dies deshalb auch ein besonders erfreulicher Tag.<br />
Wir wünschen uns für die gemeinsamen Schlussbera-<br />
beim Meister-BAföG auch gelten: Fortbildungswilligen tungen noch manche kluge Erkenntnis und Einsicht und<br />
mit Migrationshintergrund muss der Zugang zu einer<br />
Höherqualifizierung erleichtert werden. Ausländische<br />
dann bei der Verabschiedung ein wirklich gutes gemeinsames<br />
Gesetz, zu dessen Unterstützung wir auch die an-<br />
Mitbürgerinnen und Mitbürger, die schon hier geboren<br />
sind bzw. eine dauerhafte Bleibeperspektive haben, solderen<br />
Fraktionen des Parlaments herzlich einladen.<br />
(B)<br />
len künftig auch ohne Anknüpfung an eine vorherige<br />
Mindesterwerbsdauer nach dem AFBG gefördert werden<br />
können.<br />
Patrick Meinhardt (FDP): Mit dem uns heute vorliegenden<br />
Gesetzesentwurf legt die Bundesregierung<br />
endlich zum ersten Mal ihre längst überfälligen Vorstellungen<br />
zur Bekämpfung des Fachkräftemangels in<br />
Deutschland vor. Nach drei Jahren Regierungszeit ist<br />
dies auch überfällig.<br />
(D)<br />
Sechstens. Dass Menschen, die eine Aufstiegsfortbildung<br />
erfolgreich abgeschlossen haben, darin unterstützt<br />
und anerkannt werden sollten, wenn sie danach ein Unternehmen<br />
gründen und Arbeits- und Ausbildungsplätze<br />
schaffen, ist uns sehr wichtig. Mit der Differenzierung,<br />
die hier vorgesehen ist, wird auch schon die Schaffung<br />
von nur einem Ausbildungs- bzw. Arbeitsplatz anerkannt<br />
und entsprechend über den Erlass einer Darlehensschuld<br />
honoriert.<br />
Siebtens. Es liegt im Interesse aller, dass die Bildungsträger<br />
im hoffentlich wachsenden Bereich der Aufstiegsfortbildung<br />
auch die notwendige Qualität der Maßnahmen<br />
garantieren. Mit der Einführung des Nachweises<br />
eines Qualitätssicherungssystems bei den Bildungsträgern<br />
soll dieses nun abgesichert werden.<br />
Wie wichtig uns die Aufstiegsfortbildung ist, kann<br />
man auch an dem Korridor der zusätzlich zur Verfügung<br />
gestellten Mittel sehen. Was im Jahr 2009 mit 30 Millionen<br />
Euro Mehraufwendungen für Bund und Länder beginnt,<br />
wird bis zum Jahr 2012 auf über 90 Millionen<br />
Euro aufwachsen. Damit hätten wir eine Steigerung der<br />
Mittel um gut 60 Prozent bis zum Jahr 2012 zu verzeichnen,<br />
was ein eindrucksvoller Beleg für die Priorität von<br />
Weiterbildung sein wird, die wir letztlich dann eben<br />
doch in dieser Großen Koalition ausbauen konnten.<br />
Wenn mehr nicht in dieser Konstellation zu erreichen<br />
war, so wird uns das als Sozialdemokraten nicht davon<br />
abhalten, konzeptionell und politisch für weitere Schritte<br />
Der Fachkräftemangel ist in Deutschland schon lange<br />
Realität. So beklagte der DIHK erst in der vergangenen<br />
Woche, dass laut einer eigenen Umfrage unter 20 000<br />
Betrieben bereits jetzt 54 Prozent der Betriebe nicht genügend<br />
technische Fachkräfte finden. Darüber hinaus<br />
fehlt es an Meistern und Facharbeitern. Diese Entwicklung<br />
kennen wir seit Jahren. Dies macht es umso dringend<br />
notwendiger, gerade die berufliche Fortbildung<br />
attraktiver zu gestalten. Wir müssen es mit intelligenten<br />
Maßnahmen ermöglichen, dass Menschen einfacher und<br />
unbürokratischer eine höhere Qualifikation erlangen.<br />
Die Eigenverantwortung für mehr Bildung zu stärken<br />
und in die eigene Zukunft zu investieren, sichert nachhaltig<br />
die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands.<br />
Es gibt ein riesiges Potenzial an Menschen, denen<br />
durch ein attraktiveres Meister-BAföG der Weg zu einer<br />
höheren Qualifikation eröffnet werden kann. Heute<br />
schließen jährlich rund 480 000 Menschen eine Berufsausbildung<br />
ab, aber nur 97 000 bilden sich erfolgreich<br />
zum Meister, Fachwirt oder Kaufmann weiter. Dies sind<br />
noch immer viel zu wenige. Zuletzt war die Zahl derer,<br />
die das Meister-BAföG überhaupt in Anspruch genommen<br />
haben, sogar rückläufig. Hier müssen wir dringend<br />
gegensteuern. In der Weiterbildung hat diese Bundes-