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193. Sitzung - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 16. Wahlperiode – <strong>193.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 4. Dezember 2008 20835<br />

(A)<br />

Elke Hoff<br />

bewachen ließ und tatenlos zusah, wenn diese nach Gu- Für die Fraktion der FDP steht außer Zweifel, dass (C)<br />

antánamo transportiert wurden.<br />

endlich und in vollem Umfang die Möglichkeit der par-<br />

Bereits im Januar 2002 hatte die damalige rot-grüne<br />

Bundesregierung Kenntnis vom Beginn der Verlegung<br />

gefangener Personen nach Guantánamo. Die Funktion<br />

lamentarischen Kontrolle des KSK realisiert werden<br />

muss.<br />

(Beifall bei der FDP)<br />

des Gefangenenlagers Kandahar als Durchgangsstation<br />

auf dem Weg nach Guantánamo war also von Beginn der<br />

Operation an bekannt. Das KSK wirkte damals im Rahmen<br />

seines Auftrages an Operationen der OEF-Kräfte<br />

mit, bei denen Gefangene gemacht wurden, die anschließend<br />

über Kandahar nach Guantánamo gebracht wurden.<br />

Bezeichnend für diese Doppelbödigkeit ist auch, dass<br />

die rot-grüne Bundesregierung einen erheblichen Aufwand<br />

betrieben hat, um die offenkundigen Meinungsverschiedenheiten<br />

innerhalb der damaligen Bundesregierung<br />

hinsichtlich der Zulässigkeit dieser militärischen<br />

Beiträge zu verheimlichen.<br />

Diesem Anspruch werden weder der Entschließungsantrag<br />

der Koalitionsfraktionen noch der der Grünen gerecht.<br />

Wir fordern bereits seit 2002 die Einrichtung eines<br />

Ausschusses für besondere Auslandseinsätze.<br />

(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />

NEN]: Und damit eine Entmachtung des Parlaments<br />

insgesamt! Das ist das Problem! –<br />

Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Genau!)<br />

Dieser Lösungsansatz ist auch in wissenschaftlichen Publikationen<br />

vielfach unterstützt worden. Selbst der Generalsekretär<br />

der CDU, Pofalla, stellte bereits 2004 fest:<br />

(Beifall bei der FDP)<br />

Der FDP-Entwurf sieht richtigerweise einen „Ausschuss<br />

für besondere Auslandseinsätze“ vor …<br />

So wurden Fragen von Abgeordneten und des damaligen<br />

Wehrbeauftragten des Deutschen <strong>Bundestag</strong>es systematisch<br />

nicht beantwortet bzw. ihre Beantwortung über den<br />

Termin der anstehenden <strong>Bundestag</strong>swahl 2002 hinaus<br />

verzögert. Unter keinen Umständen sollte publik werden,<br />

dass es innerhalb der damaligen Bundesregierung<br />

auch die Auffassung gab, dass die geleistete Unterstützung<br />

für die USA in Kandahar eine deutsche Mitverantwortung<br />

für Menschenrechtsverletzungen begründen<br />

(Beifall der Abg. Birgit Homburger [FDP] –<br />

Gert Weisskirchen [Wiesloch] [SPD]: Ganz<br />

falsch!)<br />

Daher möchte ich heute das Parlament und die Bundesregierung<br />

dazu auffordern – das entspricht dem wesentlichen<br />

Ergebnis des Untersuchungsausschusses –,<br />

unserem bereits vorliegenden Antrag endlich zu folgen<br />

und ihn auch zügig umzusetzen.<br />

könnte.<br />

(Christian Lange [Backnang] [SPD]: Das wäre<br />

(B)<br />

Auch sollte verschwiegen werden, dass die damalige<br />

Bundesregierung den Soldaten klare rechtliche Grundla-<br />

eine falsche Konsequenz!)<br />

Ich danke für die Aufmerksamkeit.<br />

(D)<br />

gen und Regeln für ihren Einsatz verweigerte. Schon vor<br />

der Verlegung des Kontingentes machte die KSK-Füh-<br />

(Beifall bei der FDP)<br />

rung darauf aufmerksam, dass Weisungen, die lediglich<br />

auf die Regeln des humanitären Völkerrechts verweisen,<br />

als Handlungsgrundlage für den konkreten und schwierigen<br />

Einsatz in Afghanistan nicht ausreichend seien. Es<br />

Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:<br />

Das Wort hat nun Kollege Rainer Arnold, SPD-Fraktion.<br />

wurden vonseiten des KSK immer wieder eindeutige Regelungen<br />

gefordert, die die Kommandosoldaten nicht<br />

(Beifall bei der SPD)<br />

der Gefahr einer strafrechtlichen Verfolgung aussetzten.<br />

Rainer Arnold (SPD):<br />

Die Bundesverteidigungsminister Scharping und Struck<br />

haben es seinerzeit klar versäumt, innerhalb der Bundesregierung<br />

auf eine rechtlich eindeutige Positionierung<br />

hinzuwirken.<br />

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Traditionell ist ein Untersuchungsausschuss ein Instrument<br />

der Opposition. Nachdem man die Kollegin Hoff<br />

reden gehört hat, weiß man auch, warum. Sie hat über<br />

Dinge gesprochen, die eigentlich gar nicht im Zentrum<br />

(Beifall bei der FDP)<br />

des Auftrags des Untersuchungsausschusses waren, also<br />

Dieser unhaltbare Zustand besteht nach unserer Auffassung<br />

heute nach wie vor fort.<br />

Auch die zurzeit gültigen Regelungen für Gefangennahmen<br />

waren und sind nicht praktikabel. Trotz Anerkennung<br />

der anfänglichen Schwierigkeiten bei der Schaffung<br />

einer praktikablen Rechtsgrundlage kann es nicht sein,<br />

dass auch nach sieben Jahren des Einsatzes der Bundeswehr<br />

in Afghanistan immer noch keine handhabbaren Re-<br />

über Dinge, die sie gerne hineininterpretiert.<br />

Ich denke, es war richtig, dass wir die Einsetzung dieses<br />

Ausschusses beantragt haben, weil wir so sichtbar<br />

gemacht haben, Frau Hoff, dass es bei uns – wenn Sie<br />

ehrlich mit uns diskutieren, müssen Sie das auch einräumen<br />

– durchaus ein hohes gemeinsames Interesse gab,<br />

die Vorwürfe des Herrn Kurnaz gegenüber dem KSK seriös<br />

aufzuklären, und ein hohes Interesse, ein bisschen<br />

mehr in dieses erste Kontingent der KSK-Soldaten higelungen<br />

für die Soldatinnen und Soldaten vorliegen. Die neinzuleuchten, mit dessen Einsatz die Bundesrepublik<br />

im April 2007 erteilte Anordnung löst die Probleme nicht, noch keine Erfahrungen hatte. Das war nun einmal das<br />

weil nicht sichergestellt ist, dass die Festgenommenen erste Mal. Weil das KSK schon ein Stück weit das Aus-<br />

nach ihrer Übergabe an die afghanische Justiz rechtshängeschild der Bundeswehr ist und die Öffentlichkeit<br />

staatskonform behandelt werden.<br />

ganz besonders darauf achtet, wäre es auch falsch gewe-

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