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193. Sitzung - Deutscher Bundestag

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20924 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 16. Wahlperiode – <strong>193.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 4. Dezember 2008<br />

(A) Aktuell liegen die Zahlen noch so, dass unter den Genauso muss uns das Faktum beschäftigen, dass im (C)<br />

Teilnehmern einer Aufstiegsfortbildung 68 Prozent ersten Anlauf nur 80 Prozent der Teilnehmer die Prüfung<br />

Männer und nur 32 Prozent Frauen sind. Auch dieses schaffen. In einzelnen Berufen wie Bilanzbuchhalter<br />

Anliegen, Frauen in ihrer immer noch besonderen Situa- oder Steuerfachwirt liegt die Quote gar nur bei 50 bis<br />

tion, was die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, 60 Prozent. Mit gezielter zusätzlicher Förderung müssen<br />

sprich Aufstiegsfortbildung und Familie angeht, gezielt sowohl der Abbruch wie auch die Wiederholungsprü-<br />

und differenziert zu fördern, wird für ein neuerliches Refung mit entsprechenden Zeitverlusten weiter reduziert<br />

formgesetz der Maßstab sein müssen.<br />

werden, damit es mehr erfolgreiche Absolventen und zügige<br />

Abschlüsse gibt. Auch hierum wird sich eine engagierte<br />

Reformpolitik zu kümmern haben.<br />

Nicht vergessen werden sollte auch, dass es in<br />

Deutschland noch einen besonders hohen Nachholbedarf<br />

gibt, was die Qualifizierungs- und Aufstiegschancen für<br />

Migranten angeht. Eine moderne Weiterbildungspolitik<br />

muss hier noch bestehende Schranken aus dem Weg räumen<br />

und den Einstieg in den Aufstieg durch Qualifizierung<br />

fördern.<br />

(B)<br />

Drittens. Was die Altersverteilung der Menschen angeht,<br />

die in einer Aufstiegsfortbildung sind, sind rund<br />

80 Prozent zwischen 20 und 35, konkret fast 30 Prozent<br />

zwischen 20 und 25, 34 Prozent zwischen 25 und 30 und<br />

16 Prozent zwischen 30 und 35. Umso mehr muss uns<br />

beschäftigen, dass die Vereinbarung von Aufstiegsfortbildung<br />

und eigenen Kindern bisher nur schwer zu realisieren<br />

war. Geschätzte unter 10 Prozent der in Vollzeit<br />

Geförderten, die in einer Aufstiegsfortbildung sind, haben<br />

Kinder. Das Missverhältnis ist hier dramatisch; und<br />

dies ist offensichtlich nicht nur aus einer bestimmten<br />

langfristigen Planung von Ausbildungs- und Berufsphasen<br />

bzw. Familiengründung so, sondern auch weil die<br />

Beanspruchung durch die Aufstiegsfortbildung sehr<br />

hoch ist und die Unterstützung für Aufstiegsfortbildungsmotivierte<br />

mit Kindern offensichtlich nicht ausreichend<br />

ist. Fakt ist jedenfalls, dass nach der langjährigen<br />

Systematik in der Förderung gerade die Darlehensbelastung<br />

für Familienmütter oder -väter mit zwei Kindern<br />

besonders hoch war, bekamen diese doch nur 17 Prozent<br />

der Aufwendungen als Zuschuss erstattet, während<br />

Singles ohne Kinder zu einer deutlich niedrigeren Darlehensschuld<br />

und einem entsprechend höheren Zuschuss<br />

kamen.<br />

Für uns Sozialdemokraten war deshalb sehr früh klar,<br />

dass wir es nach den von uns erfolgreich durchgekämpften<br />

Verbesserungen beim BAföG nicht bei einer bloßen<br />

Übertragung der massiven Verbesserungen vom BAföG<br />

auf das Meister-BAföG – die im Übrigen ja schon gesetzlich<br />

vorgeschrieben war – belassen konnten, sondern<br />

dass wir auch hier strukturelle und sehr gezielte und<br />

nachhaltige Reformen zusätzlich brauchen würden. Dies<br />

haben wir ungeachtet einer Koalitionsvereinbarung, bei<br />

der noch keine Weiterentwicklung des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes<br />

für diese Legislaturperiode<br />

vorgesehen war, als SPD im Laufe des Jahres 2007 für<br />

uns intern entwickelt und auch gegenüber dem Koalitionspartner<br />

immer wieder deutlich gemacht. Es erfüllt<br />

uns mit einer gewissen Genugtuung, dass dann auch die<br />

Ministerin bzw. der Koalitionspartner diesen Vorschlägen<br />

und diesem Drängen hinhaltend, aber stetig gefolgt<br />

sind und wir uns mit dieser Initiative letztlich auch in der<br />

Großen Koalition durchsetzen konnten, auch wenn es<br />

schon manchmal skurrile Züge annahm, wie in den Presseerklärungen<br />

der Bundesbildungsministerin immer wieder<br />

nachgebessert wurde und aus dem Nichts-tun-Wollen<br />

zuerst ein Prüfen und dann ein Verändern an ganz<br />

wenigen Punkten und schließlich ein durchaus breit angelegtes<br />

Reformwerk wurde. Dass sich die jetzt vorgelegte<br />

Konzeption zu der zweiten großen Novelle zum<br />

Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz in wesentlichen<br />

Feldern mit den Punkten deckt, die wir von sozialdemokratischer<br />

Seite im Februar, März in die Diskussion und<br />

öffentliche Debatte gebracht haben, kann da nur freuen.<br />

(D)<br />

Viertens. Alarmieren musste schließlich alle Politiker,<br />

denen etwas an der Aufstiegsfortbildung für Arbeitnehmer<br />

liegt, dass nach dem kontinuierlichen Anstieg der<br />

Zahl der Geförderten seit dem Jahr 2001 bis 2005 auf<br />

den Höhepunkt von 141 000 sich diese 2006 erstmals<br />

wieder reduzierte und dadurch 5 000 weniger gefördert<br />

wurden. Aus diesem ersten Rückgang durfte nach Auf-<br />

Was sind nun die besonders wichtigen Punkte? Erstens.<br />

Die deutlichen Verbesserungen, die wir von der<br />

SPD schon beim BAföG durchkämpfen konnten mit der<br />

Erhöhung der Sätze um 10 Prozent und der Freibeträge<br />

um 8 Prozent, schlagen sich jetzt auch voll beim Meister-BAföG,<br />

sprich bei der Aufstiegsfortbildung nieder.<br />

fassung von uns Sozialdemokraten unter keinen Umständen<br />

ein dauerhafter Trend werden. Ein rechtzeitiges Gegensteuern<br />

war für uns deshalb unabdingbar. Wir<br />

brauchen mehr Menschen, die zu einer Aufstiegsfortbildung<br />

bereit sind und dieses ermöglichen können, und<br />

wir brauchen vor allem auch mehr erfolgreiche Absolventen<br />

einer solchen zusätzlichen Fortbildung, die ja<br />

auch mit beträchtlichen persönlichen Vorleistungen und<br />

Anstrengungen verbunden ist. Es darf deshalb auch nicht<br />

unberührt lassen, dass es eine nicht unbeträchtliche<br />

Quote von Menschen gibt, die eine Aufstiegsfortbildung<br />

beginnen, diese aber dann nicht durchhalten können. Ab-<br />

Zweitens. Die geförderte Aufstiegsfortbildung muss<br />

nicht mehr zwingend die erste sein, sondern es wird eine<br />

Aufstiegsfortbildung gefördert, auch wenn es schon die<br />

zweite oder die dritte, aber bis dahin anderweitig finanzierte<br />

sein sollte. Damit werden Aufstiegsfortbildungswillige<br />

nicht mehr dafür bestraft, dass sie vorher schon<br />

eigene Initiative entwickelt haben. Im Prozess des lebensbegleitenden<br />

Lernens ist dies sicherlich eine moderne<br />

politische Antwort auf das Ideal eines modernen<br />

kontinuierlichen Fortbildungsprogramms, dem sich der<br />

Einzelne möglichst widmen sollte.<br />

bruchquoten von 20 Prozent stehen dann nicht nur für Drittens. Eine Aufstiegsfortbildung ist immer mit viel<br />

enttäuschte Hoffnungen und Anstrengungen, sondern Anstrengung und Aufwand, nicht zuletzt in der Prü-<br />

sind auch ein zusätzliches Potenzial.<br />

fungsphase, verbunden. Deshalb muss sie auch gefördert

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