193. Sitzung - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 16. Wahlperiode – <strong>193.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 4. Dezember 2008 20727<br />
(A)<br />
Iris Gleicke<br />
Sie möchten sich dabei jedoch nicht in der Systematik chungsprozessen zu tun. Zumindest das müssen Sie den (C)<br />
der Rente bewegen, sondern Sie machen wie immer Ver- Menschen auch sagen.<br />
sprechungen, aber zulasten anderer.<br />
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)<br />
(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]:<br />
Richtig!)<br />
Das, was Sie gerade mit den ungerechten Löhnen der<br />
Verkäuferinnen angesprochen haben, versuchen wir Sozialdemokratinnen<br />
und Sozialdemokraten mit unserem<br />
Kampf für Mindestlöhne und ordentliche Tariflöhne<br />
zu korrigieren.<br />
Jetzt brauchen wir einen klaren Fahrplan.<br />
(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Aber für Fahrpläne<br />
ist der Verkehrsminister zuständig!)<br />
Wir müssen im Hinblick auf die Ungerechtigkeiten, die<br />
da sind, klare Antworten finden. Nicht nur das Kabinett<br />
hat den Bundesarbeitsminister dazu aufgefordert, sondern<br />
auch die Fraktionen sind mit ihm im Gespräch.<br />
(Beifall bei der SPD)<br />
(Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das hilft<br />
Nach Ihren Anträgen wissen wir ja, dass Sie – das ist<br />
ihm weiter!)<br />
wunderbar – an unserer Seite kämpfen. Damit haben wir<br />
kein Problem. Unterstützen Sie uns ruhig weiterhin.<br />
Aber die Ungerechtigkeit, die Sie beschreiben, gilt eben<br />
auch für die Verkäuferinnen in den alten Bundesländern.<br />
(Beifall bei der SPD – Peter Weiß [Emmendingen]<br />
[CDU/CSU]: Im Saarland zum Beispiel!)<br />
Wir wollen eine vernünftige, der Sache angemessene<br />
und gerechte Lösung. Sie muss aus der Sicht der ostdeutschen<br />
Sozialdemokraten folgende drei Kriterien erfüllen:<br />
Erstens. Alle bis zur Angleichung erworbenen Anwartschaften<br />
und Entgeltpunkte müssen in ihrem Wert<br />
bestehen bleiben.<br />
Unser Problem ist – Herr Schneider, das wissen wir in<br />
Ostdeutschland doch –, dass Licht und Schatten eng bei-<br />
(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das will der Antrag<br />
der FDP!)<br />
einanderliegen. Wir wissen: Wir haben viel erreicht. Wir<br />
haben aber noch viel zu tun. Es gibt Branchen, in denen<br />
die Löhne angeglichen sind. An anderer Stelle haben wir<br />
Es darf nicht zu Verschlechterungen für Versicherte sowie<br />
Rentnerinnen und Rentner kommen.<br />
solche gravierenden Unterschiede, wie Sie sie benennen. (Horst Friedrich [Bayreuth] [FDP]: Das nennt<br />
Deshalb formulieren wir eben nicht einen populistischen<br />
man Besitzstandswahrung!)<br />
(B)<br />
Antrag sondern versuchen, eine wirklich vernünftige Lösung<br />
zu finden, die genau bei den Ungerechtigkeiten innerhalb<br />
des Systems ansetzt. Das ist unsere Aufgabe.<br />
(Beifall bei der SPD)<br />
Zweitens. Die gesamtdeutschen Lohn- und Gehaltssteigerungen<br />
müssen sich für die Versicherten und Rentner<br />
gleichermaßen auswirken.<br />
Drittens. Mit bestehenden Ungleichbehandlungen der<br />
(D)<br />
Herr Schneider, was wollen Sie eigentlich? Wollen<br />
Sie eine auf Dauer angelegte saubere und gerechte Lösung<br />
im Sinne des sozialen Friedens in diesem Land,<br />
ost- und der westdeutschen Versicherten bei gleichen<br />
Löhnen und Gehältern – das ist vollkommen klar – muss<br />
Schluss sein.<br />
oder geht es hier wirklich bloß um billigen Wahlkampf<br />
und um billige wahltaktische Vorteile? Begreifen Sie eigentlich<br />
gar nicht, dass Sie mit Ihren Vorschlägen an der<br />
Büchse der Pandora zumindest herumfummeln, dass Sie<br />
damit leichtfertig vieles von dem aufs Spiel setzen, was<br />
seit 1990 in unserem Land zusammengewachsen ist?<br />
(Beifall bei der SPD – Dr. Heinrich L. Kolb<br />
[FDP]: Dann können Sie unseren Antrag übernehmen,<br />
wenn das Ihre Kriterien sind!)<br />
Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht nicht<br />
nur um Rechtseinheit. Im Osten – nicht nur im Osten,<br />
auch im Westen, aber gerade im Osten, und zwar auf-<br />
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU) grund der höheren Arbeitslosenzahlen und der vielfach<br />
Die ostdeutschen Rentnerinnen und Rentner sind<br />
nicht die Verlierer der deutschen Einheit; ganz im Gegenteil.<br />
Die geltende Regelung hat seit der Rentenüberleitung<br />
in Ostdeutschland Nachteile für Beitragszahler<br />
und Rentner ausgeglichen, für die Beitragszahler deshalb,<br />
weil die viel zu niedrigen Löhne auf das durch-<br />
gebrochenen Erwerbsbiografien – droht Altersarmut;<br />
unser Kollege Schaaf hat das schon angesprochen. Wir<br />
müssen an der Stelle für die Menschen etwas tun. Wir<br />
müssen Altersarmut dauerhaft verhindern, und zwar in<br />
Ost wie in West.<br />
Wir brauchen zumindest gesetzliche Mindestlöhne.<br />
schnittliche Westniveau hochgewertet wurden, und für<br />
die Rentnerinnen und Rentner deshalb, weil die Renten<br />
enorm steigen konnten – das ist von der Kollegin Michalk<br />
(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Da wollen wir hören,<br />
welche Nachrichten der Tag noch bringt!)<br />
schon gesagt worden –, nämlich in den alten Bundeslän- Ohne einen vernünftigen, existenzsichernden Lohn kann<br />
dern seit 1991 um rund 25 Prozent, in den neuen Bun- niemand einen vernünftigen, existenzsichernden Rentendesländern<br />
um rund 116 Prozent. Das, liebe Kolleginnen anspruch aufbauen; das ist doch so klar wie Kloßbrühe.<br />
und Kollegen, hätten wir mit einem von Anfang an einheitlichen,<br />
gesamtdeutschen Rentenrecht niemals erreicht.<br />
Es ist unseriös, ja nachgerade unanständig, wenn Sie<br />
sich hinstellen und sagen: Da besteht seit 18 Jahren eine<br />
Das sage ich jetzt ganz bewusst den Kolleginnen und<br />
Kollegen von der FDP: Herr Kollege Mücke, wie Sie<br />
merken, teile ich Ihren Befund; das ist gar keine Frage.<br />
Ungerechtigkeit. – Die Ungerechtigkeiten sind in den (Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Das ist schon<br />
letzten Jahren entstanden. Das hat etwas mit den Anglei-<br />
mal was!)