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193. Sitzung - Deutscher Bundestag

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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 16. Wahlperiode – <strong>193.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 4. Dezember 2008 20841<br />

(A)<br />

Jürgen Herrmann<br />

Bei Würdigung aller Umstände darf ich an dieser auf einer anderen Art und Weise gelöst werden, nutzt die (C)<br />

Stelle noch einmal sagen, dass das KSK dort vor Ort her- gewährte Zulage überhaupt nicht. Die KSK-Soldaten<br />

vorragende Arbeit geleistet hat. Dieser Dank gilt also müssen nach bestandener Ausbildung aus ihrer fast tota-<br />

insbesondere denjenigen, die in diesem Land über ein len Isolation geführt werden. Dann gibt es auch eine hö-<br />

Jahr verbracht haben, um unsere Interessen dort wahrzuhere Bereitschaft, diesen Dienst abzuleisten.<br />

nehmen.<br />

Es mutete schon seltsam an, wie die Soldaten aus ih-<br />

Herzlichen Dank.<br />

rem eigenen Selbstverständnis berichtet haben, dass sie<br />

(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten<br />

der SPD)<br />

nicht hochwertig genug eingesetzt worden sind, dass<br />

man ihre Fähigkeiten überhaupt nicht besonders wahrgenommen<br />

hat und dass die Frage, wann sie ihre Fähigkeiten<br />

in Einsätzen unter Beweis stellen können, nicht be-<br />

Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse: antwortet wurde. Eine ähnliche Klage war von einem<br />

Das Wort hat nun Kollege Gerd Höfer, SPD-Fraktion. ehemaligen GSG-9-Kommandeur zu hören. Er sagte,<br />

dass sie sich im Wesentlichen nicht bewähren konnten.<br />

Gerd Höfer (SPD):<br />

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und<br />

Herren! Vieles ist schon gesagt worden. Daher verzichte<br />

ich auf den Dank, der üblicherweise schon abgestattet<br />

worden ist, und zwar zu Recht.<br />

Man muss deswegen die Soldatinnen und Soldaten darauf<br />

vorbereiten, dass nicht jeden Tag ein solcher hochwertiger<br />

Einsatz möglich ist. Denn nicht jeden Tag<br />

brennt irgendwo das Haus. Man muss also in der Zwischenzeit<br />

eine andere sinnvolle Beschäftigung finden.<br />

(B)<br />

Der Untersuchungsausschuss, dem auch ich angehört<br />

habe, war von denen, in denen ich bisher Mitglied gewesen<br />

bin, einer der seltsamsten; denn die Hauptanschuldigungen<br />

von Herrn Kurnaz im Stern-Bericht beruhen nur<br />

auf Hörensagen, auf nicht mehr und nicht weniger. Eine<br />

Wahrheitsfeststellung, die Hintergrund für eine politische<br />

Bewertung sein müsste, war in diesem Fall nicht<br />

möglich.<br />

Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass es ein Zufall<br />

war, dass deutsche Soldaten in dem Lager waren. Die<br />

Amerikaner hatten nämlich für eine Nacht um Amtshilfe<br />

gebeten. Mehr gab es dort nicht.<br />

Ich habe keinen Zweifel daran, dass die Bundeswehr<br />

und die Gesellschaft das KSK brauchen. Es soll rechtsstaatlich<br />

eingesetzt werden und wird rechtsstaatlich eingesetzt.<br />

Man denke nur an die Rules of Engagement. Die<br />

Soldaten werden gebraucht wie die Sondereinsatzkommandos.<br />

Sie sind die Speerspitze bei bestimmten Aufträgen.<br />

Dass sie innerhalb der Bundeswehr eine gewisse<br />

Elite darstellen, ist klar. Aber lassen wir sie nicht zu stillen<br />

Helden verkommen. Das ist eine der Aussagen gewesen,<br />

die die Soldatinnen und Soldaten in den Vernehmungen<br />

gemacht haben.<br />

Auf den Verteidigungsausschuss – das ist für mich die<br />

dritte Erkenntnis – kommt die Aufgabe zu, sich mit den<br />

Rahmenbedingungen, unter denen die Soldaten des KSK<br />

ausgebildet und geführt und unter denen sie eingesetzt<br />

werden, zu beschäftigen. Die Lage sollte auch auf diesem<br />

Gebiet und nicht nur im finanziellen Bereich verbessert<br />

werden.<br />

(D)<br />

Dieses Hörensagen führt mich zu einer anderen Erkenntnis<br />

dieses Untersuchungsausschusses. Wir müssen<br />

uns einmal im Verteidigungsausschuss mit dem Selbstverständnis<br />

und mit dem inneren Gefüge des KSK beschäftigen.<br />

Was wir dort zu hören bekommen haben<br />

– ich kann es nur pauschal sagen, weil ich einzelne Personen<br />

nicht nennen will –, ging nicht nur um die Frage,<br />

ob Alkohol getrunken worden ist. Es ging auch darum,<br />

dass es ab der Ausbildung bis zum Einsatz eine Vereinsamung<br />

dieser KSK-Soldaten gibt. Das heißt, dass sie<br />

kein soziales Gefüge mehr haben außer dem, was in<br />

Calw und später in den Einsätzen geschaffen wird.<br />

Wir haben uns aus dem Grunde erkundigt, wie die<br />

Sondereinsatzkommandos der Polizei geführt werden.<br />

Dort ist mit Sicherheit ein soziales Umfeld gewährleistet.<br />

Die spannende Frage ist nun, ob man nicht in der<br />

Bundeswehr und speziell im Heer darüber nachdenken<br />

sollte, wie diesen Soldatinnen und Soldaten ein erweitertes<br />

soziales Gefüge gegeben werden kann, damit sie ihre<br />

Einsätze durchstehen und sich nicht selbst abkapseln.<br />

Eine weitere Erschwernis ist, dass sie in ihren Familien<br />

nicht darüber berichten können, wohin sie gehen und<br />

was sie tun. Das ist bei den Sondereinsatzkommandos<br />

der Polizei teilweise etwas anders.<br />

Was die Soldatinnen und Soldaten bei ihrem Einsatz<br />

erleben, ist auch ein Grund dafür, warum es bei dem<br />

KSK Nachwuchsprobleme gibt. Man kann viele Male<br />

eine Zulage erhöhen. Wenn diese Grundprobleme nicht<br />

Ich bitte das Bundesministerium der Verteidigung,<br />

uns in diesem Punkt nachhaltig zu unterstützen; denn es<br />

ist eine Fürsorgepflicht, die wir gegenüber diesen Soldatinnen<br />

und Soldaten haben. Packen wir es also an und<br />

lassen es nicht liegen!<br />

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)<br />

Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:<br />

Ich schließe die Aussprache.<br />

Wir kommen zur Abstimmung über die Beschlussempfehlung<br />

des Verteidigungsausschusses als Untersuchungsausschuss.<br />

Der Ausschuss empfiehlt in seiner<br />

Beschlussempfehlung auf Drucksache 16/10650, den<br />

Bericht des Verteidigungsausschusses als 1. Untersuchungsausschuss<br />

zur Kenntnis zu nehmen. Wer stimmt<br />

für diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –<br />

Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist einstimmig<br />

angenommen.<br />

Wir kommen zur Abstimmung über die Entschließungsanträge.<br />

Wer stimmt für den Entschließungsantrag<br />

der Fraktionen der CDU/CSU und der SPD auf Drucksa-

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