193. Sitzung - Deutscher Bundestag
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20930 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 16. Wahlperiode – <strong>193.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 4. Dezember 2008<br />
(A) gern. Mit diesem Gesetz wollen wir hierzu einen Beitrag Euro zusätzlich für Nahrungsmittelhilfe bereitgestellt, (C)<br />
zur Umsetzung leisten. Damit ist die AFBG-Novelle ein- die als Nothilfe den am schlimmsten von der Hungergebettet<br />
in das Gesamtkonzept der Bundesregierung zur krise Betroffenen helfen soll. Wir haben ein Paket von<br />
Stärkung des beruflichen Bildungssystems, der Weiterbil- weiteren Maßnahmen verabschiedet, welches zwar in<br />
dung und der Durchlässigkeit in den Hochschulbereich. erster Linie auf die aktuelle Nahrungsmittelkrise reagie-<br />
Dazu gehören die im Herbst beschlossene Einführung eiren soll, aber auch einiges in Bezug auf den Klimawanner<br />
Bildungsprämie und des Weiterbildungssparens. del anstößt. Auch konnte nach langen und zähen Ver-<br />
Dazu gehören auch die neu geschaffenen Aufstiegshandlungen die sogenannte EU-Milliarde bereitgestellt<br />
stipendien, die über das duale System den Hochschulzu- werden. Insofern denke ich, wir haben durch diese und<br />
gang ermöglichen.<br />
andere Sofortmaßnahmen wichtige Pflöcke einrammen<br />
Darüber hinaus bieten die mithilfe des Meisterkönnen.<br />
BAföGs erworbenen Fortbildungsabschlüsse zum Teil Wir müssen aber nach dem ersten Schrecken über das<br />
die Möglichkeit, ein Hochschulstudium aufzunehmen. Ausmaß der Nahrungsmittelkrise auch den Fokus auf die<br />
Der Hochschulzugang und die Berücksichtigung der in zukünftigen Entwicklungen richten und uns daher fra-<br />
der Aufstiegsfortbildung erworbenen Kompetenzen im gen, was man mittel- bzw. langfristig tun kann und wel-<br />
Studium sollen verbessert werden.<br />
che Faktoren im Rahmen der ländlichen Entwicklung<br />
Gebündelt werden alle diese Maßnahmen in der Qualifizierungsinitiative<br />
der Bundesregierung. Gemeinsam<br />
ermöglichen sie den Aufstieg durch Bildung. Hierzu<br />
leistet die AFBG-Novelle einen wichtigen Beitrag.<br />
eine Rolle für eine sichere Nahrungsmittelversorgung<br />
und die Bekämpfung der Armut spielen. Dafür gibt es<br />
keine Patentlösungen, vielmehr ist es ein langwieriges<br />
Bohren dicker Bretter. Der vorliegende Antrag beschreibt<br />
sehr detailliert und umfassend die Voraussetzungen<br />
und Instrumente, die für eine erfolgreiche ländliche<br />
Anlage 14<br />
Entwicklung notwendig sind. Im Rahmen der heutigen<br />
Debatte kann ich leider nur einige wenige Dinge nennen,<br />
Zu Protokoll gegebene Reden<br />
die mir besonders am Herzen liegen.<br />
zur Beratung der Anträge:<br />
So freue ich mich besonders, dass wir in den jüngs-<br />
– Hunger und Armut in Entwicklungsländern<br />
durch die Förderung von ländlicher Entwicklung<br />
nachhaltig bekämpfen<br />
ten Haushaltsberatungen beschlossen haben, den Titel<br />
für internationale Agrarforschung um insgesamt<br />
8,5 Millionen Euro zu erhöhen. Ziel der Agrarforschung<br />
soll unter anderem sein, die regional unter-<br />
(B) – Die Ursachen des Hungers beseitigen – Die<br />
ländliche Entwicklung fördern<br />
(Tagesordnungspunkt 17 a und b)<br />
schiedlichen Auswirkungen des Klimawandels auf<br />
die Böden und Pflanzen zu erforschen, um auf die zukünftigen<br />
Bedingungen besser reagieren zu können.<br />
Dabei kommt man in Diskussionen immer zwangsläufig<br />
auf das Thema Grüne Gentechnik. Diese wird<br />
schon heute bei Soja, Mais oder Baumwolle eingesetzt.<br />
Vielleicht kann moderne Biotechnologie auch<br />
helfen, neue Möglichkeiten in Subtropen oder Tropen<br />
zu eröffnen. Dabei müssen wir offen mit unseren<br />
Partnerländern über die damit zusammenhängenden<br />
Chancen und Risiken sprechen, aber ihnen, also unseren<br />
Partnerländern, die Entscheidung über deren Einsatz<br />
überlassen. Wenn ich den Antrag der Grünen<br />
lese, finde ich es traurig, dass manche glauben, ihre<br />
ideologisch motivierten Entscheidungen anderen aufzwängen<br />
zu können. So anmaßend sollten wir nicht<br />
sein.<br />
(D)<br />
Dr. Wolf Bauer (CDU/CSU): Seit ich mich mit Entwicklungspolitik<br />
beschäftige, stelle ich immer wieder erstaunt<br />
fest, dass es Themen gibt, die für einige Monate<br />
die Debatte beherrschen, dann aber wieder in der Versenkung<br />
verschwinden – ungeachtet, wie wichtig sie<br />
sind oder ob wir es geschafft haben, das Problem zu lösen.<br />
Vor kurzem war dieses Thema die Nahrungsmittelkrise,<br />
und die Politik hat versucht, umfassend darauf zu<br />
reagieren. Es wurden Haushaltsumschichtungen vorgenommen,<br />
Anhörungen angesetzt, Anträge geschrieben,<br />
Konferenzen veranstaltet und vieles mehr. Leider kommt<br />
es mir dennoch manchmal wie Stückwerk oder bestenfalls<br />
das Schreiben diverser Papiere vor. Ich frage mich,<br />
ob wir es schaffen, auch langfristig in diesem Thema engagiert<br />
zu bleiben – denn das müssen wir. Das Thema<br />
„ländliche Entwicklung“ wurde lange genug sträflich<br />
vernachlässigt. Einen Beitrag zu einem langfristigen Engagement<br />
in der ländlichen Entwicklung soll der vorliegende<br />
Antrag leisten. Im Folgenden möchte ich daraus<br />
einige Aspekte hervorheben, die mir besonders wichtig<br />
sind.<br />
Dazu bietet sich an, zunächst Bilanz zu ziehen: Kommen<br />
wir zuerst zur Habenseite: Wir mussten mit diversen<br />
Sofortmaßnahmen auf die jüngste Nahrungsmittelkrise<br />
reagieren, um das Ärgste zu verhindern. So haben<br />
wir im Haushalt des BMZ immerhin über 500 Millionen<br />
Auch fordern wir in unserem Antrag das BMZ auf,<br />
ländliche Entwicklung zum Schwerpunkt seiner Tätigkeit<br />
zu machen, und ich hoffe, dass sich daran nichts ändern<br />
wird, wenn das nächste Thema hochgespielt wird.<br />
Wir müssen unsere Bemühungen bündeln und dürfen<br />
uns nicht verzetteln, wie Francis Fukuyama in seinem<br />
jüngsten Buch über das „Staaten bauen“ schreibt. Auch<br />
hoffe ich, dass es uns gelingt, unsere eigene Bevölkerung<br />
auf diesem Weg mitzunehmen und ein entsprechendes<br />
Problembewusstsein bei den Menschen zu verankern.<br />
Denn eine nachhaltige ländliche Entwicklung<br />
bedeutet auch Einschnitte in unserem Leben – nicht nur<br />
aufgrund der finanziellen Mittel, mit denen wir unsere<br />
Partnerländer unterstützen, sondern auch beispielsweise