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193. Sitzung - Deutscher Bundestag

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20926 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 16. Wahlperiode – <strong>193.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 4. Dezember 2008<br />

(A) regierung bildungspolitisch das Gestaltungspotenzial. Wer Bildungsgerechtigkeit ein Leben lang sichern (C)<br />

Hier liegt in der beruflichen Weiterbildung ihre Verant- will, muss Bildungsinvestitionen vom ersten Tag an förwortung.<br />

Das Ziel einer 50-prozentigen Weiterbildungsdern. Diese finanzielle Förderung darf nicht haltmachen<br />

beteiligung muss sich in einem klar erkennbaren bei einer Prämie, sondern muss gerade die Eigeninitia-<br />

Aktionspaket widerspiegeln.<br />

tive und Eigenverantwortlichkeit stärken. Es ist gelungen,<br />

das zunächst nur für Studenten eingeführte BAföG<br />

auch auf die berufliche Fortbildung zu übertragen. Jetzt<br />

muss es gelingen, ein umfassendes Bildungssparen aufzubauen.<br />

Die FDP-<strong>Bundestag</strong>sfraktion hat dazu einen<br />

richtungweisenden Antrag vorgelegt.<br />

Berufliche Bildung und Weiterbildung dürfen nicht<br />

länger stiefmütterlich behandelt werden. Daher begrüßen<br />

wir Liberale grundsätzlich die Initiative der Bundesregierung,<br />

berufliche Höherqualifizierung auch finanziell<br />

endlich stärker zu fördern. Die berufliche Bildung<br />

muss uns genauso viel wert sein wie die akademische<br />

Bildung. Bei der Ausgestaltung der finanziellen Förderung<br />

muss besonderes Augenmerk darauf gelegt werden,<br />

dass sich diese an den Bedürfnissen der Fortbildungswilligen<br />

ausrichtet und so mehr Menschen zur Fortbildung<br />

motiviert. Wir müssen die richtigen Zielgruppen aktivieren.<br />

Es ist längst überfällig, dass die Bundesregierung nun<br />

endlich nicht mehr länger nur die erste Aufstiegsfortbildung<br />

fördern will, sondern eine. Somit werden nicht länger<br />

diejenigen bestraft, die bereits eine Fortbildung in<br />

Anspruch genommen haben. Mit diesem Schritt werden<br />

sich eine ganze Menge von fortbildungswilligen jungen<br />

Menschen in diesem Land nicht mehr ärgern.<br />

Politisch grundsätzlich richtig muss die folgende Botschaft<br />

sein: Wir brauchen einen deutlichen Aufwuchs<br />

bei der Weiterbildung, nicht nur beschränkt auf den technisch-naturwissenschaftlichen<br />

Bereich, sondern eben<br />

gerade auch im sozialen Bereich und in der politischen<br />

Bildung. Aus der Summe aller von der Regierung vorgeschlagenen<br />

Maßnahmen ergibt sich jedoch noch kein<br />

stimmiges Weiterbildungskonzept. Das tut jetzt not.<br />

Wir brauchen keine zusätzliche BAföG-Bürokratie,<br />

sondern Förderungshilfen, die bei den Menschen ankommen,<br />

die etwas für sich und ihre Bildung tun wollen.<br />

Dies sage ich insbesondere mit Blick auf die geplanten<br />

Regelungen zum Erlass von Rückzahlungsforderungen.<br />

In der jetzigen Fassung verspricht dies ein bürokratisches<br />

Fass ohne Boden zu werden. Doch auch wenn die<br />

Bundesregierung mit diesem Gesetzentwurf einen ersten<br />

Schritt in die richtige Richtung geht, werden wir sie<br />

nicht aus der Verantwortung entlassen, endlich auch das<br />

private Weiterbildungssparen zu fördern. Wir brauchen<br />

dringend eine Offensive zur Förderung des Bildungssparens.<br />

Eine echte Weiterbildungsoffensive muss beides<br />

abdecken, zum einen die staatliche Unterstützung für<br />

Fortbildungswillige und zum anderen die Förderung des<br />

Aufbaus von privatem Kapital für Bildungsinvestitionen.<br />

Diesem Anspruch kann der vorgelegte Gesetzentwurf<br />

jedoch nicht gerecht werden.<br />

Ein ganzheitliches Konzept, gar eine Weiterbildungsoffensive,<br />

die zu einer Bewusstseinsveränderung in<br />

Deutschland führen könnte, lässt die Bundesregierung<br />

bisher leider schmerzlich vermissen. Wir begrüßen ja,<br />

dass das lebenslange Lernen in der Großen Koalition angekommen<br />

ist. Aber lassen Sie sich gesagt sein: Ihre bisherige<br />

Taktik, hier und dort ein kleines Reförmchen<br />

– man könnte auch sagen einen halben Schritt vor und<br />

mit der Weiterbildungsprämie wieder zwei Schritte zurück<br />

– werden wir und auch die Fortbildungswilligen,<br />

die Wirtschaft und die Weiterbildungsträger Ihnen nicht<br />

länger durchgehen lassen. Deutschland benötigt dringend<br />

eine offensive Weiterbildung. Packen Sie es endlich<br />

an!<br />

Mit einem Meister-BAföG für die Altenpflege und Volker Schneider (Saarbrücken) (DIE LINKE): Ich<br />

Erziehung wird ein grundsätzlich positives Signal ge- bin ja grundsätzlich begeistert, wenn die Bundessetzt,<br />

auch wenn wir hier kritisch anmerken müssen, regierung sich dazu durchringt, im Bereich „Lebenslan-<br />

dass selbst aus den Fachverbänden dieser Weg mit Frages Lernen“ ihren vollmundigen Ankündigungen kongezeichen<br />

versehen wird. Bisher hat die Bundesregiekrete Taten folgen zu lassen. Meine Begeisterung lässt<br />

(B)<br />

rung in drei Jahren mit einem Weiterbildungsportal im<br />

Internet für Erzieherinnen und Erzieher alle Beteiligten<br />

sich noch steigern, wenn die Große Koalition gewillt ist,<br />

dafür auch Geld locker zu machen. Völlig richtig betont<br />

(D)<br />

enttäuscht. Erziehung per Mausklick ist wirklich nicht die Bundesregierung auch, dass der Wandel der<br />

auf der Höhe der Zeit.<br />

Industrie- zur Wissensgesellschaft statt einer Ausbildung<br />

für das Leben lebenslanges Lernen erfordert. In ihrer<br />

Novelle des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes<br />

(AFBG) lässt sie aber erneut die Bereitschaft zu konsequentem<br />

Handeln vermissen, weder verlässt sie die eingetretenen<br />

Trampelpfade, noch macht sie mehr als einen<br />

winzigen Schritt nach vorn.<br />

Richtig ist, dass im Bereich der Pflegeberufe sowie<br />

bei den Erzieherinnen und Erziehern großer Handlungsbedarf<br />

besteht. Nicht nur, weil die Beschäftigten – in der<br />

Regel übrigens Frauen – für ihre anspruchsvolle Tätigkeit<br />

optimal qualifiziert und nebenher bemerkt auch<br />

adäquat entlohnt sein sollten, sondern vor allem deshalb,<br />

weil uns nur die beste Frühförderung unserer Kinder gut<br />

genug sein sollte und weil wir alle auch im Pflegefall mit<br />

Recht ein Leben in Würde erwarten dürfen; und dies<br />

schließt unzweifelhaft eine qualifizierte Pflege ein. Dazu<br />

kann eine gezielte Förderung der Fortbildungsmaßnahmen<br />

in diesem Bereich einen Beitrag leisten. Dies will<br />

ich durchaus positiv hervorheben.<br />

Nur laufen Sie hier der Entwicklung doch schon fast<br />

hoffnungslos hinterher. Wir diskutieren nicht erst seit<br />

diesem Jahr darüber, welche Bildungswege an die Hochschulen<br />

gehören. Auch in anderen beruflichen Bereichen<br />

ist längst klar, wo die bisherige berufliche Qualifizierung<br />

an Grenzen stößt und Berührungspunkte mit der akademischen<br />

Bildung entstanden sind. Bis heute ist kaum zu

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