193. Sitzung - Deutscher Bundestag
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20838 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 16. Wahlperiode – <strong>193.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 4. Dezember 2008<br />
(A)<br />
Paul Schäfer (Köln)<br />
denn es geht hier darum, wie die Soldaten vorbereitet werden und nicht die Unterrichtung ausgewählter Mit- (C)<br />
wurden, wie sie von der politischen und militärischen glieder des Parlaments.<br />
Führung begleitet wurden, wie dieser Vorgang parlamentarisch<br />
kontrolliert wurde, und auch darum, ob man sie<br />
überhaupt in einen solchen Einsatz schicken sollte.<br />
(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert<br />
Winkelmeier [fraktionslos])<br />
Drittens. Dass es diese Verfehlungen gegeben hat, hat<br />
nach meiner Überzeugung zentral mit dem sogenannten<br />
Der Antrag der Grünen geht da sehr viel weiter, und wir<br />
werden ihn unterstützen.<br />
Krieg gegen den Terror zu tun. Manches an den Erklä- Mit unseren Vorstellungen wird sich dieses Haus ja<br />
rungen erscheint sehr stimmig. Ja, es war der erste Ein- noch einmal beschäftigen müssen, hoffentlich dann zu<br />
satz dieser Art, und man war in großer Hektik. Aber einer anderen Uhrzeit. Dabei geht es darum, die bislang<br />
wenn Dinge aus dem Ruder gelaufen sind – der Kollege geübte restriktive Geheimhaltungspraxis aufzugeben,<br />
Arnold hat es gesagt –, dann wird man um die Klärung die Informationspflicht der Regierung gegenüber dem<br />
eines Punktes nicht umhinkönnen: Die damaligen Hand- <strong>Bundestag</strong> konsequent umzusetzen, und zwar gegenüber<br />
lungen standen allesamt unter dem Vorsatz der uneinge- allen Mitgliedern des Hauses, und regelmäßig einen Beschränkten<br />
Solidarität mit den USA.<br />
richt, auch über den Einsatz der Spezialkräfte, zu erhal-<br />
(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE GRÜten.<br />
NEN]: Die wurde nicht immer praktiziert!)<br />
Die Debatte über diese Vorschläge ist mit dem Abschlussbericht<br />
nicht beendet, sondern gerade erst eröffnet<br />
worden.<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert<br />
Winkelmeier [fraktionslos])<br />
Das ist der eigentliche Sündenfall. Das ist der interessante<br />
Punkt, dass die Kommandosoldaten immer darauf<br />
verwiesen haben: Das war doch ein Akt der Solidarität,<br />
und damit war das Thema tabu. Damit hat man sozusagen<br />
alles gerechtfertigt, was man getan hat. Das ist der<br />
Punkt, an dem man innehalten muss. Wenn Menschen<br />
systematisch am Schlaf gehindert werden und brutaler<br />
Kälte ausgesetzt sind, dann ist das Folter, und dann muss<br />
man dagegen aufstehen.<br />
(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert<br />
Vizepräsident Dr. h. c. Wolfgang Thierse:<br />
Das Wort hat nun Winfried Nachtwei für die Fraktion<br />
Bündnis 90/Die Grünen.<br />
Winkelmeier [fraktionslos])<br />
Winfried Nachtwei (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN):<br />
Roland Claus, der damalige Fraktionsvorsitzende der Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
(B) PDS, hat in der <strong>Bundestag</strong>sdebatte vom 19. September Dass wir diese Debatte zu einem Zeitpunkt jenseits der (D)<br />
2001 gesagt – ich darf zitieren –:<br />
öffentlichen Wahrnehmung führen, ist der Sache völlig<br />
Der Terror darf keine Gewalt über uns gewinnen.<br />
unangemessen.<br />
Jetzt muss sich erweisen, wie zivilisiert die zivili- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN,<br />
sierte Welt ist.<br />
bei der FDP und der LINKEN sowie bei Abge-<br />
(Winfried Nachtwei [BÜNDNIS 90/DIE<br />
ordneten der CDU/CSU und der SPD)<br />
GRÜNEN]: Richtig!)<br />
– Ich nehme mit Dankbarkeit zur Kenntnis, dass auch<br />
Ich glaube, das war sehr weitsichtig.<br />
einzelne Mitglieder der Großen Koalition verhalten geklatscht<br />
haben.<br />
Leider haben wir ja unter der Regentschaft von<br />
Mr. Bush den globalisierten Krieg gegen den Terrorismus<br />
erlebt, vor dem damals gewarnt wurde, mit all den<br />
Folgen, die der Fall Murat Kurnaz beispielhaft gezeigt<br />
hat: Ein junger Mann sitzt fünf Jahre in der Hölle, obwohl<br />
keiner Straftat überführt, von keinem Gericht verurteilt.<br />
Die Verantwortlichen in seinem Land, Deutschland,<br />
sind eher erleichtert, wenn er dort bleibt, bzw. sie<br />
Unabhängig davon möchte ich ausdrücklich dem Vorsitzenden<br />
des Untersuchungsausschusses, dem Kollegen<br />
Karl Lamers, für seine ausgesprochen souveräne und<br />
parlamentsfreundliche Leitung des Ausschusses danken.<br />
Diesem Dank möchte ich den für die vorzügliche,<br />
verlässliche Arbeit des Sekretariats unter Herrn Hilgers<br />
anfügen.<br />
haben Angst, wenn er wieder hier aufgenommen werden<br />
(Beifall im ganzen Hause)<br />
muss. So etwas, liebe Kolleginnen und Kollegen, darf<br />
sich nicht wiederholen.<br />
Es wurde mehrfach ausgeführt, dass die Misshandlungsvorwürfe<br />
von Herrn Kurnaz nicht aufgeklärt wer-<br />
(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Gert den konnten. Es stand Aussage gegen Aussage. Ich<br />
Winkelmeier [fraktionslos])<br />
glaube aber, dass es keinerlei Anhaltspunkte dafür gege-<br />
Das ist der Punkt, um den es geht, nämlich dass<br />
Schlussfolgerungen aus dieser Geschichte gezogen werden<br />
müssen. Das heißt, die parlamentarische Kontrolle<br />
über die Bundeswehr, aber vor allem über die Spezialben<br />
hat, zu meinen, dass es diese Misshandlungsakte<br />
nicht gegeben hätte. Die Staatsanwaltschaft Tübingen<br />
hat etwas zur Glaubwürdigkeit einzelner Kommandosoldaten<br />
ausgeführt.<br />
kräfte, muss gestärkt werden. Der Antrag der Regie- Murat Kurnaz erlitt in Kandahar und vor allem in<br />
rungsfraktionen geht an der Kernfrage vorbei. Es muss Guantánamo in US-Haft ein regelrechtes Martyrium. Zu<br />
nämlich die Unterrichtung des Parlaments verbessert dieser langen Dauer haben die mangelnde Aufmerksam-