193. Sitzung - Deutscher Bundestag
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Gregor Amann<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 16. Wahlperiode – <strong>193.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 4. Dezember 2008 20729<br />
(A) Antrag spielt Alt gegen Jung aus, da er Bestandsrentner (Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/ (C)<br />
im Osten deutlich besser stellt, aber zulasten künftiger<br />
DIE GRÜNEN]: Nein, beide!)<br />
Rentnergenerationen, also der heutigen Steuer- und Beitragszahler.<br />
Er spielt auch Ost gegen West aus; denn von<br />
der Anhebung und Höherbewertung profitieren ausschließlich<br />
Rentner und Arbeitnehmer im Osten, während<br />
die Rentner und Arbeitnehmer im Westen relativ<br />
schlechter gestellt würden bzw. das Vorhaben über ihre<br />
– Sie haben in Ihrem Beitrag gesagt, dass sich das auf<br />
Ost und West bezieht. Aber auch das widerspricht dem<br />
Äquivalenzprinzip unserer Rentenversicherung. Auch<br />
hier führte der gleiche Rentenbeitrag zu unterschiedlichen<br />
Rentenleistungen.<br />
Steuern und Beiträge finanzieren müssten.<br />
Abschließend will ich noch darauf hinweisen, dass<br />
Die Beibehaltung der Höherbewertung der Einkommen<br />
in den neuen Bundesländern kann man den Beschäftigten<br />
in westdeutschen Niedriglohngebieten nur<br />
schwer erklären – das wurde schon ausgeführt –, zumal<br />
Sie diese Höherbewertung anscheinend anders als die<br />
Angleichung des Rentenwerts nicht aus Steuern, sondern<br />
aus Beitragsmitteln finanzieren wollen.<br />
keiner der vorgelegten Anträge einen Vorschlag dazu<br />
enthält, wie wir mit rentenrechtlichen Lücken und mit<br />
Zeiten der Langzeiterwerbslosigkeit umgehen, welche<br />
die Rentenbiografie gerade vieler ostdeutscher Arbeitnehmer<br />
in den letzten 20 Jahren prägen und – unabhängig<br />
von der Angleichung des Rentenwerts – eine wichtige<br />
Ursache für mögliche Altersarmut der Betroffenen<br />
in der Zukunft sind.<br />
(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]:<br />
Auch das noch!)<br />
Der Antrag entspricht also der üblichen Machart der Anträge<br />
von Linken. Sie versprechen den Menschen möglichst<br />
viel, sagen aber nicht, dass man dafür bezahlen<br />
muss und wer es bezahlen soll.<br />
Aber, Herr Dr. Kolb, ich möchte noch etwas zu der<br />
Einmalzahlung sagen, die Sie erwähnt haben. Diese<br />
Einmalzahlung wird auf der Grundlage einer unterstellten<br />
statistischen Lebenserwartung errechnet. Das bedeutet<br />
doch, dass sich jeder Rentner, der sich wirtschaftlich<br />
klug verhält – Sie meinen zumindest, die Partei des wirtschaftlichen<br />
Sachverstands zu sein –, bemühen muss,<br />
möglichst unterhalb dieser Lebenserwartung zu bleiben;<br />
denn jeder, der vorher verstirbt, hat einen Gewinn gemacht.<br />
Das ist die Gerechtigkeit dieser Einmalzahlung.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der SPD –<br />
Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Diese Logik<br />
bleibt mir verschlossen! Das kann ich nicht<br />
nachvollziehen!)<br />
In dem Antrag der Grünen wird ebenfalls eine Angleichung<br />
der Rentenwerte vorgeschlagen, aber bei einer<br />
teilweisen Beibehaltung des Hochwertungsfaktors<br />
nur für Geringverdiener. Auch das überzeugt mich<br />
nicht.<br />
(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN]: In Ost und West!)<br />
– In dem Antrag kann man nicht erkennen, ob sich das<br />
nur auf Ost oder auf Ost und West bezieht.<br />
(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Mit einem solchen<br />
Antrag werden wir euch demnächst erfreuen!)<br />
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)<br />
Ziel sozialdemokratischer Politik ist weiterhin, möglichst<br />
bald gleiche Lebensbedingungen in Ost und West<br />
zu schaffen, also auch gleiche Löhne und Renten. Die<br />
vorliegenden Anträge taugen dazu nicht. Deswegen leh-<br />
Aber auch der Antrag der FDP ist ein unzureichender nen wir sie ab.<br />
Versuch, die Ost-West-Rentenfrage zu lösen. Sie wollen<br />
ein einheitliches Rentenrecht einführen. Die Lohnhochwertung<br />
wird abgeschafft. Dieser Vorschlag erfüllt zu-<br />
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)<br />
mindest eine der von mir genannten Bedingungen:<br />
Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:<br />
(B)<br />
(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aha!)<br />
Jeder Beitrags-Euro führt zu einer gleichen Rentenleistung.<br />
(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Machen wir einen<br />
Haken dran!)<br />
Ich schließe die Aussprache.<br />
Interfraktionell wird Überweisung der Vorlagen auf<br />
den Drucksachen 16/9482 und 16/10375 an die in der<br />
Tagesordnung aufgeführten Ausschüsse vorgeschlagen.<br />
Sind Sie damit einverstanden? – Das ist der Fall. Dann<br />
sind die Überweisungen so beschlossen.<br />
(D)<br />
Tagesordnungspunkt 3 c. Wir kommen zur Abstimmung<br />
über die Beschlussempfehlung des Ausschusses<br />
für Arbeit und Soziales zu dem Antrag der Fraktion Die<br />
Linke mit dem Titel „Angleichung des aktuellen Rentenwerts<br />
(Ost) an den aktuellen Rentenwert“. Der Ausschuss<br />
empfiehlt in seiner Beschlussempfehlung auf<br />
Drucksache 16/8443, den Antrag der Fraktion Die Linke<br />
auf Drucksache 16/6734 abzulehnen. Wer stimmt für<br />
diese Beschlussempfehlung? – Wer stimmt dagegen? –<br />
Enthaltungen? – Die Beschlussempfehlung ist mit den<br />
Stimmen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen, CDU/CSU<br />
und FDP bei Gegenstimmen der Fraktion Die Linke angenommen.<br />
Ich rufe die Tagesordnungspunkte 44 a bis 44 g sowie<br />
Zusatzpunkt 1 a bis 1 c auf:<br />
44. a) Erste Beratung des vom Bundesrat eingebrachten<br />
Entwurfs eines Gesetzes zur Einführung des<br />
Fahrverbots als Hauptstrafe<br />
– Drucksache 16/8695 –<br />
Überweisungsvorschlag:<br />
Rechtsausschuss (f)<br />
Innenausschuss<br />
Ausschuss für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung