193. Sitzung - Deutscher Bundestag
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20724 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 16. Wahlperiode – <strong>193.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 4. Dezember 2008<br />
(A)<br />
Anton Schaaf<br />
meseite der Rentenversicherung. Auf der anderen Seite Diese Diskussion muss aber sachlich geführt werden. (C)<br />
sind dann Mehrausgaben über den Weg zu tätigen, den Tun wir bitte nicht so, als wäre seit der Wiedervereini-<br />
Sie beschrieben haben.<br />
gung für die Bürgerinnen und Bürger in den neuen Bun-<br />
Das führt dazu, dass man die Staatsverschuldung<br />
eventuell erhöhen muss. Man muss dann aber auch ehrdesländern<br />
nichts getan worden. In all den Jahren wurde<br />
eine Menge getan.<br />
lich sagen, dass man das in Kauf nimmt. Sie plädieren<br />
aber immer wieder dafür und haben auch im Rahmen der<br />
Haushaltsberatungen gesagt, eine Nettoneuverschuldung<br />
von 18,5 Milliarden Euro sei nicht notwendig. All das<br />
haben Sie gesagt, und das steht im Widerspruch zu dem,<br />
was Sie jetzt fordern.<br />
Der geforderte Anpassungsprozess hat durch das<br />
Renten-Überleitungsgesetz bereits im Jahr 1992 begonnen.<br />
Dieses Renten-Überleitungsgesetz hat sich bewährt.<br />
Die eingeführten Faktoren zur Berechnung einer<br />
Rente sorgen seither für eine schrittweise Anpassung.<br />
Die Erhöhung der Renten seit dem Renten-Überleitungs-<br />
Eines bleibt auch sicher. Sie waren dabei, als die deutsche<br />
Einheit und die aus der deutschen Einheit resultierenden<br />
Lasten falsch finanziert wurden.<br />
gesetz belegt das eindeutig. So sind von 1991 bis heute<br />
die Renten in den alten Bundesländern um 25 Prozent<br />
gestiegen. Zum Vergleich: In den neuen Bundesländern<br />
sind sie um 116 Prozent gestiegen.<br />
(Zuruf von der SPD: Richtig!)<br />
Sie waren dabei, als die Sozialkassen mit den Kosten<br />
der deutschen Einheit belastet worden sind.<br />
Grund dafür – das wissen wir; das wurde heute schon<br />
von meinen Vorrednern angeschnitten – ist sicher auch,<br />
dass die Renten in Ostdeutschland besonders in den ers-<br />
(Zuruf von der FDP)<br />
Rot-Grün hat das langsam umgesteuert. Daher kommen<br />
im Wesentlichen die 80 Milliarden Euro für die<br />
Rentenversicherung, weil diese in den Jahren seit 1998<br />
aufgewachsen sind.<br />
ten Jahren nach der Wiedervereinigung stärker gestiegen<br />
sind. Solche Rentensteigerungen würden wegfallen,<br />
wenn die Werte ab dem nächsten Jahr bundesweit einheitlich<br />
festgelegt würden. Das ist nur ein Beispiel, warum<br />
eine sofortige Angleichung negative Auswirkungen<br />
mit sich bringen würde.<br />
(Widerspruch bei der FDP)<br />
Würden die Rentenwerte ab dem nächsten Jahr<br />
(B)<br />
Das ändert nichts daran, dass Sie mit Ihrem Vorschlag<br />
das von den Menschen im Osten als ungerecht empfundene<br />
System schlichtweg festschreiben und durch eine<br />
Einmalzahlung sozusagen Ihr schlechtes Gewissen beruhigen.<br />
An dieser Stelle können wir nicht mitmachen.<br />
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten<br />
der CDU/CSU)<br />
gleichgestellt werden, hätte dies den Wegfall der Höherbewertung<br />
von 18 Prozent der Ostentgelte in der Rentenberechnung<br />
zur Folge. Das wiederum führt bei<br />
gleichbleibenden Einkommen zu niedrigeren Rentenansprüchen.<br />
Erklären lässt sich das dadurch, dass die Einkommen<br />
in den neuen Bundesländern im Allgemeinen<br />
nicht auf dem Westniveau sind. Vielmehr liegen sie im<br />
Durchschnitt rund 18 Prozent niedriger als im Westen.<br />
Durch die Höherbewertung wird also von Anfang an ein<br />
Beitrag zur Gerechtigkeit geleistet.<br />
(D)<br />
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:<br />
Nun hat das Wort der Kollege Matthäus Strebl für die<br />
CDU/CSU-Fraktion.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
Matthäus Strebl (CDU/CSU):<br />
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Kolleginnen<br />
und Kollegen! Wir debattieren heute über Anträge zur<br />
Angleichung der Rentenwerte Ost an West. Dazu liegen<br />
bekannterweise Anträge von den drei Oppositionsparteien<br />
vor. Ob dieser Weg zum richtigen Ziel führt,<br />
möchte ich dahingestellt sein lassen. Aber ich muss eingangs<br />
feststellen: Für die Unionsfraktion ist es unbefriedigend,<br />
dass es bei den Renten immer noch Unterschiede<br />
zwischen Ost und West gibt. Wir alle wissen:<br />
Im direkten Vergleich hat ein Westrentner nach 45 Beitragsjahren<br />
rund 150 Euro monatlich mehr als sein Kollege<br />
aus dem Osten in der Tasche. Aber wir dürfen diese<br />
Debatte, die ein sehr sensibles Thema behandelt, nicht<br />
zu einer Diskussion über Ost gegen West oder umgekehrt<br />
werden lassen.<br />
(Iris Gleicke [SPD]: Das ist wahr!)<br />
Auch ich setze mich mit meiner Fraktion der CDU/<br />
CSU und gemeinsam mit der Großen Koalition überzeugt<br />
für eine zügige Angleichung der Rentenwerte ein.<br />
Wahr ist auch: In etlichen Fällen gibt es dadurch im<br />
Osten sogar höhere Durchschnittsrenten aus der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung als im Westen. Ich nenne<br />
ein Beispiel – darauf hat auch schon Kollege Peter Weiß<br />
verwiesen; ich möchte es wiederholen, um es noch einmal<br />
klar herauszustellen –: Nach den Berechnungen der<br />
Deutschen Rentenversicherung bekommt ein Arbeitnehmer<br />
mit 30 000 Euro Jahresgehalt für seine gezahlten<br />
Beiträge im Westen eine Rente von 27,02 Euro und im<br />
Osten eine von 27,59 Euro. Wie gesagt, das ist auf ein<br />
Jahresgehalt bezogen.<br />
Weil die Wirtschaftskraft in den neuen Bundesländern<br />
noch immer geringer als im Westen ist, werden die<br />
Ostrenten zum Teil mit Beitragsgeldern aus den alten<br />
Ländern finanziert. Laut Einheitsbericht der Bundesregierung<br />
beträgt dieser West-Ost-Transfer im laufenden<br />
Jahr rund 14 Milliarden Euro.<br />
Für die volle Anpassung der Rentenhöhe würden<br />
nach Expertenschätzung weitere 6 Milliarden Euro benötigt.<br />
Es ist also unsinnig, zu behaupten, die Rentenwerte<br />
könnten losgelöst von anderen Faktoren behandelt<br />
werden. Wenn nicht auch die gesamtwirtschaftlichen<br />
Daten annähernd gleich sind, ist dies eine Milchmädchenrechnung.<br />
Solange sich die Produktivität von Ost