193. Sitzung - Deutscher Bundestag
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20892 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 16. Wahlperiode – <strong>193.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 4. Dezember 2008<br />
(A)<br />
Katharina Landgraf<br />
träger für die Belange von Jugendlichen sensibilisiert sein müssen, um zu partizipieren. Das ist richtig. Vor al- (C)<br />
werden.<br />
lem müssen die ALG-Leistungen für Kinder dringend<br />
Der Projektbaustein „Come in Contact“ hilft Kindern<br />
und Jugendlichen, über ihre Wünsche und Vorstellungen<br />
mit Verantwortlichen aus Politik und Gesellschaft zu verhandeln<br />
und verbindliche Vereinbarungen zu schließen.<br />
In Ideenwettbewerben werden innovative Projekte besonders<br />
gefördert. 2008 steht hier die Beteiligung junger Migrantinnen<br />
und Migranten im Mittelpunkt. Daneben können<br />
Jugendliche eigene Themen bestimmen und Projekte<br />
initiieren. Das Festival „Berlin 08 – Festival für junge<br />
Politik“ war ein Höhepunkt des Aktionsprogramms: Drei<br />
Tage wurde Politik in Verbindung mit Kultur, Sport und<br />
überprüft werden. Darauf dränge auch ich. Ich glaube<br />
aber, dass wir auch ohne Änderungen im Bereich der finanziellen<br />
Leistungen für mehr Partizipation von Kindern<br />
und Jugendlichen sorgen können. Klar, wünschen<br />
können wir uns immer viel, vor allem mehr Geld für Kinder<br />
und Jugendliche. Doch die Haushaltsberatungen sind<br />
gerade abgeschlossen, und wir alle wissen, unter welchen<br />
Vorzeichen die diesjährigen Verhandlungen stattgefunden<br />
haben. Wir sind zu vernünftigen Ergebnissen gekommen<br />
und haben keine Luftschlösser gebaut, so wie Sie es<br />
regelmäßig tun.<br />
Unterhaltung erlebt und gelebt. Engagierte Jugendliche Dass wir Jugendliche und Kinder stärker beteiligen<br />
haben das Festival geplant und gute Ideen in Regional- müssen, ist für mich klar. Vier gute Gründe gibt es für<br />
konferenzen entwickelt. Durch dieses Engagement konnte diese Meinung: Erstens. Jugendliche müssen mit den Ent-<br />
das Festival im Juni 2008 mit rund 11 000 jungen Teilscheidungen, die wir heute treffen, später leben.<br />
nehmerinnen und Teilnehmern zu einem großen Erfolg<br />
werden.<br />
Zweitens. Es ist wichtig, dass Jugendliche Demokratie<br />
positiv und aktiv erleben, damit sie sehen, dass es etwas<br />
Eine weitere wichtige Initiative ist „YOUrope07“, bringt, wenn sie ihre Interessen formulieren. So kann die<br />
welches Beteiligungsprojekte fördert, die sich mit dem Demokratiefähigkeit gefördert werden. Zusätzlich wird<br />
Thema Europa beschäftigen. Die Inhalte variierten von damit auch das Vertrauen in die Politik wieder gestärkt.<br />
Kinderrechten über Naturschutz bis hin zur europäischen<br />
Verfassung. Aus den Ergebnissen werden derzeit Aktionen<br />
zur Europawahl 2009 entwickelt.<br />
Drittens. Wir brauchen den Sachverstand von Jugendlichen.<br />
Zu vielen Themen haben wir doch gar keinen Bezug<br />
mehr. Hier müssen wir sie fragen.<br />
(B)<br />
Wir lehnen den Antrag der Linken nicht nur aus den<br />
anfangs genannten Gründen ab, sondern auch, weil er<br />
von falschen Aussagen und Unterstellungen getragen ist.<br />
Ich nehme hier nur beispielhaft die angebliche Forcierung<br />
der Privatisierung der Sozialversicherungssysteme<br />
heraus.<br />
Viertens. Jugendliche können politisches Gestalten<br />
besser nachvollziehen und akzeptieren, wenn sie bei den<br />
Diskussionen dabei sind. Auch falsche oder unbeliebte<br />
Entscheidungen bleiben für sie greifbar. „Transparenz<br />
durch Beteiligung“ lautet hier das Motto.<br />
(D)<br />
Wie ich ausgeführt habe, bestehen schon eine Fülle<br />
von Projekten und Programmen, die Mitbestimmungsrechte<br />
von Kindern und Jugendlichen fördern und sichern;<br />
diese werden ständig weiterentwickelt. Wir nehmen<br />
die Wünsche und berechtigten Forderungen der<br />
Kinder und Jugendlichen nach mehr Teilnahme ernst und<br />
ruhen uns nicht auf alten Erfolgen aus. Daher sind wir<br />
auf einem guten Weg zu mehr und vor allem konkreterer<br />
Beteiligung. Lassen Sie uns diesen Weg gemeinsam mit<br />
den Kindern und Jugendlichen gehen!<br />
Außerdem brauchen wir eine breite Diskussion über<br />
eine Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre bei Landtags-,<br />
<strong>Bundestag</strong>s- und Europawahlen. Auf kommunaler<br />
Ebene gibt es gute Erfahrungen mit dem aktiven Wahlrecht<br />
ab 16 Jahren. Jugendliche sind in der Lage, sich<br />
eine umfassende politische Meinung zu bilden, sich in Politik<br />
und Gesellschaft zu engagieren sowie politische Entscheidungen<br />
zu treffen. Warum sollten sie also nicht auch<br />
bei den <strong>Bundestag</strong>swahlen ab 16 wählen dürfen? Denn<br />
nicht nur die Entscheidungen vor Ort betreffen die Jugendlichen.<br />
Im Landtag wird unter anderem über den<br />
Ausbau und die zukünftige Gestaltung der Schulen be-<br />
Sönke Rix (SPD):<br />
schlossen. Im <strong>Bundestag</strong> sind die jugendpolitischen The-<br />
Auch die Linke hat nun endlich das von der SPD schon men mannigfaltig: Ausbildungsplatzinitiativen, Freiwilli-<br />
lang diskutierte Thema Partizipation von Kindern und gendienste, Zivildienst und der Jugendmedienschutz sind<br />
Jugendlichen entdeckt. Die Kollegen aus der Fraktion nur einige der Themen, über die die <strong>Bundestag</strong>sabgeord-<br />
Die Linke unternehmen jedoch in ihrem Antrag nur einen neten entscheiden. Sie haben auf die Welt von Jugendli-<br />
Rundumschlag zum Thema Kinder- und Familienpolitik. chen direkten Einfluss.<br />
Viel Differenziertes zur Mitbestimmung und zur politischen<br />
Partizipation kann ich dort nicht erkennen. Sie fordern<br />
– natürlich – eine finanzielle Aufstockung in allen<br />
Bereichen, die in irgendeiner Art und Weise mit Jugendlichen<br />
und Kindern zu tun haben – von einem sozialen<br />
Recht auf eine gebührenfreie Ganztagskinderbetreuung<br />
bis hin zur Erhöhung des Kindergeldes, Kinderzuschlags<br />
und zum Ausbau einer Kindergrundsicherung.<br />
Aber wer mitentscheidet, muss auch wissen, wie Demokratie<br />
funktioniert. Das gilt im Übrigen nicht nur für<br />
Jugendliche, sondern auch für viele Erwachsene. Voraussetzung<br />
dafür ist selbstverständlich eine gute politische<br />
Bildung. Der Politikunterricht bekommt eine andere Bedeutung,<br />
wenn politische Bildung wieder in den Fokus<br />
rückt. Hier sind wiederum die Länder gefordert. Wir<br />
könnten noch weiter gehen und, wie von meinem Kollegen<br />
Sie erklären in ihrem Antrag auch, warum genau diese Hans-Peter Bartels in seinen Überlegungen beschrieben,<br />
Fragen mit Mitbestimmung und Partizipation zu tun ha- das Schulfach Demokratie einführen. Viele Jugendliche<br />
ben: Weil Kinder und Jugendliche materiell abgesichert aus meinem Wahlkreis beschweren sich darüber, dass in<br />
Zu Protokoll gegebene Reden