193. Sitzung - Deutscher Bundestag
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20738 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 16. Wahlperiode – <strong>193.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 4. Dezember 2008<br />
(A)<br />
Dr. Volker Wissing<br />
gend erforderliche Verbesserungen im Steuerrecht in ner abzuspeisen! Senken Sie jetzt die Steuern! Die Men- (C)<br />
Angriff zu nehmen. Sie verweigern sich und bieten uns schen in Deutschland können und wollen nicht länger<br />
mickrige kleine gemeinsame Nenner.<br />
darauf warten.<br />
Die Vorschläge der FDP zu Steuersenkungen liegen<br />
konkret auf dem Tisch.<br />
(Beifall bei der FDP)<br />
(Joachim Poß [SPD]: Wir haben es heute Mor- Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner:<br />
gen schon gehört!)<br />
Nächster Redner ist der Kollege Eduard Oswald,<br />
Wir könnten sie heute beschließen. Die versprochenen<br />
CDU/CSU-Fraktion.<br />
Entlastungen der Bundesregierung sind ebenso wenig<br />
glaubwürdig wie damals die Äußerungen der SPD im<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)<br />
Kampf gegen die Mehrwertsteuererhöhung.<br />
(Dirk Niebel [FDP]: Merkel-Steuer!)<br />
Eduard Oswald (CDU/CSU):<br />
Als verantwortungsbewusste Politiker müssen wir<br />
Wir machen Ihnen nicht zum Vorwurf, dass Sie heute einen<br />
zweistelligen Milliardenbetrag für ein Konjunkturprogramm<br />
in die Hand nehmen. Wir werfen Ihnen aber<br />
vor, dass Sie dieses Geld ziellos verplempern, anstatt gezielt<br />
etwas für die Struktur und die Konjunktur in unserem<br />
Land zu tun.<br />
Es geht heute um viel Steuergeld. Um es in einem<br />
Sammelsurium von Einzelmaßnahmen versickern zu lassen,<br />
ist es wahrhaftig zu viel Geld der Steuerzahlerinnen<br />
und Steuerzahler, das Sie heute auf den Weg bringen<br />
wollen.<br />
uns entsprechend verhalten. Es gilt, die Situation zu sondieren<br />
und, soweit dies momentan möglich ist, auf Basis<br />
solider Informationen und Analysen zu handeln. Wenn<br />
wir aber jeden Tag und jede Stunde einen anderen Vorschlag<br />
bekommen, der möglichst schon gestern realisiert<br />
worden sein sollte, dann ist dies nicht hilfreich. Wie verunsichert<br />
die Menschen sind, zeigt sich daran, dass im<br />
Finanzausschuss schon Anfragen eingehen, wann der<br />
entsprechende Konsumgutschein oder Steuergutschein<br />
ausbezahlt werde.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
Die Bundeskanzlerin hat in diesem Hohen Hause für Die Ursache der Probleme ist die Finanzkrise. Wie<br />
eine Politik mit Maß und Vernunft geworben. Genau sich die konjunkturelle Lage entwickeln wird, ist nicht<br />
diese Anforderungen stellen wir an Sie. Es wäre maßvoll abzuschätzen. Fortwährend werden Wachstumsprogno-<br />
und vernünftig, jetzt die Steuern zu senken, wie es in Eusen aller Couleur korrigiert. Für die Zukunft fehlt jedoch<br />
ropa um uns herum geschieht. Damit könnten sowohl eine sichere Datenbasis. Wir wissen nicht, wie lange der<br />
(B)<br />
kurzfristige als auch mittelfristige strukturelle Effekte<br />
ausgelöst werden. Was für ein großer Schritt für dieses<br />
Abschwung der Wirtschaft andauern wird und wie tief<br />
diese Effekte greifen werden. So viel steht fest: Jeder<br />
(D)<br />
Land wäre das!<br />
historische Rückgriff bleibt erfolglos, eine reine Paral-<br />
(Beifall bei der FDP)<br />
lele existiert nicht, und jeder Vergleich hat Lücken.<br />
Handlungsstränge der Vergangenheit auf die Gegenwart<br />
Die CDU hat auf ihrem Parteitag einen Beschluss ge- zu übertragen, wäre daher verfehlt und bisweilen töricht.<br />
fasst mit dem Titel: „Die Mitte. Deutschlands Stärke“.<br />
Ich frage Sie: Warum haben Sie in dieser Legislaturperi-<br />
(Zuruf von der FDP: Das gilt aber immer!)<br />
ode nichts unternommen, um die Mitte zu stärken? Dennoch haben die Bundesregierung und die Koali-<br />
(Beifall bei der FDP)<br />
Ihre Politik verdient den Titel: „Das Mittelmaß.<br />
Deutschlands Schwäche“. Sie haben die Mitte seit 2005<br />
durch Ihre kontinuierliche Steuererhöhungspolitik geschwächt.<br />
Sie sind auch jetzt nicht bereit, sie wirksam zu<br />
tion mit ihrem Finanzpaket richtig und vor allem rasch<br />
gehandelt. Das schnelle und effektive Handeln zeigt,<br />
dass unsere parlamentarische Demokratie auf Basis der<br />
sozialen Marktwirtschaft alternativlos ist.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU und der SPD)<br />
entlasten. Den finanziellen Handlungsspielraum, der Ihnen<br />
zur Verfügung stand, haben Sie nicht genutzt, um<br />
den Haushalt stressfest zu machen. Sie haben nicht in<br />
der Zeit gespart und stehen jetzt in der Not schlecht da<br />
und setzen noch eines drauf: Sie versäumen es, die not-<br />
Das Maßnahmenpaket „Beschäftigungssicherung durch<br />
Wachstumsstärkung“ ist ein weiterer bedeutsamer<br />
Schritt, um Investitionen und den Konsum im Inland zu<br />
fördern. Dies sollte man nicht kleinreden.<br />
wendigen Maßnahmen effizient auf den Weg zu bringen, Wir verzichten dabei auf effektlose Einmalzahlungen,<br />
und verplempern Geld, das Sie noch nicht einmal haben. wie es sie Anfang des Jahres in den USA gab. Heute<br />
(Joachim Poß [SPD]: Er lässt aber auch nichts<br />
aus!)<br />
muss man fragen, ob sie einen messbaren Effekt hatten.<br />
Anfang Januar 2008 wurden Steuerschecks ausgegeben,<br />
die den Konsum stärken sollten. Das Volumen betrug<br />
Es ist eine Sache, den Menschen im Aufschwung Fes- 1 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Wie Analysen zeiseln<br />
anzulegen, so wie Sie es gemacht haben. Aber noch gen, wurde lediglich ein Strohfeuer entfacht, und im<br />
schlimmer ist es, wenn man sich in der Abschwungphase Sommer sind die Einzelhandelsumsätze wieder zurück-<br />
weigert, den Schlüssel herauszugeben. Deshalb fordern gegangen. Geschätzt wird, dass nur ein Fünftel ausgege-<br />
wir Sie auf: Nehmen Sie die Verantwortung Ihrer großen ben wurde; der Rest landete auf Sparbüchern. Wer sol-<br />
Regierungsmehrheit wahr! Hören Sie auf, die Menschen che Vorschläge macht, sollte sich auch diese Erfahrung<br />
in Krisenzeiten mit Ihrem kleinsten gemeinsamen Nen- einmal ganz genau anschauen.