193. Sitzung - Deutscher Bundestag
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<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 16. Wahlperiode – <strong>193.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 4. Dezember 2008 20713<br />
(A)<br />
Parl. Staatssekretär Franz Thönnes<br />
den neuen Ländern zu finanzieren. Das heißt, wir haben Der durchschnittliche Rentenzahlbetrag bei Frauen in (C)<br />
einen Finanztransfer von West nach Ost, der im Jahre den alten Ländern liegt bei rund 478 Euro und in den<br />
2004 bei ungefähr 13,1 Milliarden Euro lag und der aufgrund<br />
der Organisationsreform in der Rentenversiche-<br />
neuen Ländern bei rund 666 Euro.<br />
rung für spätere Jahre nur geschätzt werden kann. Aber<br />
er dürfte im Jahre 2008 wahrscheinlich bei rund<br />
14 Milliarden Euro liegen.<br />
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:<br />
Herr Kollege, gestatten Sie eine Zwischenfrage des<br />
Kollegen Dr. Kolb?<br />
Die Angleichung der Renten in den neuen Ländern an<br />
die Renten in den alten Ländern ist nach dem Angleichungsmechanismus,<br />
der mit dem Renten-Überleitungsgesetz<br />
angelegt ist, von der tatsächlichen Angleichung<br />
(Irmingard Schewe-Gerigk [BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN]: Er will jetzt wissen, was die<br />
Bundesregierung tun will!)<br />
der Löhne und Einkommen der aktiv Beschäftigten in<br />
den neuen Ländern abhängig.<br />
Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister<br />
für Arbeit und Soziales:<br />
(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Was will die<br />
Bundesregierung denn jetzt tun?)<br />
Ja.<br />
Für die Rentenberechnung gilt deshalb bis zur Angleichung<br />
der Lohn- und Einkommensverhältnisse für<br />
Beitragszeiten in den neuen Ländern ein geringerer aktueller<br />
Rentenwert als in Westdeutschland. Dennoch haben<br />
ostdeutsche Versicherte gegenwärtig ein günstigeres<br />
Verhältnis der Beiträge zu den Leistungen in der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung als Versicherte in den alten<br />
Ländern. Der aktuelle Rentenwert West ist zwar um<br />
14 Prozent höher als der aktuelle Rentenwert Ost. Aber<br />
die in den neuen Ländern versicherten Arbeitsverdienste<br />
werden höher bewertet.<br />
(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: So<br />
ist es!)<br />
Eine aktuelle Angleichung der Ostrenten würde zu<br />
höheren Rentenzahlungen für alle Renten in den neuen<br />
Ländern führen. Deshalb ist es sinnvoll, auch einen<br />
Blick auf die tatsächlichen Rentenzahlbeträge und nicht<br />
nur auf den Rentenwert zu werfen.<br />
(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber was will<br />
die Bundesregierung denn künftig tun? Das ist<br />
meine Frage!)<br />
Der durchschnittliche monatliche Rentenzahlbetrag<br />
der laufenden Renten in den neuen Ländern übersteigt<br />
den durchschnittlichen Rentenzahlbetrag in den alten<br />
Ländern. Bei Männern liegt er in Westdeutschland bei<br />
951 Euro und in den neuen Ländern bei 994 Euro.<br />
(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE LINKE]:<br />
Und die Pensionen? Das ist doch überhaupt<br />
nicht vergleichbar!)<br />
Dr. Heinrich L. Kolb (FDP):<br />
Herr Staatssekretär Thönnes, ich frage Sie, ob Sie<br />
wissen, dass Ihre Redezeit gleich vorbei ist, und ob Sie<br />
noch so freundlich wären, uns mitzuteilen – alles, was<br />
Sie sagen, ist richtig –, was die Bundesregierung in Zukunft<br />
zu tun gedenkt, um die vor uns liegende Aufgabe,<br />
den Lückenschluss, zu bewerkstelligen.<br />
(Beifall bei der FDP und der LINKEN)<br />
(B)<br />
Maßgebend dafür ist der Abstand des Durchschnittsverdienstes<br />
West zum Durchschnittsverdienst Ost. Dieser<br />
ist aktuell um 18 Prozent höher. Das heißt, der Vorteil<br />
beim Beitrags-Leistungs-Verhältnis liegt somit schon<br />
bei rund 4 Prozent. Bezogen auf das Jahr 2007 bedeutet<br />
das beispielsweise, dass ein Versicherter in Kiel für dieses<br />
Arbeitsjahr aus einem Bruttoverdienst von 25 295 Euro<br />
eine monatliche Bruttorente von 22,19 Euro und ein Versicherter<br />
in Rostock bei gleich hohem Lohn eine monatliche<br />
Bruttorente von 23,09 Euro erhält. Diese Hochwer-<br />
Franz Thönnes, Parl. Staatssekretär beim Bundesminister<br />
für Arbeit und Soziales:<br />
Ich weiß, werter Kollege Kolb, dass Sie immer ein<br />
bisschen ungeduldig sind. Ich beschreibe die Lage; denn<br />
man darf nicht zu voreiligen Regelungen kommen. Die<br />
Ausführungen in dieser Debatte und auch Ihr Modell machen<br />
deutlich – selbst der Kollege Gysi hat das gesagt –,<br />
dass es sich um eine sehr komplexe Materie handelt.<br />
Deswegen wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mich weiter<br />
referieren und die Situation beschreiben ließen. Dann<br />
sage ich Ihnen auch, woran wir zurzeit arbeiten.<br />
(D)<br />
tung kommt im Übrigen auch denjenigen zugute, deren<br />
Löhne tariflich bereits angeglichen sind.<br />
(Dr. Heinrich L. Kolb [FDP]: Aber die Bundesregierung<br />
verfügt doch über besonderen<br />
Sachverstand!)<br />
Wenn man das gleichzeitige Zusammentreffen mehrerer<br />
Renten nach dem Personenfallkonzept betrachtet,<br />
wenn zum Beispiel eine Alters- und eine Witwenrente<br />
zusammenfallen, dann stellt man fest, dass die Rentner<br />
in den alten Bundesländern im Durchschnitt rund<br />
953 Euro und in den neuen Bundesländern 1 004 Euro<br />
erhalten.<br />
(Volker Schneider [Saarbrücken] [DIE<br />
LINKE]: Und die Pensionen?)<br />
Der durchschnittliche Rentenzahlbetrag bei Rentnerinnen<br />
in den alten Bundesländern liegt bei rund 650 Euro<br />
und in den neuen Bundesländern bei rund 848 Euro.<br />
Herr Kollege Gysi, Sie haben durchaus recht: Das hat etwas<br />
mit den unterschiedlichen Berufsbiografien zu tun.<br />
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:<br />
Herr Staatssekretär, der Kollege Gysi hätte eine Zwischenfrage.