193. Sitzung - Deutscher Bundestag
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Christine Scheel<br />
<strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 16. Wahlperiode – <strong>193.</strong> <strong>Sitzung</strong>. Berlin, Donnerstag, den 4. Dezember 2008 20743<br />
(A) und die Regelsätze für Kinder neu justiert werden müs- Vizepräsidentin Dr. h. c. Susanne Kastner: (C)<br />
sen. Die Sozialminister aller Bundesländer haben bestä- Ich gebe dem Kollegen Philipp Mißfelder, CDU/<br />
tigt, dass dieser Schritt angebracht wäre. Wenn man das CSU-Fraktion, das Wort.<br />
tut, muss man natürlich auch das steuerfreie Existenzminimum<br />
erhöhen. Dieser Vorschlag wird von unserer<br />
Seite unterstützt.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU)<br />
Philipp Mißfelder (CDU/CSU):<br />
Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und<br />
Herren! Frau Kollegin Scheel, ich habe den Verdacht,<br />
dass Sie diese Rede nicht selber geschrieben haben, sondern<br />
dass dieser Hokuspokus, den Sie hier gerade vorgetragen<br />
haben, aus der grünen Zauberkiste stammt.<br />
Wir können den Leuten in der aktuellen Situation und<br />
angesichts der gigantischen Staatsverschuldung aber<br />
nicht versprechen, dass wir den Steuertarif insgesamt<br />
senken, wie Sie es vorgeschlagen haben. Dafür ist jetzt<br />
der falsche Zeitpunkt. Jetzt muss man die Dinge tun, die<br />
jetzt anstehen, um den Leuten zu helfen, die jetzt Unterstützung<br />
brauchen. Deswegen müssen wir sowohl die<br />
Hartz-IV-Sätze als auch die unteren Einkommen in den<br />
Blick nehmen. Von einer Erhöhung des steuerfreien<br />
Existenzminimums, Herr Wissing, hätten sogar alle etwas.<br />
Hinzu käme, dass sehr viele Menschen dann nicht<br />
mehr steuerlich belastet würden. Auch das würde insgesamt<br />
zur Vereinfachung beitragen.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
Das wäre die richtige Antwort. Das gilt aber nicht für<br />
das Steuerprogramm, das die FDP vorgeschlagen hat.<br />
Darüber hinaus treten wir Grüne für ein Green-Car-<br />
Konzept ein;<br />
(Rainer Brüderle [FDP]: Oh! Das ist ja interessant!)<br />
das wissen Sie. Das würde eine ökologische Innovationskraft<br />
entfalten, mit der für die Automobilindustrie<br />
neue Märkte erschlossen werden können. Auch das geht<br />
in die richtige Richtung. Das heißt: Wir müssen den<br />
technologischen Wandel fördern. Wir müssen umweltverträgliche<br />
Automobile so schnell wie möglich auf die<br />
Straße bringen und dürfen nicht das tun, was diese<br />
Große Koalition vorgeschlagen hat und heute mit diesem<br />
Gesetz verabschieden wird, nämlich CO 2-Schleudern<br />
auch noch von der Kfz-Steuer zu befreien. Das ist, wie<br />
gesagt, die falsche Antwort.<br />
Es gibt viele gute Ideen. Die Grünen haben diese<br />
Ideen vorgetragen. Wir gehen davon aus, dass wir diese<br />
in der Zukunft weiter diskutieren werden. Das werden<br />
wir wohl machen, wenn die Regierung im Herbst des<br />
nächsten Jahres wechselt. Dann haben wir vielleicht die<br />
Chance, diese Ideen umzusetzen, und zwar sofort.<br />
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)<br />
(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Was?)<br />
All das kann doch nicht ernsthaft Ihrer Überzeugung entsprechen.<br />
Ich bin sonst von Ihren Reden, Äußerungen<br />
und Interviews im Fernsehen und in anderen Medien gewohnt,<br />
dass Sie den Aspekt der Nachhaltigkeit und der<br />
Generationengerechtigkeit verteidigen.<br />
(Christine Scheel [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-<br />
NEN]: Was heißt das jetzt?)<br />
(Dr. Volker Wissing [FDP]: Sie haben es wirklich<br />
nicht verstanden!)<br />
Im Gegensatz zu anderen Grünen, bei denen ich wenig<br />
Hoffnung habe, haben Sie ja in der Vergangenheit vernünftige<br />
Positionen vertreten. Aber leider – das muss ich<br />
sagen – war das gerade eben in Ihrem Wortbeitrag nicht<br />
(B)<br />
Für uns ist es wichtig, dass wir in die Zukunft investieren.<br />
Für uns ist es wichtig, dass wir Regelungen treffen,<br />
die Anreize zu mehr Klimaschutz und zur Einsparung<br />
von Energie geben. Auch die Einsparung von<br />
Energie ist ein gutes Investitionsprogramm; denn das hat<br />
der Fall. Vielmehr haben Sie hier zulasten der zukünftigen<br />
Generationen ein Konjunkturprogramm gefordert<br />
– das tun Sie auch in Ihrem Antrag –, das absolut unverantwortlich<br />
ist und das wir auf keinen Fall mittragen<br />
werden.<br />
(D)<br />
zur Folge, dass die Bürger und die Unternehmen in Zu- (Beifall bei der CDU/CSU – Christine Scheel<br />
kunft geringere Kosten haben. Wir müssen Schritte in [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nennen Sie<br />
diese Richtung unternehmen.<br />
ein Beispiel!)<br />
Eine Ihrer hier vorgetragenen Forderungen – aus Ihrem<br />
Regenbogen an Forderungen ist dies eine, die eigentlich<br />
nur mit „Wünsch dir was“ überschrieben werden<br />
kann – ist die Anhebung der Hartz-IV-Sätze. Damit<br />
sind Sie nahe bei dem, was die Linkspartei gefordert hat.<br />
(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Schon lange!)<br />
Sie fordern die flächendeckende Einführung von Mindestlöhnen<br />
und die Verstaatlichung der Stromnetze und<br />
verüben fortwährend Frontalangriffe auf die Automobilindustrie.<br />
Damit haben Sie hier gerade ja auch fulminant<br />
geendet.<br />
Ich sage Ihnen: Gerade die Automobilindustrie, die<br />
momentan so viele Schwierigkeiten hat,<br />
(Dr. Axel Troost [DIE LINKE]: Warum? Weil<br />
sie alles verpennt hat!)<br />
braucht unsere Unterstützung statt weiteren Gegenwind.<br />
Deshalb wehre ich mich gegen die Vorschläge, die Sie in<br />
Ihrem Antrag aufgestellt haben.<br />
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten<br />
der FDP – Christine Scheel [BÜNDNIS 90/<br />
DIE GRÜNEN]: Dann macht doch mal die<br />
CO 2-Steuer!)