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Archeologické rozhledy 2004 - Archeologický ústav AV ČR

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ZÁPOTOCKÁ: Chrudim. Pfiíspûvek ke vztahu ãeské skupiny ...<br />

ist. Aufgrund der heutigen Fundsituation kann die unmittelbare Entwicklung der StK aus der LnK<br />

einwandfrei nur in Nordwestböhmen erwiesen werden, und zwar im Land von Ústí nad Labem. Wir<br />

setzen voraus, dass sich der neue Stil danach von hier in die Nachbargebiete nach Norden entlang<br />

der Elbe in das sächsische Elbeland und nach Süden in das Land von Litoměřice und von hier entlang<br />

der Eger nach Westen und in das Prager Becken ausbreitete. Das Gebiet, auf dem wir typische<br />

klassische Keramik der Phase StK II finden, stellt das Zentrum der Entstehung der StK in Mitteleuropa<br />

dar. Erst in den darauffolgenden Phasen IIb–III wird dieser neue Stil vom Volk mit LnK auch<br />

in den anderen oben genannten Regionen übernommen. In diesem Horizont erfuhr die Kultur der<br />

zentralen Gruppe der StK ihre größte räumliche Ausdehnung. Wir schließen, dass im mittleren Rheinland<br />

erst unter ihrem Einfluss, jedoch mit größerem Anteil an heimischem LnK-Substrat die Rheinländische<br />

Hinkelsteingruppe entstand. Der neue Verzierungsstil breitete sich weiter nach Westen aus,<br />

bis in das Pariser Becken, wo in der Verzierung teilweise noch Ritzlinien vorkommen und wo Einflüsse<br />

des mediterranen Kreises spürbar sind. Zu dieser Zeit war die StK in Kleinpolen aber noch<br />

unbekannt.<br />

Ein änhlicher Prozess – der komplette Wandel eines Verzierungsstils – spielte sich auch östlich<br />

der March ab. Dort formierte sich ausgehend von der jüngsten LnK, der Želiezovce-Gruppe, der<br />

jungneolithische Lengyelkulturkreis. Von hier expandierte er nach Westen, nach Mähren und Österreich,<br />

schwächere Spuren sind auch östlich im Theißgebiet verzeichnet worden, wo zur selben Zeit<br />

aufgrund der östlichen LnK die Theiß-Kultur entstand. Offensichtlich bereits in einer gewissen<br />

Symbiose gelangt die LgK bis in das ostslowakische Tiefland, wo beide Stile – Stichverzierung und<br />

Bemalung – einander begegnen.<br />

Das letzte Problem ist die Entstehung der kleinpolnischen Gruppen mit stichverzierter Keramik<br />

und ihre Synchronisierung mit der böhmischen und mährischen StK. Es handelt sich um die Gruppen<br />

Samborzec-Opatów und Malice, die von den polnischen Autoren dem Lengyel-Polgár-Kreis zugeschrieben<br />

werden. Die Keramik beider Gruppen setzt sich aus drei Komponenten verschiedener Herkunft<br />

und Funktion zusammen. Die erste Komponente besteht aus feiner, vorwiegend mit Doppelstich-,<br />

in geringerem Maße auch Mehrfachstichbändern verzierter Keramik (Abb. 17). In der älteren<br />

Gruppe ist sie mit bis zu 20 % vertreten (in den Gräbern, wo die Tradition lebendiger zu sein scheint,<br />

sogar über 60 %), in der jüngeren mit maximal 10 %. Mehrfachstiche kommen häufiger, ähnlich wie<br />

in der jüngeren StK, in der Malice-Gruppe vor (Abb. 18). Die zweite Komponente bildet gröbere<br />

Gebrauchskeramik die reich mit Knuben, plastischen und eingetieften Elementen verziert ist. Die<br />

charakteristische Form der Gruppe Samborzec-Opatów bilden Gefäße mit ausgebauchtem Kragen<br />

auf dem Hals, die in der Malice-Gruppe bereits schwinden. Daneben erscheint hier eine Reihe weiterer<br />

Formen, immer mit flachen Böden, deren Ursprung im Raum der Lengyel- und Theiß-Kultur<br />

gesucht werden kann; analoge Formen hat auch die jüngere StK aus der MBK übernommen. Die<br />

letzte Komponente, bemalte Becher und Schalen mit Hohlfüßen, kommt nur in Einzelexemplaren<br />

vor, und wird allgemein als Import erachtet, ob nun aus dem Raum des Lengyel oder Theiß-Herpály.<br />

Bemalte Becher als Prestige-Objekte erscheinen relativ häufig auch in der zentralen Gruppe<br />

der StK, wohl als Ausdruck von Handels- und gesellschaftlichen Kontakten.<br />

Aus dem Vergleich der StK-Keramikproduktion in Böhmen, Mähren und Kleinpolen schließen<br />

wir, dass bestimmte, aus Südmähren verdrängte Gruppen des Volkes mit StK in Kleinpolen einwanderten<br />

und der Phase III nahestehende Keramik mitbrachten, offensichtlich bereits mit einer gewissen<br />

Kenntnis der Lengyel-Produktion, jedoch chronologisch erst am Anfang von Phase IV. In Kleinpolen<br />

dürften sie auch noch die Reste der ursprünglichen LnK-Bevölkerung angetroffen und sich so zur<br />

Samborzec-Opatów-Gruppe transformiert haben. Nach einer bestimmten Zeit wird wieder örtlicher<br />

Rohstoff exportiert, und in diesem Zusammenhang dürfte auch das in Chrudim gefundene Gefäß<br />

nach Ostböhmen gelangt sein. Gegenseitige Beziehungen kommen auch in der Malice-Gruppe zum<br />

Ausdruck, und das durch die Übernahme der erwähnten Zierelemente, die durch ihre Vermittlung bis<br />

in das ostslowakische Tiefland gelangten.<br />

Es überwiegen somit Argumente dafür, dass Ursprung und primäre genetische Bindungen der<br />

Samborzec-Opatów-Gruppe in der Kultur mit StK zu suchen sind. Die Stichbandverzierung entwickel-

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