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Archeologické rozhledy 2004 - Archeologický ústav AV ČR

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<strong>Archeologické</strong> <strong>rozhledy</strong> LVI–<strong>2004</strong> 85<br />

Die zweite Kategorie der Siedlungen der jüngeren und vor allem der späten Bronzezeit sind Höhenfundorte,<br />

die ausführlich ausgewertet wurden (Hrubý – Chvojka 2002). Zu ergänzen ist einzig eine<br />

neue Höhensiedlung in der Nähe von Sepekov (Fröhlich – Chvojka 2003). Heute kennen wir in Südböhmen<br />

also insgesamt 18 Höhenfundorten (Höhensiedlungen und Burgwälle) der Urnenfelderzeit.<br />

2.2. Gräberfelder. Neben Flachlandsiedlungen stellen die häufigste Kategorie der urnenfelderzeitlichen<br />

Fundorte Gräberfelder dar, von denen heute in Südböhmen 60 bekannt sind (einschließlich<br />

der umstrittenen; Chvojka 2001a, 113). In allen Fällen handelt es sich um Brandgräber, d.h. in unserer<br />

Region ist kein Skelettgrab erwiesen. Im Sinne der Grabkonstruktion überwiegen in Südböhmen<br />

Flachgräber (115) über Hügelgräbern (cca. 40–50). Die Flachgräber sind in der Otava-Mikroregion<br />

und weniger im Gebiet des Unterlaufs von Blanice konzentriert (Abb. 5). Die Hügelgräberfelder sind<br />

demgegenüber in fast allen südböhmischen Mikroregionen verbreitet, vor allem im Nordteil des Budweiser<br />

Beckens, im Gebiet von Týn nad Vltavou und in der Mikroregion am Unterlauf von Lužnice.<br />

Alle Gräberfelder sind an die benachbarten Siedlungen angeschlossen, keines liegt ganz abseits der<br />

Siedlungsgebiete. Bei den meisten Gräberfeldern sind nur 1–4 Gräber untersucht worden, was die ursprüngliche<br />

Größe der Nekropolen bestimmt nicht widerspiegelt. Die größten südböhmischen Gräberfelder<br />

sind Rohozná mit 8 Gräbern (Bouzek 1963, 111, Abb. 11–14; Chvojka 2001a, 170), Strakonice<br />

mit 18 Gräber (Michálek 1993) und Topělec mit 37 Gräber (Braun – Fröhlich 1978). Das größte<br />

Hügelgräberfeld befindet sich bei Drhovice, wo etwa 23 Hügelgräber der jüngeren Bronzezeit nachgewiesen<br />

sind (Kolář 1898/1899; Böhm 1937, 156–160; Konopa 1981, 18–20, 77–95). Dieses Hügelgräberfeld<br />

dürfte als einziges erst seit Bz D bestanden haben, alle anderen südböhmischen Fundorte<br />

dieser Kategorie zeigen eine kontinuierliche Benutzung seit der mittleren Bronzezeit, wobei in die<br />

Urnenfelderzeit dort maximal ein paar Hügelgräber eingeordnet werden können (vgl. Bouzek 1985).<br />

2.3. Hort- und Einzelfunde. In Südböhmen kennen wir heute (einschließlich der umstrittenen)<br />

insgesamt 30 Hortfunde von Bronzegegenständen (Chvojka 2001a, 122). Die Hälfte gehört dem<br />

Horizont Pilsen-Jíkalka an, d.h. entfällt auf die Wende zwischen mittlerer und jüngerer Bronzezeit<br />

(Bz C2/D; Kytlicová 1964; 1975). Eine große Konzentration dieser Hortfunde ist in der Umgebung<br />

des Höhenfundortes in Zvíkov erwiesen (Abb. 3). In den folgenden Zeitstufen vermindert sich die<br />

Zahl der südböhmischen Hortfunde markant: dem Horizont der Brucherzfunde (Bz D2 – Ha A1)<br />

können wir nur 5 Depotfunde zuweisen, dem Jenišovice-Horizont (Ha A2/B1) nur einen sicherer<br />

Hortfund, ebenso in der folgenden Spätbronzezeit.<br />

Die letzte Kategorie der südböhmischen Fundorte der Urnenfelderzeit sind Einzelfunde, von<br />

denen heute 48 bekannt sind (Chvojka 2001a, 124). Mit Ausnahme von zwei Gegenständen handelt<br />

es sich um Bronzefunde, die auch in damals unbesiedelten Gebieten gefunden wurden. Als Beispiel<br />

können wir einige Einzelfunde aus der Umgebung von Třeboň nennen, die manchmal als Opfergaben<br />

in den damaligen Sümpfen interpretiert werden (Beneš 1978, 37). Erwähnenswert ist auch die<br />

hohe Zahl der Einzelfunde von Lanzenspitzen im Böhmerwald, die auf Fernkontakte hinweisen<br />

könnten (Fröhlich 1999). Unsere Region bietet auch zwei Flussfunde, konkret zwei Nadeln aus dem<br />

Fluss Otava (Michálek 1981, Taf. 2: 10; Fröhlich 1991).<br />

3. Chronologische Beziehungen: Entwicklungskontinuität oder Diskontinuität<br />

In Südböhmen können wir seit dem Anfang der mittleren Bronzezeit mit der kontinuierlichen<br />

Entwicklung einer Population rechnen, die zur böhmisch-oberpfälzischen Hügelgräberkultur gehörte.<br />

Im Verlauf der mittleren Bronzezeit, vor allem während ihrer jüngeren Stufe Bz C, sind in unserer<br />

Region Einflüsse aus der mitteldonauländischen Hügelgräberkultur spürbar, die sich vor allem in<br />

der materiellen Kultur zeigen (Beneš – Kytlicová 1991, 78; Chvojka 2003, 47–49). Es ist bisher nicht<br />

eindeutig geklärt, ob diese Einflüsse auch mit der Einwanderung einer neuen Bevölkerungsschicht<br />

zu verbinden sind, die von einem deutlichen Anwachsen der Zahl der südböhmischen Fundorte in<br />

dieser Zeitstufe sowie der Besiedlung vorher unbesiedelter Gebiete (mittleres Otava-Gebiet) angedeutet<br />

wird (vgl. Abb. 2). Nach wie vor stehen eindeutige Spuren einer Einwanderungswelle in unsere<br />

Region aus.<br />

Südböhmen gehörte also zu jenen Regionen, in denen es zu gegenseitigem Kontakt und gegenseitiger<br />

Beeinflussung beider Hügelgräberkulturen der mittleren Bronzezeit kam und später zu ihrer

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