Archeologické rozhledy 2004 - Archeologický ústav AV ČR
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CHVOJKA: Souãasn˘ stav poznání popelnicov˘ch polí v jiÏních âechách<br />
allmählichen Verschmelzung. Aus dieser vereinigten Grundlage entwickelte sich dann die folgende<br />
Zivilisation der Urnenfelder (Plesl 1965, 506–507; 1974, 349–352; Hrala 1990, 203). Es handelte<br />
sich um einen kontinuierlichen Übergang zwischen der mittleren und jüngeren Bronzezeit, dessen<br />
Ausdruck die Übergangshorizonte in vielen mitteleuropäischen Regionen sind (Kytlicová 1975, 95;<br />
Hrala 1990, 203–205). Der Hügelgräber-Knovízer Übergangshorizont, der an die Wende der Stufen<br />
Bz C2/D gehört, kann auch für Südböhmen definiert werden (Chvojka 2001a, 144–145; 2003, 49–51).<br />
Etwa 40 südböhmische Fundorte (aller Kategorien aus allen zentralen Mikroregionen) gehören in<br />
diesen Horizont (Abb. 3–4). Nach dem heutigen Kenntnisstand finden wir in Südböhmen keine überzeugenden<br />
Belege für die Ankunft einer größeren Zahl neuer Siedler, die bisher im Zusammenhang<br />
mit der Theorie der Verbreitung der Knovízer-Kultur aus Mittelböhmen angenommen worden ist<br />
(z.B. Bouzek 1963, 77; 2001, 20).<br />
Die folgende Epoche der Urnenfelder verlief in Südböhmen wahrscheinlich ohne größere Umbrüche.<br />
Wir können hier eine Siedlungskontinuität während der ganzen jüngeren Bronzezeit (Bz D – Ha A)<br />
voraussetzen (Abb. 5) und der Übergang zur Spätbronzezeit scheint auch ohne jeden Umbruch verlaufen<br />
zu sein (Bouzek 1965, 67). In dieser Zeitstufe (d.h. Ha A2/B1) ist die Siedlungsdichte in Südböhmen<br />
am größten (siehe z.B. Michálek – Chvojka 2000, 32; Chvojka 2001a, 90–93; Fröhlich –<br />
Chvojka 2001, 116).<br />
Im Unterschied zur jüngeren Bronzezeit ist in der Spätbronzezeit (Ha B) in allen südböhmischen<br />
Gebieten eine markante Abnahme der Fundorte erkennbar (Abb. 6). Trotzdem ist eine Besiedlung<br />
während dieser ganzen Zeitstufe bis zum Ende der Bronzezeit in allen zentralen Siedlungsmikroregionen<br />
belegt.<br />
Mit einem sehr wichtigen historischen Phänomen befasst sich die Frage der Entwicklungskontinuität<br />
zwischen der Spätbronze- und der Hallstattzeit dar. In Südböhmen können wir hinsichtlich der<br />
minimalen Zahl der Funde keine eindeutigen Schlüsse ziehen, trotzdem sind einige Indizien zu erwähnen,<br />
die diese Kontinuität anzudeuten scheinen (siehe Chvojka 2003, 55–58; Michálek 2003,<br />
150–152). Angesichts der Tatsache, dass Südböhmen in der Spätbronzezeit in den Rahmen der mittelböhmischen<br />
Štítary-Kultur gehörte (Bouzek 1965, 74; 2001, 23), darf in unserer Region auch ein ähnliches<br />
Ende dieser Kultur angenommen werden. Man kann also sagen, dass die Voraussetzung der<br />
kontinuierlichen Entwicklung in Südböhmen zwischen der Bronze- und Hallstattzeit real zu sein<br />
scheint. In der Stufe Ha C lebte hier wahrscheinlich die gleiche Population wie in der vorhergehenden<br />
Epoche, die freilich um kleinere Gruppen neuer Kolonisten bereichert worden sein kann. Größere<br />
Migrationen und Ankünfte neuer Kolonisten können wir in Südböhmen erst am Anfang der Stufe<br />
Ha D voraussetzen, wenn die Siedlungsdichte wieder zunimmt (Michálek – Lutovský 2000, 183).<br />
4. Erwägung über die Kulturverhältnisse<br />
Wie bereits angeführt, verlief in Südböhmen während der ganzen Urnenfelderzeit eine kontinuierliche<br />
Entwicklung, wahrscheinlich einer Population, die hier mindestens seit dem Anfang der mittleren<br />
Bronzezeit lebte und im Laufe der Zeit durch äußere Einflüsse allmählich ihre materielle sowie<br />
geistliche Kultur änderte. Diese Theorie widerspricht natürlich den bisherigen Ansichten über die<br />
Existenz zweier selbständiger Kulturen in Südböhmen, d.h. der Knovízer und Milavčer Kultur (z.B.<br />
Bouzek 1963; 1985; Michálek 1990, 59; Bouzek 2001; Sklenář – Sklenářová – Slabina 2002, 202).<br />
Verschiedene Eigenheiten der Milavčer Kultur sollten auch in Südböhmen zum Ausdruck gekommen<br />
sein:<br />
1. Hügelgräber sollten der Milavčer und Flachgräber der Knovízer Kultur angehören. In Südböhmen<br />
sind heute urnenfelderzeitliche (vor allem Bz D) Hügelgräberfelder in allen zentralen Siedlungsmikroregionen<br />
nachgewiesen. Die Flachgräber überwiegen im Otava- und Blanice-Gebiet, wo es jedoch<br />
ursprünglich mehr Hügelgräber gegeben haben kann, die dem intensiven Ackerbau zum Opfer<br />
gefallen wären – die heutigen Flachgräber könnten so ursprünglich eine Hügelaufschüttung gehabt<br />
haben, die nicht erhalten blieb. Diese Uneinheitlichkeit der Grabbauten in der Anfangsstufe der Urnenfelder<br />
(Bz D) ist nicht nur für unsere Region typisch, sondern auch in anderen mitteleuropäischen<br />
Gebieten nachgewiesen (ausführlich Chvojka 2001a, 152–154).