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Das Schriftwesen im Mittelalter

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276 Weitere Behandlung der Schriftwerke.<br />

Dazu kam die Undeutlichkeit der Uebergangschriften, welche<br />

den Abschreibern nicht mehr geläufig waren. Hatte der erste<br />

Schreiber einen häufig unverständlichen Text zu Stande gebracht,<br />

und sich begnügt wirkliche oder scheinbare Wörter<br />

herzustellen, ohne um den Sinn sich zu bekümmern, so verbesserte<br />

später ein anderer die Handschrift, machte Emendationen,<br />

und eine neue Abschrift lieferte einen lesbaren Text,<br />

der aber von dem Original sehr verschieden sein kann. Ein<br />

Beispiel gewährt die am Anfang des 6. Jahrh. geschriebene<br />

Vita Severini, deren älteste, um Jahrhunderte später entstll.ndenc<br />

Abschriften einen so fehlerhaften Text geben, wie wir ihn dem<br />

Verfasser nicht wohl zutrauen können. Handschriften des<br />

12. Jahrh. bieten dagegen eine recht glatt lesbare Legem]e,<br />

cleren Ursprünglichkeit in dieser Gest..'tlt aber sehr zweifelhaft<br />

ist. LehlTeich für diese Vorgänge ist auch, was Bethmann in<br />

Pertz' Archiv VII, 274 ff. über die Textgoschichte des Paulus<br />

Diaconus mittheilt.<br />

Vorzüglich kln.r liegt das Verhältnifs bei der Vita Thiemonis<br />

vor Augen, welche <strong>im</strong> Anfang des 12. Jahrh. ziemlich<br />

kunstlos geschrieben ist. Wir finden den Text <strong>im</strong> Admunter<br />

und Heilsbrunner Corlex, in beiden aber von zweiter Hand sorgfaltig<br />

verbessert, uncl VOll jedem ist nun wieder eine neue Abschrift<br />

dieses überarbeiteten Textes gemacht, der Niederaltaicher<br />

und Vom.uer COllex, welche schon ziemlich weit aus­<br />

·einander gehen. Wären zuf:illig nur diese beiden erhalten, so<br />

würde die Kritik sehr schwierig sein. In diesem Falle handelt<br />

es sich freilich nur um stilistische Aenderungen, wie sie geradlc'<br />

hei Legenclen hä~fig vorkommen, weil sie eben zum Vorlesen<br />

best<strong>im</strong>mt waren. In solcher Art ist auch die Passio SS. Ir.<br />

COl'onatorum überarbeitet. Nicht <strong>im</strong>mer aber war man 80 gewissenhaft,<br />

wie in St. Gallen, wo man neben der modernen Bearbeitung<br />

das Leben des Stifters in einer älteren, doch vielleicht<br />

nicht in der ursprünglichen Form, unverändert aufbewahrte.<br />

nicht VOll dem folgenclen zn trennen, verleitete <strong>im</strong> cod. Colon. 16i<br />

saec. XII f. 20v. in der Passio Anclreae statt in Achaia civitas zu<br />

schreihen 11Iuchina, worauf dann weiter verbessert wurde ciritatiB.

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