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Das Schriftwesen im Mittelalter

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354 Die Schreiber.<br />

pet~dioso titulo vitae Richarii aptav<strong>im</strong>us. 1 ) An diese Worte<br />

klingt die Inschrift einer Engelberger Handschrift des 12. Jahrhunderts<br />

an:<br />

Hic Augustini liber est (s<strong>im</strong>ul) atque Frowini:<br />

Alter dictavit, alter scribendo notavit. l )<br />

Allein hier ist der h. Augustin als Verfasser gemeint,<br />

Frowin nur der Abschreiber. Dagegen soll in der grofsen<br />

Bilderbibel wirklich Abt Frowin dargestellt sein, wie er dem<br />

Schreiber Richene dictiert. 3 ) OUo von Freising sagt von seinem<br />

Notar Ragewin: qui hanc historiam ex ore nostro subnotal-'it,<br />

und Gunther 1212 klagt über den Kopfschmerz, der<br />

ihn peinigt, ut verba inventa notar'io vix poss<strong>im</strong> expr<strong>im</strong>ere. t)<br />

Die Notare erhielten sich in Italien als Stand, und haben<br />

sich von da aus auch nach anderen Ländern verbreitet. Manche<br />

Rechtshandschriften, welche sich vom achten bis zehnten Jahrhundert<br />

auffallend von der feineren Bücherscllrift unterscheiden,<br />

mögen von ihnen herrühren, so wie auch die Urkundenschrift<br />

bis in Ludwigs des Frommen Zeit, in Italien weit länger, von<br />

der karolingischen Reform unberührt blieb. Wir haben oben<br />

S. 90 gesehen, wie der Pabst 972 seinen Notar rief, um eine<br />

Bulle zu schreiben. 5 ) Die Notare waren es eben, von welchen<br />

die so lange festgehalteue Schrift der päbstlichen Bullen herrührte,<br />

die man deshalb script(t notaria nannte. Nachdem man<br />

davon abgegangen und auch Papyrus nicht mehr zu haben<br />

1) Gedr. u. a. bei Jaft"e, BibI. VI, 756.<br />

2) Rahn, Gesch. d. bildenden Künste in der Schweiz I, 307 ans<br />

v. Liebenau, Versuch einer urkundl. Darstellung von Engclberg (1846)<br />

Seite 34.<br />

I) Rahn a. a. 0., wo auch ein schreibender Evangelist abgebildet<br />

ist, wie gewöhnlich das Buch mit dem abgerundeten Messer haltend<br />

(oben S. 230).<br />

4) de orat. XII, 1. Forschungen XIII, 285.<br />

6) Ich trage bei dieser Gelegenheit eine Stelle der Petershauser<br />

Chronik I c. 27 (MG. SS. XX, 633) nach, auf welche Herr Dr. W. .Arndt<br />

mich aufmerksam macht: Privz1egium mOJlUsterii in biblis pr<strong>im</strong>itus<br />

scriptum, quod et haetenus est in monasterio eonservatum. Es ist eine<br />

Bulle VOll 989.

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