Immanuel Kant - Grundlegung zur Metaphysik der ... - Al-Adala.de
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24969 <strong>Kant</strong>: <strong>Grundlegung</strong> <strong>zur</strong> <strong>Metaphysik</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitten 23<br />
rührte ihn nicht, weil er mit seiner eigenen gnug beschäftigt<br />
ist, und nun, da keine Neigung ihn mehr<br />
dazu anreizt, risse er sich doch aus dieser tödlichen<br />
Unempfindlichkeit heraus, und täte die Handlung<br />
ohne alle Neigung, lediglich aus Pflicht, als<strong>de</strong>nn hat<br />
sie allererst ihren echten moralischen Wert. Noch<br />
mehr: wenn die Natur diesem o<strong><strong>de</strong>r</strong> jenem überhaupt<br />
wenig Sympathie ins Herz gelegt hätte, wenn er (übrigens<br />
ein ehrlicher Mann) von Temperament kalt und<br />
gleichgültig gegen die Lei<strong>de</strong>n an<strong><strong>de</strong>r</strong>er wäre, vielleicht,<br />
weil er, selbst gegen seine eigene mit <strong><strong>de</strong>r</strong> beson<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
Gabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Geduld und aushalten<strong>de</strong>n Stärke versehen,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong>gleichen bei je<strong>de</strong>m an<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch voraussetzt, o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
gar for<strong><strong>de</strong>r</strong>t; wenn die Natur einen solchen Mann (welcher<br />
wahrlich nicht ihr schlechtestes Produkt sein<br />
wür<strong>de</strong>) nicht eigentlich zum Menschenfreun<strong>de</strong> gebil<strong>de</strong>t<br />
hätte, wür<strong>de</strong> er <strong>de</strong>nn nicht noch in sich einen<br />
Quell fin<strong>de</strong>n, sich selbst einen weit höhern Wert zu<br />
geben, als <strong><strong>de</strong>r</strong> eines gutartigen Temperaments sein<br />
mag <strong>Al</strong>lerdings! gera<strong>de</strong> da hebt <strong><strong>de</strong>r</strong> Wert <strong>de</strong>s Charakters<br />
an, <strong><strong>de</strong>r</strong> moralisch und ohne alle Vergleichung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> höchste ist, nämlich daß er wohltue, nicht aus<br />
Neigung, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n aus Pflicht.<br />
Seine eigene Glückseligkeit sichern, ist Pflicht (wenigstens<br />
indirekt), <strong>de</strong>nn <strong><strong>de</strong>r</strong> Mangel <strong><strong>de</strong>r</strong> Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />
mit seinem Zustan<strong>de</strong>, in einem Gedränge von vielen<br />
Sorgen und mitten unter unbefriedigten Bedürfnissen,<br />
Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie