Immanuel Kant - Grundlegung zur Metaphysik der ... - Al-Adala.de
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24984 <strong>Kant</strong>: <strong>Grundlegung</strong> <strong>zur</strong> <strong>Metaphysik</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitten 38<br />
ralischen Werte die Re<strong>de</strong> ist, es nicht auf die Handlungen<br />
ankommt, die man sieht, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auf jene innere<br />
Prinzipien <strong><strong>de</strong>r</strong>selben, die man nicht sieht.<br />
Man kann auch <strong>de</strong>nen, die alle Sittlichkeit, als bloßes<br />
Hirngespinst einer durch Eigendünkel sich selbst<br />
übersteigen<strong>de</strong>n menschlichen Einbildung, verlachen,<br />
keinen gewünschteren Dienst tun, als ihnen ein<strong>zur</strong>äumen,<br />
daß die Begriffe <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflicht (so wie man sich<br />
auch aus Gemächlichkeit gerne überre<strong>de</strong>t, daß es auch<br />
mit allen übrigen Begriffen bewandt sei) lediglich aus<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Erfahrung gezogen wer<strong>de</strong>n mußten; <strong>de</strong>nn da bereitet<br />
man jenen einen sichern Triumph. Ich will aus<br />
Menschenliebe einräumen, daß noch die meisten unserer<br />
Handlungen pflichtmäßig sein; sieht man aber<br />
ihr Tichten und Trachten näher an, so stößt man allenthalben<br />
auf das liebe Selbst, was immer hervorsticht,<br />
worauf, und nicht auf das strenge Gebot <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Pflicht, welches mehrmalen Selbstverleugnung erfo<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
wür<strong>de</strong>, sich ihre Absicht stützet. Man braucht<br />
auch eben kein Feind <strong><strong>de</strong>r</strong> Tugend, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur ein<br />
kaltblütiger Beobachter zu sein, <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n lebhaftesten<br />
Wunsch für das Gute nicht so fort für <strong>de</strong>ssen Wirklichkeit<br />
hält, um (vornehmlich mit zunehmen<strong>de</strong>n Jahren<br />
und einer durch Erfahrung teils gewitzigten, teils<br />
zum Beobachten geschärften Urteilskraft) in gewissen<br />
Augenblicken zweifelhaft zu wer<strong>de</strong>n, ob auch wirklich<br />
in <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt irgend wahre Tugend angetroffen<br />
Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie