Immanuel Kant - Grundlegung zur Metaphysik der ... - Al-Adala.de
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24975 <strong>Kant</strong>: <strong>Grundlegung</strong> <strong>zur</strong> <strong>Metaphysik</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Sitten 29<br />
es klüglich, o<strong><strong>de</strong>r</strong> ob es pflichtmäßig sei, ein falsches<br />
Versprechen zu tun. Das erstere kann ohne Zweifel<br />
öfters stattfin<strong>de</strong>n. Zwar sehe ich wohl, daß es nicht<br />
gnug sei, mich vermittelst dieser Ausflucht aus einer<br />
gegenwärtigen Verlegenheit zu ziehen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n wohl<br />
überlegt wer<strong>de</strong>n müsse, ob mir aus dieser Lüge nicht<br />
hinterher viel größere Ungelegenheit entspringen<br />
könne, als die sind, von <strong>de</strong>nen ich mich jetzt befreie,<br />
und, da die Folgen bei aller meiner vermeinten<br />
Schlauigkeit nicht so leicht vorauszusehen sind, daß<br />
nicht ein einmal verlornes Zutrauen mir weit nachteiliger<br />
wer<strong>de</strong>n könnte, als alles Übel, das ich jetzt zu<br />
vermei<strong>de</strong>n ge<strong>de</strong>nke, ob es nicht klüglicher gehan<strong>de</strong>lt<br />
sei, hiebei nach einer allgemeinen Maxime zu verfahren,<br />
und es sich <strong>zur</strong> Gewohnheit zu machen, nichts zu<br />
versprechen, als in <strong><strong>de</strong>r</strong> Absicht, es zu halten. <strong>Al</strong>lein es<br />
leuchtet mir hier bald ein, daß eine solche Maxime<br />
doch immer nur die besorglichen Folgen zum Grun<strong>de</strong><br />
habe. Nun ist es doch etwas ganz an<strong><strong>de</strong>r</strong>es, aus Pflicht<br />
wahrhaft zu sein, als aus Besorgnis <strong><strong>de</strong>r</strong> nachteiligen<br />
Folgen; in<strong>de</strong>m, im ersten Falle, <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff <strong><strong>de</strong>r</strong> Handlung<br />
an sich selbst schon ein Gesetz für mich enthält,<br />
im zweiten ich mich allererst an<strong><strong>de</strong>r</strong>wärtsher umsehen<br />
muß, welche Wirkungen für mich wohl damit verbun<strong>de</strong>n<br />
sein möchten. Denn, wenn ich von <strong>de</strong>m Prinzip<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Pflicht abweiche, so ist es ganz gewiß böse;<br />
wer<strong>de</strong> ich aber meiner Maxime <strong><strong>de</strong>r</strong> Klugheit abtrün-<br />
Digitale Bibliothek Band 2: Philosophie