Die Europalehramts-Studiengänge
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1 <strong>Die</strong> <strong>Europalehramts</strong>-<strong>Studiengänge</strong> im Kontext<br />
regionale Bildungspolitik europäisch auszurichten. Welche Rolle spielt dabei die europäische<br />
Dimen-sion im Bildungswesen für die baden-württembergische Bildungspolitik?<br />
1.1.1 <strong>Die</strong> europäische Dimension in der Lehrerinnen-/Lehrerbildung<br />
Aufgrund bildungspolitischer Beschlüsse, Initiativen und Veröffentlichungen haben Institutionen<br />
auf europäischer Ebene seit Anfang der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts<br />
immer mehr Einfluss auf nationalstaatliche Bildungssysteme gewonnen (Berggreen-Merkel,<br />
2000). Als herausragendes Beispiel hierfür gilt die „Entschließung des Rates und der im Rat<br />
vereinigten Minister für das Bildungswesen zur europäischen Dimension im Bildungswesen“<br />
vom 24. Mai 1988. Ziel der Maßnahmen, die in der Entschließung aufgeführt werden, ist es:<br />
- „das Bewusstsein der jungen Menschen für die europäische Identität zu stärken [...];<br />
- die junge Generation auf ihre Beteiligung an der wirtschaftlichen und sozialen<br />
Entwicklung der Gemeinschaft [...] vorzubereiten [...];<br />
- den jungen Menschen eine bessere Kenntnis der Gemeinschaft und ihrer Mitgliedsstaaten<br />
in ihren historischen, kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Aspekten zu<br />
vermitteln [...].“ (Europäische Gemeinschaften, 1988, S. 5)<br />
Durch Maßnahmen auf europäischer und nationalstaatlicher Ebene sollen diese Ziele<br />
erreicht werden. Bezogen auf die Mitgliedsstaaten ist z.B. die Rede von der Einbeziehung<br />
der europäischen Dimension in die Lehrpläne, die Unterrichtsmaterialien und schließlich in<br />
den Unterricht selbst. Explizit genannt wird auch die Lehrerinnen-/Lehrerbildung: Das<br />
Lehramts-Studium soll europabezogene Studien enthalten. Studierende werden an transnationalen<br />
Programmen teilnehmen. Weiterhin werden in Grenzregionen verstärkt Kontakte<br />
und Begegnungen zwischen Schülerinnen und Schülern und Lehrpersonen gefördert.<br />
<strong>Die</strong> Entschließung hat der Einführung einer europäischen Dimension in den Bildungssystemen<br />
der Mitgliedsstaaten einen entscheidenden Anstoß gegeben. <strong>Die</strong> Nachfolgebeschlüsse<br />
enthalten eine Ausweitung der Maßnahmen mit einer Anpassung an zeitliche<br />
Gegebenheiten. 2<br />
In Baden-Württemberg ist die Bildungspolitik schon früh den genannten und weiteren<br />
Vorschlägen gefolgt: „Europa im Unterricht“ (Schmitz-Rixen, 1997), 3 „Bilingualer Unterricht<br />
[...]“ (Ebke, 1993), 4 das deutsch-französische Sprach- und Begegnungsprogramm „Lerne die<br />
Sprache des Nachbarn“ für Grundschulen am Oberrhein (Pelz, 1999) – diese und andere<br />
Initiativen sind seit Mitte der achtziger Jahre verbreitete Praxis an den Schulen in Baden-<br />
Württemberg.<br />
2 Im „Grünbuch zur Europäischen Dimension des Bildungswesens“ (Kommission der Europäischen Gemeinschaften, 1993)<br />
werden die Ausführungen zur Lehrerinnen-/Lehrerbildung etwas präzisiert. Beispielsweise ist dort die Rede von einer<br />
„transnationalen Zusammenarbeit der Ausbildungsstätten insbesondere im Rahmen europäischer Netze [...].“ Im „Weißbuch<br />
zur allgemeinen und beruflichen Bildung“ (Kommission der Europäischen Gemeinschaften, 1996) wird gefordert: „Jeder<br />
sollte drei Gemeinschaftssprachen beherrschen“ (ebd., S. 72). Außerdem wird auf bilingualen Unterricht eingegangen.<br />
3 Vgl. den entsprechenden Entschluss der Kultusministerkonferenz von 1990.<br />
4 Zum Begriff des „bilingualen Unterrichts“ s. z.B. Mentz, 2001 sowie Niemeier, 2000, S. 28.