Schriften zu Genetischen Ressourcen - Genres
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Sorten- und Herkunftsbewusstsein bei Wein<br />
Sortenbewusstsein<br />
Kellertechnische Errungenschaften, gekoppelt mit verbesserten Kulturmaßnahmen<br />
führten allmählich <strong>zu</strong> einem stetig wachsenden Sortenbewusstsein in Deutschland. In<br />
den 1960er Jahren wurde der Weintrinker mit völlig neuen Rebsortennamen konfrontiert.<br />
Dabei handelte es sich um ertragsstabile und qualitätsorientierte Neuzüchtungen,<br />
die einen guten Ertrag und eine hohe Qualität lieferten. Edelsüße Weine wurden<br />
bevor<strong>zu</strong>gt getrunken, was eine Entsprechung im damaligen barocken Einrichtungsstil<br />
fand. Ab etwa 1970 kehrte sich der Trend um, mit den Großmutterschränken kehrten<br />
auch trockene Weine und der Anbau klassischer Rebsorten <strong>zu</strong>rück. Die Rieslinganbaufläche<br />
stieg wieder. Um 1980 wurde es üblich, Weine vermehrt <strong>zu</strong>m Essen <strong>zu</strong><br />
servieren, und die Gesundheitswelle propagierte die gesundheitsförderlichen Eigenschaften<br />
der Rotweine (cholesterinsenkende Wirkung, bessere Durchblutung der<br />
Herzkranzgefäße usw.). Seit 1990 beginnen Globalweine das Sortenbewusstsein auf<br />
wenige Rebsorten <strong>zu</strong> begrenzen. Die genaue Herkunftsbezeichnung wird vernachlässigt<br />
<strong>zu</strong>gunsten der Sortennennung. Ein enges Sortenbewusstsein ist geblieben<br />
mit 'Cabernet Sauvignon', 'Merlot' und 'Chardonnay' als Spitzenreiter, deren Anbaufläche<br />
sich weltweit sprunghaft ausgedehnt hat und noch immer <strong>zu</strong>nimmt. Begünstigt<br />
durch die globale Erwärmung setzen jetzt auch deutsche Winzer mit Erfolg auf diese<br />
Sorten. Der Rotweintrend und die Bevor<strong>zu</strong>gung tiefdunkler Weine hat den neuen<br />
Rebsorten 'Dornfelder' und der pilzwiderstandsfähigen Neuzüchtung 'Regent' <strong>zu</strong><br />
schneller Verbreitung und Ansehen verholfen. In den letzten Jahren erzielten Dornfelderweine<br />
Höchstpreise.<br />
Neue Begriffe für das Marketing von deutschem Wein<br />
Durch Marken- und Phantasiebezeichnungen versuchen Selbstvermarkter, Genossenschaften<br />
und Handel, Kunden an sich <strong>zu</strong> binden. Markenbezeichnungen sind beispielsweise<br />
„Goldener Oktober“ und „Revian“. Sie gelten für ganz Deutschland wie<br />
„Blue Nun“ für Liebfrauenmilch in Nordamerika. Phantasienamen wie „Bacat“ oder<br />
„Cave“, die eine Geschmacks- oder Produktlinie verkörpern, sollen vor allem junge<br />
Verbraucher oder Gelegenheitsweintrinker ansprechen, die sich im Weinsortiment<br />
noch nicht <strong>zu</strong>rechtfinden.<br />
Neue Begriffe für Weintypen sind „Classic“ und „Selection“. Sie wurden kreiert um<br />
dem deutschen Konsumenten mehr Klarheit beim Weinkauf <strong>zu</strong> verschaffen. Der<br />
Jahrgang 2000 ist der erste, der mit diesen Bezeichnungen gekennzeichnet werden<br />
darf. Diese neue Regelung soll das im Ausland immer noch vorherrschende Vorurteil<br />
entkräften, dass deutsche Spätlese- und Ausleseweine immer lieblich sind. „Classic“<br />
signalisiert dem Weinkäufer, dass es sich um einen Wein von einer klassischen, gebietstypischen<br />
Rebsorte handelt, der von gehobener Qualität, gehaltvoll, kräftig,<br />
aromatisch und „harmonisch trocken“ ist (Rest<strong>zu</strong>ckergehalt: Säure x 2; max 15 g/l).<br />
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