Schriften zu Genetischen Ressourcen - Genres
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J. BREMOND und M. MARX<br />
Korrelation zwischen der beschriebenen Fleischqualität und dem langsamerem Aufbau<br />
von Körpersubstanz, also dem langsameren Wachstum, handelt. Es tritt hier also<br />
nicht „das Gen“ für bessere Fleischqualität in Erscheinung.<br />
Auch der Einfluss der Fütterung ist nicht <strong>zu</strong> unterschätzen. Das Rote Höhenvieh ist<br />
eine Rasse, die extensiv gehalten werden kann. Extensiv bedeutet jedoch nicht, wie<br />
irrtümlich oft angenommen, geringen Betreuungsaufwand, minimale Aufwendung für<br />
Ställe und für die Versorgung der Tiere. Vielmehr steht im Vordergrund, dass Tiere<br />
des Roten Höhenviehs aufgrund ihrer geringeren Größe und der geringeren Zunahmen<br />
einen wesentlich geringeren Energie- und Proteinbedarf haben als andere Rassen,<br />
die ja auch entsprechend als „Intensiv-Rassen“ bezeichnet werden. Genau dieser<br />
Effekt wird dahingehend genutzt, dass die Tiere auf weniger ergiebigen, oft ungedüngten<br />
Standorten und ohne übermäßige Zufütterung von Kraftfutter ihre Leistung<br />
erbringen. Die Tiere befriedigen ihren Energie- und Proteinbedarf also lediglich<br />
mit der natürlich vorkommenden Vegetation. Die Folge liegt auf der Hand: Ein Rind,<br />
das nur Gras und Heu frisst, baut eine etwas andere Körpersubstanz auf, als eines,<br />
das mit Silage, Getreide und sonstigen Zusatzmitteln gefüttert wurde. Die Unterschiede<br />
in der Fleischqualität sind auch für den Verbraucher erkennbar.<br />
Kulturelle und regionale Identität<br />
Die hier an<strong>zu</strong>führenden Argumente im Rahmen der Marketingstrategie sind klar als<br />
Sekundäraspekte ein<strong>zu</strong>stufen. Eine direkte Beziehung zwischen dem <strong>zu</strong> vermarktenden<br />
Produkt und diesen <strong>zu</strong>sätzlich vermittelten positiven Werten existiert nicht<br />
und wird erst durch unser Tun, durch unser Marketing geschaffen. Wieso sind es<br />
aber gerade diese Werte, die wir hier in den Vordergrund stellen? Es bietet sich gerade<strong>zu</strong><br />
an. Wenn wir, wie im Fall des Roten Höhenviehs, von alten Landrassen reden,<br />
so hat das sehr viel mit kulturellem Erbe <strong>zu</strong> tun. Es ist die Rinderrasse unserer<br />
Vorfahren, die Rasse, mit denen noch unsere Großeltern ihr täglich Brot erwirtschafteten.<br />
Landwirtschaftliche Nutztierhaltung war damals noch ein direktes existenzielles<br />
Unterfangen; wer eine Kuh hatte, hatte auch Milch. Diese Zeiten sind<br />
noch gar nicht so lange her, und gerade weil es für die Menschen harte Zeiten waren,<br />
ist es das wert, als kulturelles Erbe verstanden und angenommen <strong>zu</strong> werden.<br />
Durch das Herausstellen einer persönlichen Verbundenheit des Verbrauchers <strong>zu</strong> eigener<br />
Geschichte und <strong>zu</strong> eigenen Wurzeln schafft sich der Konsument eine Verbindung<br />
von sich selbst <strong>zu</strong> dem Produkt, und die Bereitschaft, das Produkt <strong>zu</strong> kaufen ist<br />
vorhanden.<br />
Der zweite Aspekt der Regionalität steht in enger Anlehnung an die genannten kulturellen<br />
Bezüge. Wie viele andere alte Haustierrassen, hatte auch das Rote Höhenvieh<br />
eine überwiegend regionale Verbreitung und Bedeutung. Dies ist, wie eingangs bereits<br />
erwähnt, an den verschiedenen Bezeichnungen erkennbar, die den Namen der<br />
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