Schriften zu Genetischen Ressourcen - Genres
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Markenschutz für das Rote Höhenvieh?<br />
mung“ sorgte ebenfalls dafür, dass Sperma von Bullen aus weit entfernten Regionen<br />
schnell, preisgünstig und völlig problemlos eingesetzt werden konnte und führte damit<br />
<strong>zu</strong>r Verdrängung der heimischen Rotviehschläge.<br />
Als Anfang der 80er Jahre dann von dem alten roten Landschlag fast nichts mehr<br />
vorhanden war, entwickelte sich ein Bewusstsein um diese alte Rasse. Getragen von<br />
der inzwischen auch international formulierten kulturellen, wissenschaftlichen und<br />
politischen Bedeutung alter Haustierrassen besannen sich Landwirte und Tier<strong>zu</strong>chtwissenschaftler<br />
ihrer Verantwortung, beklagten den offensichtlichen Verlust und bemühten<br />
sich um eine Bestandsaufnahme. Einige Kühe, die noch ein wenig der Genetik<br />
der alten Rasse führten, wurden gefunden. Reinrassige Kühe gab es keine<br />
mehr, die Rasse schien definitiv ausgestorben.<br />
Ein Zufallsfund brachte jedoch in einer hessischen Besamungsstation noch Restportionen<br />
von Sperma eines alten und <strong>zu</strong>dem reinrassigen „Vogelsberger“. Auf dieser<br />
genetischen Basis entwickelte sich nunmehr die weitere Zuchtarbeit. Im Laufe der<br />
Jahre wurden vor allem in Hessen, aber auch in Westfalen und im Harz noch weitere<br />
Kühe mit „Restgenetik“ gefunden und in die Zucht integriert. Mit der Zeit entwickelte<br />
sich nun mehr und mehr eine Eigendynamik der Zucht und Haltung des Roten Höhenviehs.<br />
Nach und nach fanden sich in den ehemaligen Zuchtgebieten Züchter und<br />
Interessenten und organisierten sich und ihre Zuchtarbeit in Vereinen und auch innerhalb<br />
der anerkannten Züchtervereinigungen. Folgerichtig kam es 1998 <strong>zu</strong>r Gründung<br />
der „Bundesarbeitsgemeinschaft Rotes Höhenvieh“ (BAG - RHV), in der Vertreter<br />
aus Hessen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Sachsen<br />
und seit kurzer Zeit auch aus Bayern vertreten sind. So gibt es <strong>zu</strong>r Zeit ca. 100 herdbuchmäßig<br />
organisierte Züchter mit knapp 500 eingetragenen Kühen. Die Arbeit der<br />
letzten 20 Jahre war damit erfolgreich, die Zucht hat sich konsolidiert und die Züchter<br />
halten Ausschau nach Perspektiven.<br />
So ehrenhaft die Zucht und Erhaltung alter Haustierrassen auch sein mag, Geld lässt<br />
sich damit nicht verdienen. Staatliche Fördermaßnahmen, meist in Verbindung mit<br />
EU-Regulationen sorgen dafür, dass dem Tierhalter ein Ausgleich dafür gewährt<br />
wird, dass er eine Rasse hält und erhält, die unter ökonomischen Gesichtspunkten<br />
sowie vordergründig nicht mehr zeitgemäß und nicht mehr konkurrenzfähig scheint.<br />
Es stellt sich den Landwirten nun mehr und mehr die Frage nach der Leistungsfähigkeit<br />
der Rasse und nach Vermarktungsmöglichkeiten für das Rote Höhenvieh und<br />
nach Erlösen. Darauf muss den Tierhaltern eine Antwort gegeben werden können.<br />
Die immer wieder <strong>zu</strong> hörenden Argumente wie „langlebig“, „robust“ und „mit besonderen<br />
Qualitäten behaftet“ mögen ja stimmen, nur auszahlen in Euro und Cent tun<br />
sie sich nicht.<br />
Welche Chancen bieten sich nun, das Rote Höhenvieh als Marke <strong>zu</strong> etablieren und<br />
<strong>zu</strong> vermarkten, welche Vorausset<strong>zu</strong>ngen müssen erfüllt werden, welche Punkte<br />
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