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Ablauf der Entscheidungs- prozesse zur Anlage einer perkutanen ...

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Fallbesprechungen würden gelegentlich mit Ärzte geführt, die alle vier Wochen o<strong>der</strong> einmal<br />

im Quartal vorbeischauen. Für Ärzte, die jede Woche zum Hausbesuch kommen finden Absprachen<br />

auf dem „kurzen Dienstweg“ statt (Gudrun Kohlmann - Pflegende).<br />

Der Austausch unter ärztlichen Kollegen wird unterschiedlich hoch bewertet. Zur diagnostischen<br />

Urteilsbildung im Zusammenhang mit <strong>einer</strong> PEG wird gelegentlich die Meinung eines<br />

Kollegen z. B. eines Neurologen, Onkologen o<strong>der</strong> eines Psychiaters konsiliarisch hinzugezogen.<br />

Das sei beson<strong>der</strong>s sinnvoll um z. B. depressive Verstimmungen differentialdiagnostisch<br />

von an<strong>der</strong>en Ursachen des „Nicht-Essen-Wollens“ abzugrenzen.<br />

„ja natürlich haben wir das, wenn´s schwierig ist wir haben, wir können ja eine Fallkonferenz mit<br />

dem Palliativmediziner ergänzend machen, ich selber bin Onkologe und darf das auch vertreten,<br />

(..), wir sind ja manchmal fachärztlich gerufen nicht wahr, als Facharzt, mit dem Hausarzt treffen<br />

wir uns da und sprechen sowas ab, wir ziehen in Einzelfällen Neurologen dazu, nicht wahr, man<br />

muss ja einfach sehen was ist Krankheit, was ist Depression, wissen Sie manchen Patienten aus<br />

s<strong>einer</strong> depressiven Episode herausbringen, sind Sie ganz erstaunt, was er doch noch kann, also<br />

solche Gespräche sind einfach notwendig, und die werden auch gemacht, da kommt nicht ein stilles<br />

Konsil, da geht mal <strong>einer</strong> hin und gucken und son<strong>der</strong>n ggf. ruft <strong>der</strong> <strong>zur</strong>ück und wenn´s nicht am<br />

Bett stattfindet gibt es eine telefonische Rücksprache also dass ist ein ganz hoher Stellenwert, den<br />

wir da haben“ (Ingo Klare - Arzt).<br />

Fallbesprechungen in Form von interdisziplinären Fallkonferenzen helfen Konflikte und professionellen<br />

Kränkungen vorzubeugen und unnötiges „Ärztehopping“ zu vermeiden. Sie erhöhen<br />

das Verständnis <strong>der</strong> jeweiligen Perspektiven. Ein Arzt sah dies pessimistischer und<br />

hatte wenig Hoffnung, was den Erfolg eines Dialoges unter den Kollegen betraf.<br />

„ich glaube das ist sinnlos, brauchen wir gar nicht, (...) die Chirurgen wollen das nicht und die an<strong>der</strong>en<br />

denken nicht, soweit, das ist nicht ihr Problem, das erfassen die Leute noch nicht als ihr<br />

Problem“ (Bernhard Beinbühl - Arzt).<br />

Konflikte bei <strong>der</strong> Zusammenarbeit <strong>der</strong> Akteure<br />

Nach Angaben <strong>einer</strong> Ärztin ist die PEG per se „ein klassisches Konfliktthema“. Konflikte tauchen<br />

immer dann auf, wenn es konträre Auffassungen zu Therapieentscheidungen gibt. Es<br />

werden sowohl Konflikte im Sinne von Meinungsverschiedenheiten zwischen den einzelnen<br />

Akteuren als auch zu verschiedenen Zeitpunkten/Positionen im Prozess beschrieben.<br />

Konflikte mit Patienten werden nur von einem Arzt beschrieben. Dabei handelte es sich primär<br />

um die fehlende Zustimmung von Patienten <strong>zur</strong> empfohlenen Therapie, z. B. bei <strong>der</strong><br />

Verordnung von Zusatznahrung, die nach Meinung des Arztes nicht indiziert war o<strong>der</strong> in<br />

Form eines grundsätzlichen Empfindens, dass alte Menschen häufiger Therapieentscheidungen<br />

ablehnen.<br />

Angehörige gelten als konfliktträchtig, wenn sie den Ärzten „nörgelnd und besserwissend“<br />

(Ingo Klare - Arzt) entgegentreten, mit <strong>der</strong> Therapieentscheidung nicht einverstanden sind<br />

o<strong>der</strong> sich nicht entscheiden können. Oftmals hätten die Angehörigen auch einen persönlichen<br />

Konflikt mit sich o<strong>der</strong> den Patienten. Das äußere sich dann in einem schlechten Gewissen<br />

ihren Partnern o<strong>der</strong> Eltern gegenüber (Rainer Braun - Arzt). Nach Aussage eines Arztes<br />

gäbe es eher Konflikte mit Angehörigen als mit Pflegekräften (Klaus Krämer - Arzt). Auch<br />

Pflegende schil<strong>der</strong>n schwierige Auseinan<strong>der</strong>setzungen mit Angehörigen, beson<strong>der</strong>s, wenn<br />

sie selten da sind, sehr for<strong>der</strong>nd auftreten o<strong>der</strong> sich gegen eine Empfehlung entscheiden<br />

(Gudrun Kohlmann - Pflegende).<br />

Umgekehrt gibt es Kritik am Umgang ärztlicher Kollegen mit Angehörigen, beson<strong>der</strong>s in Bezug<br />

auf eine adäquate Aufklärung. So berichten die Befragten über Situationen, in denen<br />

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